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Zehn Mal Kunst und vier Mal Rom

St.Gallen. Zehn Werkbeiträge und vier symbolische Hausschlüssel für die Atelierwohnung in Rom des Kantons St.Gallen hat Regierungsrätin Kathrin Hilber heute im St.Galler Kulturraum «KultBau» an Kunstschaffende übergeben.

Zuvor wurden 99 Bewerbungen für Werkbeiträge in sechs Kunstsparten und 20 Bewerbungen für Rom in einem zweistufigen Verfahren juriert.

«Bei der Vergabe der Werkbeiträge und Romaufenthalte zeigt sich jeweils, wie vielfältig und qualitativ hochstehend das kulturelle Schaffen im Kanton St.Gallen ist», freute sich Regierungsrätin Kathrin Hilber bei der feierlichen Übergabe am Mittwoch im «KultBau». 14 Kunstschaffende konnten aus ihrer Hand Werkbeiträge und symbolische Hausschlüssel für die Atelierwohnung in Rom entgegen nehmen. «Die Unterstützung soll die nötige Zeit geben, Ideen, Projekte und Werke auszuarbeiten und ihre künstlerische Tätigkeit weiterzuentwickeln», führte Kathrin Hilber aus.

Auf die Ausschreibung gingen insgesamt 119 Bewerbungen beim kantonalen Amt für Kultur ein. Danach haben sieben Fachjurys die Eingaben beurteilt und selektioniert. Der Kulturrat hat die Vorschläge in einem zweiten Schritt aus einer umfassenden Optik gewürdigt und die Auswahl getroffen. Nun erhalten die folgenden Kunstschaffenden einen Werkbeitrag in der Höhe von 20’000 Franken: Heinz Baumann, Altstätten (angewandte Kunst); Katalin Deér, St.Gallen; Norbert Möslang, St.Gallen; Francisco Sierra, St-Légier-La Chiésaz, Andy Storchenegger, Zürich (alle bildende Kunst); Rahel Ilona Eisenring, Luzern; Marcel Gisler, Berlin (beide Film); Daniel Ammann, St.Gallen; Carlo Stuppia, Lachen (beide Literatur) sowie Jonas Knecht, Berlin (Theater/Tanz). Einen dreimonatigen Romaufenthalt im Zeitraum 2009/2010 haben Alexandra Maurer, Genf; Eva Kindlimann, St.Gallen; Peter Hirzel, Rorschach, und Massimo Milano, Rapperswil (alle bildende Kunst) in ihre Agenden einschreiben können.

Holz, Maschinen und Möbel

Der Altstätter Möbeldesigner und -schreiner Heinz Baumann geht von einem filigranen Apothekerschränkchen – kunstvoll von Hand mit der Laubsäge bearbeitet – aus dem Jahre 1910 aus, und setzt nun – ganz zeitgemäss – holzverarbeitende Maschinen und die dazugehörigen Werkzeuge ein. Sein Ziel ist, bei der formalen Gestaltung und nötigen Stabilität seiner filigranen modernen Möbel bis an die Grenzen der Möglichkeiten von Maschine, Werkzeug und Werkstoff zu gehen.

Sparten in der Sparte bildende Kunst
Innerhalb der Sparte bildende Kunst wurden sehr unterschiedliche Arbeitsweisen juriert. Die Projekte beinhalten Fotografie, Video, Malerei und Film. Bei Katalin Deér ist der bildhauerische Hintergrund sofort erkennbar: aus der Art wie sie fotografiert, aber auch, wie sie mit der Fotografie als «Skulptur» umgeht. Sie interessiert sich für das Gegenteil von Architekturfotografie, sie untersucht nicht, wie die Dinge geplant oder beabsichtigt waren, sondern wie sie mit der Zeit geworden sind. Norbert Möslang arbeitet vorwiegend mit alltäglichen Bildern und benutzt dazu als Ausgangsmaterial Videosequenzen der Webcams aus aller Welt. Mit seiner digitalen Malerei lässt er eigentliche Stillleben entstehen, welche in höchst poetischer Art und Weise einen fokussierten, oft reduzierten Blick auf Welten, Landschaften und Räume im Zeitalter der Information aufzeigen. Francisco Sierra ist ein Künstler, der sich traumwandlerisch sicher seine Bildwelten erarbeitet und gekonnt in Szene setzt. Technisch virtuos ausgefeilt und auf die Spitze getrieben, malt er in fotorealistischer Absurdität mit der Geschicklichkeit eines zeitgenössischen Hieronymus Bosch. Es sind menschliche Obsessionen, fürchterliche Ängste, unsterbliche Tabus in einer oft so grauenhaften Welt. Andy Storchenegger und sein Projekt «Die Tonga-Schweiz» wiederum ist eine Auseinandersetzung mit den nationalen Traditionen und Wurzeln dieser zwei Länder im globalen Blickpunkt. Er wird versuchen, mit seiner Videokamera im exotischen Eiland die Schweiz zu finden und anschliessend in der Schweiz das Exotische von Tonga zu suchen. Zwei fiktive Dokumentationsfilme entstehen, welche uns die Verschiebung und Vermischung dieser zwei Welten und die Beziehung zwischen Verwandtschaft und Fremdsein zeigen.

