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Weniger jugendliche Straftäter

Zürich. Nach einem neuen Bericht sind in Zürich letztes Jahr weniger Jugendliche straffällig geworden als 2005.

Im Jahr 2006 sind weniger Jugendliche straffällig geworden als im Jahr 2005. Der Rückgang beträgt rund 3 Prozent bei den Strafuntersuchungen beziehungsweise 7 Prozent bei den Verurteilungen. Dies geht aus einem internen Bericht der Jugendstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich hervor. Die Jugendanwaltschaft wertet jährlich aus, wie viele Jugendliche wegen einer Anzeige strafrechtlich verfolgt und wie viele Jugendliche jedes Jahr verurteilt werden.

Rückgang der Fälle in Zahlen
In absoluten Zahlen ging die Anzahl Fälle im Jahr 2006 im Vergleich zum Vorjahr von 5863 auf 5690 zurück. Die Verurteilungen (inklusive eingestellter Verfahren) sanken von 6757 im Jahr 2005 auf 6309.

Die Jugendkrimminalität bleibt das Sorgenkind der Polizei
Damit zeigt die Statistik der Jugendanwaltschaft den gegenteiligen Trend an zu jener der Kantonspolizei Zürich. Letztere hatte am Donnerstag an einer Pressekonferenz ihre Kriminalstatistik 2006 vorgelegt. Während die Zahl der Straftaten gesamthaft um 6,1 Prozent zurückgegangen sei, habe die Jugendkriminalität um 3,3 Prozent zugenommen, hiess es. «Die Jugendkriminalität ist und bleibt das Sorgenkind der Polizei», erklärte Bernhard Herren, Chef der Kriminalpolizei.

Bereinigte Zahlen
Die Diskrepanz ist plausibel: Die Statistik der Jugendanwaltschaft ist bereinigt von Mehrfachnennungen. Die Polizei zählt die Geschädigten, die Jugendanwaltschaft die Tatverdächtigen. Begeht also ein Jugendlicher eine Serie von vier Ladendiebstählen, erscheinen in der Polizeistatistik vier Straftaten. Bei der Jugendanwaltschaft werden sie der Person zugeordnet – es ist ein Fall.

Zudem rapportiert die Polizei immer bezüglich des schwersten Delikts und der grösstmöglichen Zahl Tatverdächtiger. Bei den Ermittlungen durch die Jugendanwaltschaft zeigt sich dann, wer wirklich bei welcher Tat dabei war – häufig gibt es am Ende weniger Täter als Tatverdächtige.
Ein Beispiel
So waren etwa bei einer Schlägerei in einem Zürcher Vorort letztes Jahr ein Dutzend Jugendliche involviert. Es gab ein schwer verletztes Opfer. Bei der Polizei schlug der Fall mit zwölf Straftaten (zwölf schwere Delikte gegen Leib und Leben) zu Buche, bei der Jugendanwaltschaft mit einer, weil sich herausstellte, dass nur ein Jugendlicher die Tat begangen hatte.

An der Pressekonferenz fokussierte die Kantonspolizei auf die Jugend: Bei den Jugendlichen hätten schwere Delikte überproportional zugenommen. Die Behauptung ist zahlenmässig nicht nachvollziehbar. Zwar hat die Anzahl schwerer Delikte bei den Tatverdächtigen unter 18 Jahren tatsächlich zugenommen, dies aber im gleichen Ausmass wie bei den Erwachsenen.

Falsche Interpretationen
Kripo-Chef Herren forderte am Donnerstag, gewisse jugendliche ausländische Straftäter mit ihren Familien «nach Hause zu schicken». Von ausländischen Tätern mit Niederlassungsbewilligung gehe eine grosse Belastung aus, sagte er. Die Statistik zeigt allerdings, dass Ausländer mit diesem Aufenthaltsstatus an den Straftaten deutlich untervertreten sind: Knapp 80 Prozent der ausländischen Bevölkerung im Kanton Zürich haben eine Niederlassungsbewilligung C.

Interpretationen als Ausdruck grosser Sorge
Bei den ausländischen Straftätern müssten also auch etwa 80 Prozent eine Niederlassungsbewilligung C haben. Tatsächlich sind es aber «nur» 48,8 Prozent. Auf diese Unstimmigkeiten angesprochen, sagt der oberste Polizeichef, Regierungsrat Ruedi Jeker: «Die Pressekonferenz gibt die Optik der Polizei wieder. Wenn man einzelne Punkte aus der Statistik herauszieht, mag das vermittelte Bild falsch sein. Aber das Gesamtbild ist für mich nachvollziehbar.» Was die Polizei an Interpretationen abgebe, sei Ausdruck einer grossen Sorge, sagt Jeker.

Es ist das Gefühl eine Sisyphusarbeit zu leisten
«Es ist das Gefühl, eine Sisyphusarbeit zu machen.» Für dieses Ohnmachtsgefühl habe er Verständnis. Jeker glaubt nicht, wie er sagt, dass sich die Kriminalität an der Unterscheidung Jung oder Alt oder Schweizer oder Ausländer problematisieren lasse. «Es ist eine Frage der sozialen Schicht.» Neue Massnahmen hält er deshalb nicht für nötig. «Wir müssen die von der Regierung 2006 festgelegten Strafverfolgungsschwerpunkte fortsetzen.»

ZürichZürich / 11.02.2007 - 13:42:00