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Wetter: Es ist Herbst – wer hat’s gemerkt?

Der Blick auf den Kalender zeigt: es ist Oktober und der Herbst damit in vollem Gange, aber die Temperaturen sind immer noch oft sommerlich.

Durch gewisse Phänomene macht sich der Herbst allerdings doch bemerkbar. Wir gehen auf Spurensuche und zeigen auf, was der Oktober sonst noch bieten kann.

Auf leisen Sohlen hat sich der Herbst in den vergangenen Wochen fast unmerklich angeschlichen. Tagsüber herrschte – mit wenigen Ausnahmen – meist warmes und sonniges Wetter und erinnerte eher an den Sommer als an den Herbst. Seit dem 23. September sind allerdings die Nächte wieder länger als die Tage und machen sich nachts oder morgens – zusammen mit mehrheitlichem Hochdruckeinfluss – mit typisch herbstlichen Wetterphänomenen bemerkbar. Wer will, kann diese sehr wohl erkennen, zum Beispiel als Nebel oder Hochnebel, als morgendlichen Tau oder Bodenfrost – wie üblich mit regional unterschiedlichen Ausprägungen.

Nebel- oder Hochnebelfelder

Die eingangs erwähnten Herbstphänomene gab es auch heute Morgen zu beobachten. Allerdings waren die Abstrahlungsbedingungen in der Nacht infolge abgeschwemmter hoher Wolkenfelder einer Warmfront vielerorts nicht ideal für Nebelbildung. Deshalb war die Verteilung der wenigen Nebel- und Hochnebelfelder recht inhomogen, unzusammenhängend und auf den Satellitenbildern schlecht erkennbar.


Blick auf ein flaches Morgennebelfeld bei Walkringen BE. (Meteomeldung / App )


In den längeren Nächten kondensiert jeweils die Feuchtigkeit durch die Auskühlung zu Tau und/oder es bildet sich Bodennebel. Wenn nun wie derzeit wenig Wind vorhanden ist und die Luft aus der Höhe absinkt, kann sich eine Inversion ausbilden (Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer Schicht). An dieser Schicht bildet sich in Abhängigkeit der Feuchte regional Hochnebel, der sich je nach Jahreszeit teilweise über den ganzen Tag hinweg halten kann.

Morgendlicher Tau oder Bodenfrost

Bodenfrost wurde heute früh insbesondere in den höher gelegenen Alpentälern sowie im Neuenburger Jura verzeichnet, lokal sogar schwacher Luftfrost. Dies im Kontrast zur Wärme tagsüber, die heute Höchstwerte von 17 bis 20 Grad erreichten, im Süden mit höheren Startwerten 22 bis 24 Grad.

Trotz Nebel-, Hochnebel- oder heute auch noch Wolkenfeldern – die Temperaturen steigen tagsüber momentan auf für die Jahreszeit überdurchschnittliche Werte an. Somit bleibt somit vielerorts ein großer Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht erhalten.

Extreme Tageswärme

Besonders erwähnenswert im Zusammenhang mit der aktuellen Wärme ist die Tatsache, dass in den vergangenen Tagen (2.-4. 10.) in den Bergen lokal eine extreme 3-Tageswärme für den Monat Oktober mit teils deutlichen Rekorden verzeichnet wurde (Tagesmittel seit Messbeginn im Vergleich mit den vergangenen Oktobern). Hier als Beispiel die Station Grimsel Hospiz mit der höchsten 3-Tageswärme für den Oktober. Auf der Alpensüdseite stellt die 3-Tageswärme übrigens ein sehr seltenes Ereignis dar.


3-Tageswärme an der Station Grimsel Hospiz (MeteoSchweiz)


Altweibersommer

Die erwähnten Phänomene (Taubildung, Strahlungsnebel, Bodenfrost) sind typisch für den sogenannten „Altweibersommer“. Dieser beschreibt beständige frühherbstliche Hochdrucklagen über Mitteleuropa, die häufig Mitte September bis Anfang Oktober auftreten (im Alpen- und Voralpenbereich auch noch bis Mitte Oktober) und oft durch sommerliche Temperaturwerte am Tag und kühle Nächte gekennzeichnet sind.

Beim Altweibersommer handelt es sich nicht um einen Zufall oder eine subjektive Wahrnehmung, sondern um ein wiederkehrendes Wettermuster, einen sogenannten Witterungsregelfall.

Der Altweibersommer ist damit zeitlich betrachtet wesentlich weniger spezifisch als zum Beispiel die Eisheiligen, welche an bestimmte Kalendertage gebundenen sind. Die Wahrscheinlichkeit des Eintretens ist damit wesentlich höher und liegt nach langjährigen Statistiken bei etwa 70 bis 80%.

Der Ursprung der Bezeichnung „Altweibersommer“ ist unklar. Möglicherweise waren die im Morgenlicht auf Wiesen und Sträuchern silbrig glänzenden Spinnfäden namensgebend, die von Baldachinspinnen gewebt (altdeutsch: geweibt) wurden. Mithilfe dieser Fäden segeln die Spinnen teilweise hunderte Meter hoch und kilometerweit durch die Luft. Und nun kommt auch noch etwas Meteorologie ins Spiel: dabei sind die Spinnen nämlich auf Thermik angewiesen, also auf aufsteigende Blasen warmer Luft, die nur bei eher windschwachen, sonnigen Verhältnissen entstehen.

Weil man die Jahreszeiten früher ausschließlich in Winter und Sommer einteilte, wurde der Frühling als „Junger Weibersommer“ und der Herbst als «„Alter Weibersommer“ bezeichnet. Daraus könnte die Bezeichnung „Altweibersommer“ entstanden sein.


Blick vom Lütispitz Richtung Churfirsten. Im Vordergrund ein „Haarmannli“ (Herbstversion bzw. verblühte Erscheinungsform Alpen-Anemone oder Alpenkuhschelle). (C. Hayoz)


Aussichten

In den nächsten Tagen und über das Wochenende hinaus steigen die Temperaturen wieder auf Werte zwischen 20 und 25 Grad bei viel Sonnenschein – abgesehen von wenigen morgendlichen Nebelfeldern. Es bleibt also noch ein bisschen Zeit, die Akkus vor der dunkleren und kälteren Jahreszeit aufzuladen.

Trotz der momentanen sommerlichen Gefühle: der Oktober ist der Übergangsmonat vom Sommer zum Winter. Im Laufe des Monats geht die Natur dann endgültig in den Herbstmodus über und normalerweise ab Monatsmitte werden die Wälder langsam leuchtend bunt. Im Oktober blühen sowohl im Flachland als auch in den Bergen noch einige Pflanzen, so beispielsweise Efeu, Herbstzeitlose, Klee oder Enziane. Und für Allergiker blüht leider auch noch der Beifuss.


Enziane auf der Glattalp. (D. Gerstgrasser)


Aus meteorologischer Sicht kann uns noch anderes blühen, denn von warmen bis heissen Tagen bis zur Schneedecke ist alles möglich. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Oktober 2012. Innerhalb von einer Woche wechselte das Wetter vom Sommertag zum Eistag mit einer Schneedecke – mit Rekordwerten bezüglich tiefen Temperaturen und Schneedecke.


Für die nächsten Tage ist auch in den Hochalpen kein Neuschnee in Sicht. Im Aufstieg zum Brisen. (C. Hayoz)


Herbststimmung auf der Glattalp, Blick Richtung Windgällen.


 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Es ist Herbst – wer hat’s gemerkt? – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: D. Gerstgrasser

Schweiz / 05.10.2023 - 21:24:07