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US-Therapieangebot für Thurgauer Jung-Rüpel

Frauenfeld/TG. Im Thurgau werden Eltern und Umfeld in die Verantwortung eingebunden, wenn ein Jugendlicher andere zusammenschlägt oder sich sonst sozial auffällig verhält.

Seit eineinhalb Jahren arbeiten im Thurgau vier Therapeutinnen und Therapeuten unter der Leitung von Ute Fürstenau, Oberärztin des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes der Spital Thurgau AG (KJPD), nach den Richtlinien der MST.

Das Therapieangebot stammt aus den USA und wurde bisher nur im englischsprachigen Raum sowie Skandinavien angewandt. Es ist auf die Behandlung 12- bis 18-jähriger Jugendlicher mit auffälligem Sozialverhalten ausgerichtet.

Bezugspersonen mit in die Pflicht nehmen
MST basiert auf dem Einbezug erwachsener Bezugspersonen – Eltern, Verwandte, Lehrer, Lehrmeister, Trainer -, die Einfluss auf die Jugendlichen nehmen sollen. « Jugendliche mit auffälligem Sozialverhalten sind für Einzeltherapien nicht zugänglich » sagt Ute Fürstenau.

«Die MST findet darum ausschliesslich innerhalb des Beziehungsnetzes der Jugendlichen statt ». Im Vorfeld arbeiten die Therapeuten gemeinsam mit den Eltern einen Vertrag und Notfallplan aus. Dabei gilt es beispielsweise zu erkennen, wie Gewaltsituationen entstehen und was benötigt wird, um sie zu stoppen. « Nicht selten werden dabei auch Nachbarn miteinbezogen, die, immer in Absprache mit den Eltern, eingreifen und so die Situation beruhigen können. »

Zeitlich begrenzte Therapie
Ohne die Mithilfe der Eltern, die ihren Kindern auch gezielt Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung aufzeigen sollen, funktioniert die Therapie, die auf maximal fünf Monate beschränkt ist, nicht. Werden die festgelegten Ziele nicht erreicht, kommen andere Alternativen zum Zug, beispielsweise eine Fremdplatzierung.

Während der ersten, eineinhalbjährigen Projektphase behandelten die Therapeuten des Thurgauer KJPD insgesamt 47 Fälle. Vier Personen davon brachen die Behandlung wegen Umzugs ab. Weitere acht erreichten das Behandlungsziel nicht. Hilfe suchten Eltern aus sämtlichen Bildungsschichten, mit und ohne
Migrationshintergrund, die Hälfte davon waren Alleinerziehende. Mit einem Behandlungserfolg von 81,4 Prozent kann sich das KJPD knapp mit dem internationalen Durchschnitt messen.

Kostengünstig
Doch nicht nur der Therapieerfolg wurde analysiert, sondern auch die Kosten: Im Vergleich zu ausserfamiliären Platzierungen von Jugendlichen kostet die Behandlung bis zu 62 Prozent weniger. Pro Fall können so zwischen 330’000 und 1,1 Millionen Franken eingespart werden.

Die Kantonsregierung bewilligte deshalb die definitive Einführung von MST und damit auch 520’000 Franken für die zweite Phase des Projekts, die bis März 2010 abgeschlossen sein wird. Anschliessend wird die MST mit 400’000 Franken jährlich unterstützt.

ThurgauThurgau / 06.08.2009 - 10:37:35