Psychische Erkrankungen in verschiedenen Kulturen

St.Gallen/Wil/SG. Die Kantonalen Psychiatrischen Dienste – Sektor Nord bieten 8-mal jährlich jeweils an einem Montagabend in St. Gallen und Wil unentgeltlich öffentliche Kurse an.

Am 24. August in der Migros-Klubschule St. Gallen und am 31. August  in der Psychiatrischen Klinik Wil über die Schwierigkeiten, Menschen aus anderen Kulturen psychiatrisch zu behandeln.

Beispiel 1: Tabuisierung
Die junge Frau aus Sri Lanka hat von einer Explosion zahlreiche Narben davongetragen. Ihr Ehemann will sich von ihr trennen. Stimmt sie einer Scheidung zu, wird sie wegen der Narben keinen Mann mehr finden können. Nach einem Suizidversuch wird sie notfallmässig in die Psychiatrische Klinik eingewiesen. Sie ist verzweifelt; massive Sprachprobleme verunsichern zusätzlich. Psychische Krankheiten gelten in Sri Lanka als Tabu, als Schande.

Beispiel 2: Missverständnis
Der Algerier leidet unter sozialen Belastungen und einer Suchtproblematik. Er wird in einem 2-Bett-Zimmer in einer geschlossenen Akut-Abteilung der Psychiatrischen Klinik untergebracht. Der gläubige Mann hat Schwierigkeiten, seine täglichen Gebete unter den gegebenen Umständen zu verrichten, da sowohl der Raum als auch die Ruhe dafür fehlen. Er sehnt sich nach tröstenden Büchern und religiösen Schriften. Die Klinik-Küche bietet kein koscher geschlachtetes Fleisch an; deshalb bleibt ihm nur vegetarische Kost. Er hat auch grosse Mühe damit, dass die Nachtwache bei nächtlichen Kontrollgängen jeweils das 2-Bett-Zimmer ohne vorgängiges Anklopfen betritt.

Andere Kulturen – andere Bedürfnisse
Im „Kurs am Montag“ der Kantonalen Psychiatrischen Dienste – Sektor Nord in Wil (KPD-SN) geht die Migrationsverantwortliche Petra Brunner auf verschiedene Tabus und – teilweise sprachbedingte – Missverständnisse ein. Sie zeigt die Gefahren gängiger Klischees, aber auch Möglichkeiten, wie man Menschen mit psychischen Problemen aus anderen Kulturkreisen begegnen kann.

Zeit für Fragen
Nach den Ausführungen von Petra Brunner bleibt Zeit, um auf persönliche Fragen aus der Zuhörerrunde einzugehen. Der Kurs findet am 24. August in St. Gallen statt (Migros-Klubschule beim Bahnhof, Historischer Saal) und wird am 31. August in Wil wiederholt (Psychiatrische Klinik, Zürcherstrasse 30, Hörsaal Haus C03). An beiden Orten beginnt er um 19.30 Uhr und dauert bis 21.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.