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Wetter-News: Wenn Winde gegeneinander arbeiten

Der Anblick des Wetters heute Morgen veranlasste sicher einige von uns, den Tag gemütlich anzugehen. Denn (fast) in der ganzen Schweiz regnete (oder schneite) es; im Norden, im Osten im Süden und im Westen.

Das gibt es nicht alle Tage und darum veranschaulichen wir diesen nass-trüben Mai-Start in diesem Blog.

Zuerst schauen wir das Ganze auf synoptischer Skala (Grosswetterlage) an. In der untenstehenden Grafik sehen wir in der oberen Bildhälfte die Temperatur und das Geopotential auf 500 hPa. Zu erkennen ist, dass wir uns auf der sogenannten Trogvorderseite befinden, also noch vor der Trogachse. Was ein Trog genau ist, lesen sie hier.

Auf der Vorderseite eines Troges bzw. Tiefs sind die Hebungsprozesse am stärksten. Dies sorgt für eine Abkühlung der Luftmasse und Niederschlagsbildung. Zusätzlich schaufelte ein Tief über dem Mittelmeer gestern und heute viel Feuchtigkeit zur Alpensüdseite, sodass dort am meisten Niederschlag verzeichnet wurde.


Oben: Geopotential und Temperatur auf 500 hPa. Eingezeichnet ist die Trogachse. An dieser Stelle merken wir uns etwas für später: die kälteste Luft ist im Trog selbst zu finden. Meteorologen und Meteorologinnen bezeichnen diese Luft als Höhenkaltluft. Unten: Temperatur auf 850 hPa und Bodendruck. Schematisch stellt ein Pfeil dar, wie das Tief über dem Mittelmeer Feuchtigkeit zur Alpensüdseite schaufelt.


Dies alleine reicht aber oft nicht, dass es in den allermeisten Regionen der Schweiz regnet. Dafür sorgten sogenannte Aufgleitprozesse.

In der untenstehenden Grafik ist ein Vertikalschnitt durch das Schweizer Mittelland dargestellt (ungefähr von Lyon bis München). Die verschiedenen (Wind-) Komponenten, welche für die grossflächigen Niederschläge zuständig waren, sind jeweils dargestellt.


Rechtes Bild: Niederschlag (blau), Geopotential auf 500 hPa (Isolinien), Trogachse und Vertikalschnittverlauf (weiss). Im linken Bild ist der Vertikalschnitt dargestellt. Die verschiedenen Windregime sind angeschrieben. In Orange-Grüner Farbskala ist die Feuchtigkeit angezeichnet. Der rote Punkt markiert die Position in beiden Bildhälften.


Im linken Bild erkennen wir drei Windregime. Der Südwestwind in den höheren Schichten bringt auf Grund von den oben erwähnten Hebungsprozessen viel Feuchtigkeit mit. Gleichzeitig sind in den unteren Schichten im Osten noch ein Ost-Nordostwind (Bise) und im Westen bereits ein Nordwestwind zu verzeichnen. Beide Windregime schaffen gegen den darüber liegenden Südwestwind an. Dabei gleitet der feuchte Südwestwind zusätzlich auf den unteren Schichten auf, kühlt sich verstärkt ab, und es wird noch mehr Niederschlag produziert. Somit ist es heute weitflächig zu Niederschlag gekommen.

Am Nachmittag ist dann das Ganze von Westen her allmählich von stratiformem (flächigem) Niederschlag in einen konvektiven (schauerartigen) Charakter übergegangen.

Für die Schauer sorgte die Höhenkaltluft, welche im Trog die Schweiz erreichte. Wenn eine Luftmasse in der Höhe kühler wird, wird sie zunehmend instabil. Auch eine Erwärmung am Boden macht eine Luftmasse instabil. Letzteres kennen wir alle: Wenn wir am Herd stehen und Wasser kochen. Das warme Wasser vom Pfannenboden beginnt aufzusteigen und kühleres von oben sinkt herunter. Das ist Konvektion.


Radar- und Satellitenbild kombiniert mit Geopotoential und Blitzmessungen. Die Animation stellt die verschiedenen Zonen des Troges heute um 12 Uhr dar.


Die Niederschlagsbilanz der letzten 48 Stunden. Im Süden hat es grossflächig über 30 mm, im westlichen Tessin und stellenweise im Mittel-Tessin 40 – 70 mm Niederschlag gegeben. Das Maximum im Süden ist der Feuchtigkeit geschuldet, welche vom Tief über dem nördlichen Mittelmeer an die Alpen geführt wurde. Im Wallis und im Berner Oberland sorgte der Trog in der Höhe sowie das Gegenhalten des Nordwestwindes und der Bise für ein Übergreifen der Niederschläge aus Süden. Das Aufgleiten des Südwestwindes auf der Bise liess den Niederschlag weit gegen Osten ausgreifen. Die punktuellen Maxima im Westen sind auf den konvektiven (schauerartigen) Niederschlag am Nachmittag zu führen.


Trüb-nasser Tagesstart in Eich am Sempachersee.


 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Wenn Winde gegeneinander arbeiten – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz

Schweiz / 01.05.2023 - 18:08:38