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Stiftsarchivar geht in Pension

St. Gallen. Stiftsarchivar Lorenz Hollenstein geht nach 30 Jahren Einsatz für das Stiftsarchiv in Pension.

Bis zu 1000 Besucherinnen und Besucher haben sich jedes Jahr von Stiftarchivar Lorenz Hollenstein für die Schätze des weltweit ältesten Archivs begeistern lassen. Ebenso lebendig wie kompetent und stets mit der passenden Prise Humor hat er den Gruppen aus dem In- und Ausland einen Überblick über diese tausendjährige Überlieferung vermittelt. Ende März geht der ebenso liebenswürdige wie engagierte Botschafter der kostbaren Schätze des Archivs in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt mit Peter Erhart der bisherige Stellvertreter an.

Seit 1981 engagierte sich Lorenz Hollenstein im Stiftsarchiv, zuerst als wissenschaftlicher Assistent, später als Stellvertreter und seit dem 1. Januar 2003 als Stiftsarchivar. In diesem langen Zeitraum trug er die Verantwortung für eines der weltweit ältesten Archive gewissenhaft und mit stets spürbarer Freude mit. Dabei beschränkte er sich nicht auf die Rolle eines stillen Konservators. Dank seiner hervorragenden Lateinkenntnisse und der Editionserfahrung gewann er eine grosse Vertrautheit mit diesem einzigartigen Quellenmaterial. Diesen Vorteil spürten in erster Linie die zahlreichen Benutzerinnen und Benutzer des Stiftsarchivs, denen Lorenz Hollenstein als Übersetzer der Quellen stets hilfreich zur Seite stand. Ob Schülerinnen und Schüler, Studierende, Familienforscherinnen und -forscher, Lokal- und Regionalhistorikerinnen und -historiker bis hin zu Universitätsprofessorinnen und -professoren, sie alle profitierten von seinem grossen Wissen.

Gleichzeitig erarbeitete Lorenz Hollenstein Hilfsmittel, die der Forschung als wichtige Instrumente dienen. Zu erwähnen sind die Editionsarbeit am Urkundenbuch der südlichen Teile, die nun im Internet abrufbar wird, seine Publikationen zu den Siegeln der Abteien Pfäfers und St.Gallen, von denen einige erstmals in Wort und Bild zugänglich wurden. Siegel waren stets eines seiner zentralen Forschungsgebiete, was schliesslich zu seiner Wahl in das Comité de sigillographie des Conseil International des Archives führte. Bis ins Jahr 2000 vertrat er dort die Schweizer Archivare an den jährlichen Arbeitstagungen. 1998 organisierte Lorenz Hollenstein selbst ein erfolgreiches Jahrestreffen in St.Gallen.

Für die Geschichte begeistern

Ganz wesentlich mitgewirkt hat Lorenz Hollenstein auch bei der Konzeption und Organisation der erfolgreichen Wanderausstellung «Die Kultur der Abtei St.Gallen». Dank seiner Sprachkenntnisse wurden in dieser Zeit wichtige Kontakte geknüpft, welche die internationale Wahrnehmung des Kulturplatzes St.Gallen sehr positiv beeinflussten.

Als Stiftsarchivar legte Lorenz Hollenstein von Beginn weg einen besonderen Akzent auf eine neue Form der Öffentlichkeitsarbeit, die das Stiftsarchiv für Gruppen aus der Schweiz und aus allen Nachbarländern zu einem attraktiven Reiseziel werden liess. Er verstand es, im Rahmen individuell angepasster Führungen jährlich bis zu 1000 Besucherinnen und Besucher für die Bestände des Stiftsarchivs zu begeistern und ihr Geschichtsbewusstsein zu stärken. Bei diesen Anlässen konnten die Besucher einen Überblick über eine tausendjährige Überlieferung gewinnen, die der Stiftsarchivar lebendig und kompetent für ein Publikum unterschiedlichen Wissensstandes vermittelte. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinden, Pfarrgemeinden, Vereinen, Universitätsseminaren und Schulklassen nutzten bestürmten ihn im Anschluss an die Führungen mit Fragen aller Art.

Forschungsinstitution von internationalem Ruf
In seiner Amtszeit ist es dem abtretenden Stiftsarchivar auch gelungen, grosse internationale Projekte ans Stiftsarchiv zu binden. Einen Höhepunkt bildete im Jahr 2006 die Ausstellung «Mensch und Schrift im frühen Mittelalter», die er mit Unterstützung seines kleinen Teams zusammen mit einem internationalen Kolloquium zum Thema «Die Privaturkunden der Karolingerzeit» durchführte. Beide Veranstaltungen stiessen auf ein breites Echo und bildeten nicht zuletzt den Rahmen zur Fortsetzung des Editionsunternehmens der «Chartae Latinae Antiquiores» für St.Gallen. Überhaupt konnte sich das Stiftsarchiv während seiner Amtszeit einen internationalen Ruf als Forschungsinstitution erarbeiten.

Für die Erschliessung der Bestände setzt das Stiftsarchiv heute auf die neuesten technischen Hilfsmittel. So konnten in wenigen Jahren beinahe alle Repertorien des Archivs digitalisiert werden.

Kompetenter Nachfolger
Gegen aussen vertrat Lorenz Hollenstein das Stiftsarchiv in der Archivdirektorenkonferenz der Arge Alp und organisierte gemeinsam mit dem Staatsarchiv das Jahrestreffen 2008 in St.Gallen. Weiter wirkte er als Vertreter des Kantons St.Gallen im Schweizerischen Idiotikon. Wertvolle Kontakte pflegte er im Rahmen der Arbeitsgruppe Geistliche Archive des Vereins Schweizerischer Archivarinnen und Archivare und in der Konferenz der Schweizerischen Stiftsbibliothekare. Vor allem aber referierte er auch bei verschiedenen Anlässen, sei es anlässlich von Ortsjubiläen in Bayern und Baden-Württemberg, auf wissenschaftlichen Tagungen oder beim Historischen Verein des Kantons St.Gallen. Besonders intensiv bemühte sich Lorenz Hollenstein stets auch um die Pflege des Stiftsarchivs Pfäfers, dessen Bestände er wiederholt zum Thema von Vorträgen im Sarganserland machte.

Nach bald 30 Jahren im Dienste des Stiftsarchivs tritt Lorenz Hollenstein Ende März in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt Peter Erhart an, der als bisheriger Stellvertreter mit den den Schätzen des Stiftsarchivs bestens vertraut ist und mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten bereits einen ausgezeichneten Ruf erworben hat.

St.GallenSt.Gallen / 26.03.2009 - 09:12:34