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Wetter Schweiz: Knochentrocken

Hinter der Kaltfront von gestern Freitag zeigte sich heute das Hoch namens „Ingo“ fürs Wetter im Alpenraum verantwortlich. Die Luft sank dabei grossflächig ab, was eine knochentrockene Luft zur Folge hatte.

Nachdem gestern Freitag eine Kaltfront am Alpennordhang etwas Neuschnee brachte, sorgte Hoch „Ingo“ auf heute Samstag für eine markante Abtrocknung, insbesondere in den Bergen. Der Kern des Bodenhochs verlagerte sich zwischen Freitagabend und heute Mittag von Frankreich über Süddeutschland hinweg Richtung Ungarn.


Bodenwetterkarte vom Samstag 12. Februar 2022 um 7 Uhr MEZ. Das Hoch (H) lag mit seinem Kern zum Zeitpunkt bereits östlich der Schweiz.
Bildquelle: Deutscher Wetterdienst DWD


Wie Sie als gewiefte/r Blogleser/in – an dieser Stelle übrigens ein herzliches Dankeschön für Ihre Treue – wissen, sinkt die Luft in einem Hochdruckgebiet ab. In der Fachsprache spricht man von Subsidenz. Dies tat die Luft, welche heute Morgen die Alpen erreichte, besonders markant. So war die Ursprungshöhe der Luft, welche heute Morgen auf dem Säntis (2502 m ü.M.). ankam, bei über 7000 m ü.M. (und damit vermutlich aus der unteren Stratosphäre).


Rückwärts-Trajektorie gemäss dem europ. Wettermodell IFS-HRES. Die Luft, welche heute Morgen beim Säntis ankam, lag ursprünglich auf einer Höhe von über 7000 m ü.M. MeteoSchweiz/ECMWF


Rückwärts-Trajektorien gemäss dem Wettermodell Cosmo-1E. Die Luft, welche von Norden her unter Absinken zu den Mittelbündner Bergen gelangte, sank in der Folge weiter in die Täler ab und floss schliesslich als Bergwind das Churer Rheintal und Seeztal bis zum Walensee ab, wo sie heute Morgen ankam. In diesen Gegenden wurden am Morgen Windspitzen von 44 bis 63 km/h gemessen.
MeteoSchweiz


Wenn Luft absinkt, trocknet sie ab, da sie sich erwärmt (je wärmer die Luft, desto mehr Wasserdampf kann sie enthalten). Da verwundert es wenig, dass die Luft heute am frühen Morgen auf dem Säntis extrem trocken und die Fernsicht entsprechend ausgezeichnet war. Mit minimal 0.5 % (!) war die relative Luftfeuchtigkeit aber aussergewöhnlich tief. Üblicherweise wird dort oben bei vergleichbaren Wetterlagen minimal eher um 2 % gemessen. Die Lufttemperatur lag übrigens zum Zeitpunkt bei -5.4 Grad und der Taupunkt bei -59.4 Grad.


Blick vom Säntis nach Südsüdwest Richtung Tödi (ca. 60 km Entfernung) und Berner Alpen (ca. 130 km Entfernung). Eine bessere Fernsicht wie heute ist fast nicht möglich. Bildquelle: saentis.roundshot.com


Ein kleines Gedankenspiel: gemäss den Messwerten zum Zeitpunkt der tiefsten relativen Luftfeuchtigkeit (6 Uhr am Morgen) enthielt die Luft etwa 0.017 Gramm Wasser(dampf) pro Kubikmeter Luft. Das sind 0.017 Milliliter Wasser. Um sich diese Wassermenge vielleicht etwas besser vorstellen zu können: Sie passt ungefähr 300 Mal in einen Teelöffel.


Über dem schneebedeckten Hochmoor Rothenthurm lag am Morgen eine dünne Nebelschicht, die sich rasch auflöste. Foto: D. Köbele


Im Vergleich dazu enthält wasserdampfgesättigte Luft im Sommer, wenn der Säntis beispielsweise in eine Quellwolke gehüllt ist, ungefähr 7 bis 10 Gramm Wasser(dampf) pro Kubikmeter Luft. Das wären dann umgerechnet etwa 1 bis 2 Teelöffel voll Wasser oder in der Grössenordnung etwa 600 Mal mehr Wasser als heute Morgen!


Blick von Sion über die Schlösser Tourbillon (links) und Valère (rechts) zum Bietschhorn (links über dem Schloss Tourbillon) und zum Illhorn (rechts). Foto: Meteomeldung/App


Auch an anderen Gipfelstationen wie auf dem Titlis, dem Jungfraujoch oder dem Crap Masegn war es mit 1 bis 2 % relativer Luftfeuchte extrem trocken. So war das heutige Wetter bis am Nachmittag einmal mehr sehr sonnig. Auch über den Niederungen lagen am Morgen nur vereinzelt einige Hochnebelfelder, die sich zudem rasch auflösten.

Dank der zuvor eingeflossenen Kaltluft, der klaren Nacht und trockenen Luft sank die Temperatur in der ganzen Schweiz auf Tiefstwerte unter den Gefrierpunkt. Am kältesten wurde es im Engadin. Dort sank die Temperatur auf -25.3 Grad (Samedan) und -24.8 Grad (Buffalora am Ofenpass). Damit war dies dort sogar die kälteste Nacht des aktuellen Winters.


Tiefsttemperatur der Nacht vom 11. auf den 12. Februar 2022


Mit der weiteren Ostverlagerung des Hochs und mit zunehmender Tageszeit drehten die Winde in der Höhe von Nordwest auf West. Das führte dazu, dass in der Höhe am Nachmittag etwas feuchtere Luft herangeführt wurde, was sich in Form von Schleierwolken bemerkbar machte.


Sondierung von Payerne in der Nacht auf heute Samstag 12. Februar 2022. Durch das grossflächige Absinken war die Luft extrem trocken (orange markierter Bereich, Temperatur und Taupunkt liegen weit auseinander). Bodennah war die Luft noch etwas angefeuchtet.


Um die Mittagszeit vom Samstag 12. Februar 2022 sah man in der Radiosondierung von Payerne bereits eine Anfeuchtung der hohen Luftschichten (grün markierter Bereich, Temperatur und Taupunkt sind nahe beieinander).


Blick vom Beobachterhaus am Flughafen Zürich-Kloten über die Piste 16 zu den Alpen mit dem Glärnisch rechts. Aus Westen sind einige Schleierwolken aufgezogen, die in der Folge etwas dichter wurden.
Foto: M. Kägi


Titelbild: Blick von den Schattdorfer Bergen westwärts zu Breitstock, Eggenmanndli, Blackenstock, Brunnistock, Urirotstock, Schlieren, Gitschen, Schwalmis, Oberbauenstock und Niederbauen-Chulm (v.l.n.r.). Aus Westen ziehen bereits einige Schleierwolken auf.

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: J. Fisler

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News / 12.02.2022 - 20:45:04