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Wetternews: Wir kochen ein Gewitter

Für Gewitter braucht es im Prinzip nur drei Zutaten, ganz ähnlich wie beim Pasta kochen.

Zwei davon sind heute reichlich vorhanden, die Dritte nur teilweise. Wo gab es also Gewitter und wo nicht?

Für Gewitter braucht es grundsätzlich nur wenig Zutaten. Dies ist auch beim Kochen von Pasta so. Nur in den Details ist die Gewitterprognose doch etwas schwieriger, als eine einfache Mahlzeit zuzubereiten.



Labile Schichtung

Die Grundbedingung für ein Gewitter ist, dass die Atmosphäre labil geschichtet ist. Also salopp gesagt: Unten hat es warme Luft, oben kalte Luft. Steigt Luft auf, so kühlt sie sich ab. Wenn die Atmosphäre nun labil ist, bleibt aufsteigende Luft wärmer als die Umgebung und steigt somit weiter auf. In unserer Küche ist dies mit einem Topf voll Wasser zu vergleichen. Ohne diesen bleibt die Pasta hart.

Heute ist in der Schweiz einiges an Labilität vorhanden. Dafür sehen wir uns das CAPE an:


CAPE vom Europäischen Modell IFS für heute 15 Uhr (= 17 Uhr MESZ). Erklärungen im Text. (Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz)


CAPE steht für Cumulative Available Potential Energie, oder auch: Wie viel Energie wäre für ein Gewitter vorhanden, wenn es denn ausgelöst wird. In der Abbildung oben ist über den Bergen wenig CAPE zu sehen. Einerseits, weil im Modell schon Schauer und Gewitter da sind, welche diese Energie aufbrauchen, andererseits ist der CAPE-Wert im Modell über dem Gebirge immer niedriger.

An CAPE mangelt es heute also nicht. Doch ist nicht nur wichtig, ob die Atmosphäre grundsätzlich labil ist, sondern auch wie labil oder stabil und auf welche Höhe. Heute gibt es auf rund 1700 Meter eine stabilere Schicht. Deswegen brauchen wir die 3. Zutat.

Feuchte Atmosphäre

Aber zuerst geben noch Feuchtigkeit hinzu. Wenn Luft aufsteigt, kühlt sie sich ab. Je kälter die Luft ist, desto weniger Wasserdampf kann sie halten. Ist die Luft kühl genug, kondensiert der Wasserdampf und eine Wolke entsteht. Wenn Wasser vom gasförmigen in den flüssigen Zustand übergeht, wird Wärme frei. Diese sorgt dafür, dass die Luft wärmer als die Umgebung bleibt und weiter aufsteigt. In unserer Kochanalogie ist das ganze etwas einfacher: Ohne die Pasta selbst gibt es keine Mahlzeit.


Niederschlagbares Wasser: Wie viel Wasser ist in der Atmosphäre über jedem Punkt am Boden. Dies ist ein Mass dafür, wie viel Feuchtigkeit vorhanden ist. Hier vom Europäischen Modell IFS. (Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz)


Feuchtigkeit ist heute viel vorhanden. Die Werte des niederschlagbaren Wassers sind verbreitet über 30 mm, was hoch ist. Über den Alpen ist der Wert deutlich kleiner, dies ist aber ein Effekt der Topographie und des Modelles.

Für Gewitter ist vor allem wichtig, dass die Feuchtigkeit in den tieferen Luftschichten vorhanden ist. Dies zeigen auch die Messungen von heute. Die Taupunkte sind hoch. Sie haben wahrscheinlich auch bemerkt, dass es heute schwül war.

Auslösen der Hebung

Als dritte Zutat für Gewitter ist ein Hebungsmechanismus nötig. Die Labilität der Atmosphäre kann erst genutzt werden, wenn die Luft auch beginnt aufzusteigen. Und nur durch das Aufsteigen von Luft kann Wasserdampf zu einer Gewitterwolke kondensieren. Diese initiale Hebung kann verschiedene Gründe haben:


Verschiedene Hebungsmechansimen welche Gewitter auslösen können. (Bilder: R. Keller)


Um die Pasta zu kochen, muss das Wasser erhitzt werden. Dabei ist es egal, ob dies durch ein Induktions-, Elektro- oder Gasherd geschieht. Auch ein Feuer kann für den Kochvorgang sorgen. Dies ist die entscheidende Zutat: Wird der Herd nicht eingeschaltet, ist die Pasta nie gekocht.

Heute ist in den Alpen und Voralpen durch die Berge selbst ein Hebungsmechanismus vorhanden. Somit gibt es dort heute einzelne Gewitter. Lediglich im Jura gab es aufgrund von Wolkenfeldern weniger Sonneneinstrahlung und somit ist es auch weniger wahrscheinlich, dass Gewitter ausgelöst werden.



Im Mittelland ist heute die Lage am schwierigsten einzuschätzen. Es hat eine stabilere Schicht in der unteren Atmosphäre, der Topf ist nur halb auf der Herdplatte. Zudem gibt es keinen Hebungsmechanismus ausser etwas Sonnenschein, der Herd ist als nur auf kleiner Hitze eingestellt. Aber durch Winde von Gewittern in den Bergen können heute Abend auch Gewitter im Flachland auftreten. Die anderen Zutaten sind ja reichlich vorhanden.

Wetter ist doch nicht kochen

Schlussendlich ist eine Gewitterprognose doch nicht ganz dasselbe wie Pasta kochen. Denn es ist nicht nur eine Frage der Zutaten, sondern auch in welcher Menge, welchem Verhältnis und in welcher Höhe sie vorhanden sind.

Weitere Infos zu Gewittern finden sie auf unserer Website. Falls sie sich nun Fragen was ein Trog ist, dann finden sie Antworten in diesem Blog.


Gestern wurde zum Beispiel in der Napfregion ein Gewitter gekocht.


 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Wir kochen ein Gewitter – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Meteomeldungen/App

Schweiz / 14.08.2023 - 23:55:14