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Von Pferdestärken und Meteorologie

Was haben Pferdestärken und Meteorologie miteinander zu tun?

Die Antwort lesen Sie u.a. in diesem Blog.

Eine Ode an die internationale meteorologische Zusammenarbeit

Datenaustausch und Zusammenarbeit sind in der Meteorologie sehr wichtig! Ihren Anfang nahm die internationale meteorologische Kooperation Ende des 18. Jahrhunderts, als 1780 die „Societas Meteorologica Palatina“ von Kurfürst Karl Theodor in Mannheim gegründet wurde.

Erstmals wurde zu vordefinierten Zeiten mit einheitlichen Messinstrumenten das Wetter beobachtet. Das 39 Stationen umfassende Messnetz reichte in Europa von Ural bis nach Frankreich bzw. Italien. Bemerkenswert sind die bereits zu dieser Zeit in Grönland und Nordamerika durchgeführten Messungen. Die gewonnenen Messwerte wurden mit Schiffen bzw. Pferden (womit das Rätsel der Pferdestärken und Meteorologie gelöst ist) nach Mannheim gesendet, dort gesammelt und in Jahrbüchern publiziert.

Leider war der „Societas Meteorologica Palatina“ nur ein kurzes Wirken vergönnt. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts musste wegen politischer Wirren und Tod des Kurfürsten der Betrieb eingestellt werden.

Anschliessend fiel die meteorologische Zusammenarbeit in den Dornröschenschlaf. Erst 1873 wurden mit dem „Ersten Meteorologen-Congress“ in Wien wieder zarte meteorologische Bande zwischen den Staaten geknüpft. Doch es musste noch die äusserst turbulente erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ins Land gehen, bevor im März 1950 die Weltorganisation für Meteorologie (kurz WMO für World Meteorological Organization) gegründet wurde.

Die WMO hat sich der weltweiten meteorologischen Zusammenarbeit verschrieben und ihr Hauptsitz befindet sich in Genf. Aktuell sind 193 Staaten in der WMO organisiert.

MeteoSchweiz vertritt die Schweiz als staatlicher Wetterdienst in zahlreichen internationalen meteorologischen Gremien/Institutionen und beteiligt sich an internationalen Forschungsprojekten. Eine Übersicht finden Sie hier.

Das heutige Wetter

Doch zurück zum heutigen Wetter. Wir lassen den Tag Revue passieren und wagen am Ende dieses Blogs eine Prognose. Dabei beleuchten wir ausgewählte internationalen Zusammenarbeiten von MeteoSchweiz und weiten unseren Blick ausgehend von unserem Standort am Flughafen Zürich sukzessive auf eine internationale Skala.

Ausgangspunkt Flughafen-Zürich

Beginnen wir den Tag egoistisch und lassen ihn ohne jegliche meteorologische Zusammenarbeit Revue passieren. Es bleibt uns nur der Blick aus dem Fenster, welcher von unseren Beobachtern/Beobachterinnen am Flughafen Zürich übernommen wird:


METAR-Meldungen vom Flughafen Zürich-Kloten. Der Tag startete mit gefrierendem Nebel und Sichtweiten um 500 Meter. Im Verlauf des Vormittags lockerte der Nebel auf und am späten Nachmittag setze Bise ein.


Ein Blogbeitrag aus dem Jahr 2019 erläutert die METAR Meldungen.



Der von unserem Wetterbeobachter Daniel Buck erstellte Zeitraffer zeigt sehr schön den sich auflockernden Stratus, der den Blick auf die darüberliegende Altocumulus-Wolkenschicht frei macht.

Ein detaillierter, aber räumlich sehr limitierter Blick auf das Wetter. Starten wir unsere Zusammenarbeit und betrachten unser Stationsnetz und integrieren zusätzlich noch Messdaten kantonaler Stellen, privater Wetterdienste und benachbarter staatlicher Wetterdienste:


Tiefsttemperatur der vergangenen Nacht. Vielerorts sank die Temperatur unter den Gefrierpunkt. (Datenquelle: SwissMetNet, Partnernetze, staatliche Wetterdienste von Frankreich, Deutschland, Italien, Österreich)


Gemeinsame Finanzierung von Satelliten

Wettersatelliten sind sehr teuer und nicht unbedingt einfach aus der Hosentasche gezaubert. MeteoSchweiz beteiligt sich bei EUMETSAT, welche Wettersatelliten betreibt und ihre Daten den Mitgliedstaaten zur Verfügung stellt.


