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Was der Bauer nicht kennt?

Im Moment läuft eine Petition gegen die neue Agrarpolitik des Bundes. Das geschwollene Wort sagt nichts anderes aus als: Was machen wir in Zukunft mit unseren Bauern?

Die Leute, die Unterschriften sammeln, wehren sich gegen das «Verschwinden von 32’000 Bauernhöfen» bis 2011, wie es die neue Agrarpolitik vorsieht. Ich überlege mir nun ernsthaft, eine Petition gegen schlechtes Wetter einzureichen. Oder eine gegen das Älterwerden. Das wäre in etwa gleich sinnvoll wie diese Petition. Denn seien wir doch ehrlich: Es geht ja nicht darum, 32’000 florierende landwirtschaftliche Betriebe mit Waffengewalt zur Schliessung zu zwingen. Es geht um die Frage, wie wir auch in einigen Jahren noch die Existenz der Bauern zu einem für die Gesellschaft vertretbaren Preis sicherstellen können.

Wenn es in einer Stadt zu viele Coiffeurgeschäfte oder Schuhläden gibt, sorgt der Markt früher oder später für eine Bereinigung – die Firmen, die nicht rentieren, verschwinden. In der Landwirtschaft spielt dieser natürliche Effekt heute noch nicht. Nun stellt sich also die Frage, ob wir das Überangebot mit künstlichen Mitteln am Leben halten wollen oder nicht.

Nicht jeder, der für die neue Agrarpolitik ist, ist automatisch ein Bauern-Gegner. Wenn ich zum Fenster rausschaue, sehe ich hinten, vorne, links und rechts nur Bauernhöfe. Und ich hoffe schwer, dass ich diese Aussicht auch in ein paar Jahren noch habe. Aber nur, wenn die Betriebe auch eine Existenzberechtigung haben.

Meine Ehrfurcht haben Landwirte sowieso. Kaum Ferien, kaum freie Tage und ein harter Job. Aber trotzdem darf man auch von Bauern erwarten, dass sie das tun, was jeder Unternehmer tut: Sich überlegen, wie man selbst aus der Situation wieder heraus findet. Positive Beispiele gibt es genug: Bauernfamilien, die Nischenprodukte anbauen oder ihren Hof mit einem Bioladen kombinieren oder die touristische Angebote aufziehen. Solche Betriebe sind es, die es auch in Zukunft noch geben wird, weil sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. «Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht», sagt ein altes Sprichwort. Wenn die Landwirte nicht in den sauren Apfel beissen wollen, sollten sie nicht demonstrieren oder Unterschriften sammeln, sondern sich überlegen, wie ein zukunftsfähiger Betrieb aussehen könnte. In diesem Sinn: Daumen hoch für einen Berufsstand, der die Schweiz prägt wie kein anderer – der aber auch bereit sein muss zur Veränderung.

Herzlich, Ihr Heri Sauer

Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 01.03.2007 - 17:17:00