Filmschaffen – animiert und verwebt
Die Illustratorin Rahel Ilona Eisenring arbeitet am Animationsfilm «over both ears», der aus verschiedenen Teilen mit je verschiedenen Hauptpersonen aufgebaut ist. Aus den Erfahrungen ihrer bisherigen Arbeit will die Filmerin den Schritt von den kleinen Proportionen hin zu den grossformatigen Arbeiten wagen. Dabei ist weiterhin die animierte Malerei das Zentrum ihres Interesses. Ausgehend von der Malerei werden die einzelnen Szenen entwickelt. Der in Berlin lebende Filmer Marcel Gisler möchte mit seinem Spielfilm «Hasenstrick» das Schicksal der Verdingkinder in der Schweiz aufzeigen. Die Geschichte ist geschickt konstruiert; Vergangenheit und Gegenwart verweben sich gekonnt in die Geschichte hinein. Es ist nicht nur ein typisches und wichtiges Schweizer Geschichtsthema, sondern verspricht auch eine spannende Kinogeschichte.

Literarische Zeitreisen in den Süden und die Zukunft
«Taras Logbuch» ist der zweite Jugendroman von Daniel Ammann. Er ist, weder Fantasy noch Science Fiction verpflichtet, nicht nur auf Spannung angelegt: Basierend auf dem Bewusstsein eines Teenager-Mädchens macht er spielerisch, aber sprachlich präzis den Blick frei für Historisches und Naturwissenschaftliches. Die heutige Welt und ihre Geheimnisse präsentieren sich dabei wie eine Zwiebel, deren zahlreiche Schalen sich ablösen lassen, ohne ein Letztes zu enthüllen. Carlo Stuppias «Zufällig unbekannt» ist als Schelmenroman gedacht: In atmosphärisch stimmigen und burlesk erheiternden Episoden schildert er, was der ungläubige Ich-Erzähler als 15-jähriger Secondo im gottesfürchtigen Süden erlebt. Die barock wuchernde Sprache unterhält mit originellen Wortschöpfungen, eigenwilligen Sprachspielereien und Alliterationen, mit Humor und Ironie.

Theaterrecherchen mit Sprache, Installation und Musik
Der Schauspieler und Regisseur Jonas Knecht widmet sich erneut einer literarischen Vorlage: «Vrenelis Gärtli» aus der Feder des Schriftstellers Tim Krohn. Einerseits sucht er, zusammen mit einer Bühnenbildnerin, zwei Musikern und vier Schauspielerinnen und Schauspielern, nach einer musikalischen Sprache, andererseits sollen Puppenspiel, Schauspiel und Audioinstallation dieses Projekt stark beeinflussen.

Rom – vier Mal anders erleben
Alexandra Maurer möchte am jetzigen Punkt ihres Schaffens aus ihrem vertrauten Umfeld ausbrechen und an einem unbekannten Ort neue künstlerische Herausforderungen annehmen. Geplant ist eine Videoinstallation, welche in verschiedenen öffentlichen Räumen während ihres dreimonatigen Romaufenthalts in Szene gesetzt wird und auf der «peinture animée», einer Vermischung von Video und Malerei, basiert. Die Arbeiten von Eva Kindlimann zeichnen sich durch die Verwendung hauptsächlich textiler Stoffe und entsprechender Bearbeitungsmethoden wie das Bedrucken, ‹Benähen› oder Bemalen aus. Sie versteht es, verschiedene Materialien in stets neue und unerwartete Kombinationen und Zusammenhänge zu bringen. Unter dem Titel ‹essen und reden› möchte sie in Rom Bilder dieser Tätigkeiten, von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten, durch ihre Technik verbinden, verfremden oder zusammenbringen. Ganz anders ist die Arbeitsweise des Rorschachers Peter Hirzel. Er verwendet häufig erdige Farben mit furchigen Texturen und Oberflächen. So ist es die logische Konsequenz, dass Asphalt einen festen Platz in seinen Malmitteln einnimmt. In Rom möchte er während der Sommerhitze die ohne Zweifel zahlreich vorhandenen Asphaltstrassen erkunden und mit allen Sinnen erspüren, um dann die gewonnenen Eindrücke in seine neuen Werke einfliessen zu lassen. Der in Süditalien geborene und in Rapperswil aufgewachsene Comic-Zeichner Massimo Milano beobachtet seit längerem die Entwicklung in seinem Heimatland mit Befremden, empfindet das Geschehen dort zunehmend als schrill und schwer nachvollziehbar. Den dreimonatigen Aufenthalt möchte er dazu nutzen, sich auf die Suche nach seinen «fremden Wurzeln» zu begeben. Diese Suche beabsichtigt er, via Tagebuch zu führen und mit Illustrationen und Zeichnungsserien zu ergänzen.

St.GallenSt.Gallen / 13.08.2009 - 15:15:41