• Aargau
  • Appenzell Ausserrhoden
  • Appenzell Innerrhoden
  • Basel-Landschaft
  • Basel-Stadt
  • Bern
  • Freiburg
  • Genf
  • Glarus
  • Graubünden
  • Jura
  • Luzern
  • Neuenburg
  • Nidwalden
  • Obwalden
  • Schaffhausen
  • Schwyz
  • Solothurn
  • St.Gallen
  • Stadt Winterthur
  • Stadt Zürich
  • Tessin
  • Thurgau
  • Uri
  • Waadt
  • Wallis
  • Zug
  • Zürich

Wie es den Bauern wirklich geht

AI/AR. Sind die Bauern Working Poor oder ewige Nörgler? Experten sehen die Lage der Bauern in der Ostschweiz gar nicht so schwarz, wie man meinen würde.

Den Schweizer Bauern geht es richtig schlecht, sie verarmen, es gibt immer mehr so mehr genannte Working Poors – so klang es gestern aus den Medien.

Bruno Inauen, Landwirtschaftssekretär von Innerrhoden findet diese Darstellung ein wenig überspitzt: «Ach ja, die Bauern sind am verhungern, das hab ich auch schon gehört», meint er leicht ironisch. Natürlich könnte die Lage besser sein, er wolle nichts beschönigen – aber es könnte auch wesentlich schlimmer sein. Nur Durchschnittswerte anzuschauen, sei hier kritisch und werde der effektiven Situation nicht wirklich gerecht, meint er.

37’000 Franken Jahreseinkommen
Dem stimmt auch Martin Büchler, Geschäftsführer der BWV Treuhand St. Gallen/Appenzell zu. Seine Unternehmung schliesst jährlich 1500 Buchhaltungen aus dem Sektor Landwirtschaft ab und kennt die Sorgen und Probleme der Bauern aus der Region. «Es gibt Working Poor, aber bei weitem nicht allen Bauern geht es so schlecht», es sei einfach so, dass sich die Schere zwischen normal und schlecht verdienenden Bauern vergrössert habe, meint Büchler. Ein Durchschnittswert zu nehmen sei deshalb nicht sehr repräsentativ. So habe im Jahr 2005 ein durchschnittlicher Brutto-Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft in unserer Region rund 37’000 Franken betragen. Das sei, wie gesagt aber nur ein Durchschnittswert. Zu bedenken gelte ausserdem, dass dies der Lohn pro Arbeitskraft sei und in vielen Betrieben die Ehefrau oder die Kinder mitarbeiten und Bauern oftmals auch bis zu einem gewissen Grad Selbstversorger seien.

Stabil, aber auf tiefem Niveau
Zusammengefasst sieht Büchler die finanzielle Lage der Ostschweizer Bauern stabil: «Ich sehe die momentane Lage überhaupt nicht als dramatisch an». Für die Zukunft erwartet er, dass sich das Gefälle in den Einkommensunterschieden noch weiter verstärken werde, dass die Bauern aber – wenn auch auf tiefem Niveau – stabile Einkommen haben werden.

Loslassen können
Inauens Zukunftsausblick ist realistisch: «Es schliessen nicht soviele Betriebe, wie es der Markt eigentlich verlangen würde». Was sehr nüchtern klingt, geht zwar auch an Innauen nicht spurlos vorüber: «Klar ist es schmerzlich, wenn Bauern ihren Betrieb einstellen müssen, vor allem auch wen man den persönlichen Aspekt anschaut», er ist sich aber im Klaren, dass diese Entwicklung in jedem anderen Berufszweig auf die eine oder andere Art passiert.

Trotzdem soll man natürlich an der Landwirtschaft festhalten, die Schweiz braucht ihre Bauern aus vielen Gründen. Büchler fordert jedoch mehr Aufrichtigkeit mit sich selbst: «Wenn es beispielsweise zum Generationenwechsel kommt muss man sich ehrlich fragen: ‹Ist das wirklich noch eine Existenz?’».

Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 05.01.2007 - 12:36:00