Die Satellitenanimation zeigt gegen Osten noch Restbewölkung, welche mit aus Westen zunehmendem Hochdruckeinfluss heute Vormittag sukzessive aufgelöst wurde. Quelle: MeteoSchweiz/EUMETSAT


Die mit benachbarten staatlichen Wetterdiensten ausgetauschten Radardaten zeigen uns am Vormittag noch die Niederschläge an den deutschen/österreichischen Alpen:


Quelle: MeteoSchweiz/DWD


Gemeinsam erstellte Produkte

In der Meteorologie werden nicht nur Daten ausgetauscht, Projekte gemeinsam finanziert und durchgeführt, sondern auch die internationale Zusammenarbeit gewinnt bei der Erstellung von Produkten immer mehr an Bedeutung.

Exemplarisch sei an dieser Stelle die «low level significant weather chart» (LLSWC) für die Aviatik im Alpenraum angeführt, welche gemeinsam von Austrocontrol und MeteoSchweiz produziert wird.


Die LLSWC zeigt uns anschaulich die Wettersituation am späten Vormittag um 10 UTC. Im zentralen und westlichen Mittelland ist Bise aufgekommen und löst Turbulenz aus. Kompakte, für die Aviatik relevante Bewölkung finden wir noch über der Ostschweiz bzw. im Süddeutschland, Österreich und Tschechien. Die nördliche Höhenströmung im Alpenraum löst über den Alpen Turbulenz aus.


Weiterführende Infomationen zur LLSWC finden sie u.a. in diesem Blogbeitrag.

Grenzüberschreitende Absprache bei Warnungen

Warnungen vor fluggefährdenden Wettererscheinungen (starke Turbulenz, starke Vereisung, Gewitter) werden für den deutschsprachigen Alpenraum in einer täglichen Wetterkonferenz zwischen Deutschem Wetterdienst, Austrocontrol und MeteoSchweiz besprochen. Bei der eigentlichen Warnausgabe erfolgt eine Absprache mit den angrenzenden Nachbarstaaten.

Während der Sommermonate erhält die europäische Flugsicherung ein von mehreren nationalen Wetterdiensten gemeinsam erstelltes Produkt zu erwartenden Gewitteraktivität.

Internationale Kooperation bei Entwicklung, Betrieb und Nutzung von Wettermodellen

MeteoSchweiz kooperiert mit mehreren nationalen Wetterdiensten bei der Entwicklung kleinskaliger Modelle (COSMO -Konsortium). Zusätzlich ist MeteoSchweiz am EZMW , dem „europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen“ beteiligt.

Kein Wettermodell ohne Datenassimiliation bzw. ohne genaue Erfassung des Ausgangszustands. Beim EZMW werden nebst Satellitendaten, internationalen Flugzeugmessungen, Radiosondierungen u.a. auch global erhobene Wetterbeobachtungen miteinbezogen. Ein weiteres sehr schönes Beispiel für die internationale meteorologische Kooperation.


Für den heutigen 00 EZMW Modellauf berücksichtigte Wettermeldungen an Land und auf See. Quelle: EZMW


Die folgende Animation zeigt die bis Dienstagabend zu erwartende Wetterentwicklung in Europa gemäss dem EZMW IFS Modell:


Gesamtbewölkung (grüne Flächen), 6std-Niederschlag (bläuliche Isolinien) und Bodendruck (schwarze Isobaren). Die Schweiz verbleibt bis Montag an der Südwestflanke eines Hochs über der Ostsee in trockener Luft. Am Dienstag erfolgt erst im Süden, später auch im Norden eine Anfeuchtung.


Unser heutiges Wetter am Nachmittag


Mitte Nachmittag am Flughafen Zürich-Kloten. Wegen der zeitweise mässigen Bise erfolgt der Start nach Osten. Bild: Markus Kägi


Unser heutiges Wetter am Nachmittag

Kurfürst Karl Theodor würde vor Neid erblassen. Pausenlos trudeln rund um die Uhr globale Messwerte in unserer Visualisierungssoftware NinJo ein und erlauben uns eine Beschreibung des nachmittäglichen Wetters. Fokussieren wir uns auf die Schweiz: Das Hoch mit Schwerpunkt über Frankreich/Deutschland hat die Luftmasse im Westen komplett abgetrocknet. Im Osten blieb unter einer Inversion auf rund 2200 Meter noch etwas Restfeuchtigkeit in Form flacher Cumulusbewölkung zurück.

Im Norden wehte eine mässige Bise, die gegen Westen wegen Kanalisierung zwischen Jura und Alpenbogen noch etwas mehr Fahrt aufnahm. Im Norden verharrte die Temperatur mit rund 7 Grad im einstelligen Bereich. Im Süden wurde mit bis in die Niederungen vorstossenden Nordwind um 14 Grad erreicht.


Der Graupel der vergangenen Nacht kann dieser Primel in Männedorf wenig anhaben. Ende Februar ist sie sich des bereits hohen Sonnenstandes bewusst und reckt sich zuversichtlich dem zunehmend sonnigen Tag entgegen. Bild: Christa Hayoz


Titelbild: Frisch verschneiter Wildspitz.

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: Joël Fisler

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News / 26.02.2022 - 17:33:03