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«Nicht alle sind hirnamputiert»

Appenzell. Seit einem Jahr ist der Appenzeller Marco Fritsche als Moderator bei TeleOstschweiz tätig. appenzell24 hat mit ihm über seine neue Aufgabe gesprochen.

Marco Fritsche, vor einem Jahr haben Sie vom Schweizer Fernsehen zum regionalen Fernsehsender TeleOstschweiz gewechselt. Wie haben Sie den Wechsel vom grossen zum kleinen Sender erlebt?
Das Team bei TeleOstschweiz ist viel kleiner und dementsprechend übersichtlicher. Die anfallenden Sachen sind viel schneller erledigt als es beim Schweizer Fernsehen der Fall war. Es waren stets Rieseninstanzen zu bewältigen und die Hierarchiestufe war ebenfalls zu beachten. Ich finde es angenehmer, bei einem kleineren Sender zu arbeiten. Ausserdem war die Arbeit bei einem privaten Sender nicht neu für mich, da VIVA ja auch ein privater Sender ist.

Bei Ihrer Arbeit bei TeleOstschweiz müssen Sie sich häufig mit Themen aus Politik und Wirtschaft beschäftigen. Ihre Erfahrungen bei VIVA und dem Schweizer Fernsehen haben Sie aber eher im Gebiet Unterhaltung gemacht. Für Sie eine grosse Umstellung?
Überraschungen gabs eigentlich keine. Ich habe es mir so vorgestellt. Nicht alle Menschen, die bei einem Musiksender arbeiten, sind hirnamputiert. Schon vor der Zeit bei TeleOstschweiz interessierten mich Themen zu Politik und Wirtschaft; egal, ob spezifische in der Welt oder nationale Angelegenheiten.

Ich finde, jeder der abstimmen geht, sollte die Zusammenhänge begreifen. Jeden Morgen investiere ich eine halbe bis zu einer ganzen Stunde ins Zeitungslesen, einfach, damit ich informiert bin. Und dafür werde ich nun sogar noch bezahlt. Ist doch super. Ausserdem, nach sechs Jahren VIVA hatte ich es satt, immer über CD und Videoclips zu reden.

Werden Sie jetzt, wo Sie regional tätig sind, mehr auf den Strassen im Appenzellerland angesprochen?
Es sprechen mich schon Leute an, die eine Sendung mitverfolgt haben. In gewisser Weise wird man nun schneller zur Verantwortung gezogen. Wenn das Gespräch vielleicht nicht wunschgemäss für alle verlief, wird man schon mal am Stammtisch darauf angesprochen. Früher wurde das natürlich weniger polarisiert. Es ist manchmal schwierig, seine Meinung nicht in ein Gespräch einzubeziehen, und das merken dann die Leute.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Mir fällt das Gespräch mit Bundesrat Christoph Blocher ein. Es ging um die Abstimmungsvorlage über das Asylgesetz. Blocher war für das Asylgesetz; ich dagegen. Bald geriet das Ganze ein wenig ausser Kontrolle – wir gelangten auf keinen gemeinsamen Nenner und es war nicht mehr möglich, eine «normale» Diskussion zu führen. Die Zuschauer waren entsetzt; wochenlang bekam ich noch Mails, in denen sich die Leute darüber aufregten.

Mit wem würden Sie denn lieber ein Gespräch führen?
Mit Moritz Leuenberger. Ich würde gerne herausfinden, ob wir uns verstehen und ob wir den Draht zueinander finden würden. Im Februar kommt Hansruedi Giger zu mir ins Studio. Das freut mich ganz besonders, da er als medienscheu gilt und wir ihn über tausend Umwege angefragt haben.

Gibt es Themen, mit denen Sie sich nicht so gerne beschäftigen?
Vor einiger Zeit, als das Thema sehr aktuell war, musste ich mit einer Untersuchungsrichterin über Kinderpornografie reden. Das habe ich nicht gern getan, weil mich das Thema stark beschäftigt. Es ist dann schwer, solche Sachen wieder loszulassen.

Können Sie bei der Auswahl der Themen mitreden?
Einmal in der Woche halten wir eine Sitzung, in denen wir die Themen besprechen. Wir prüfen, wo beispielsweise Lücken auftreten und welche Gäste wir einladen sollten, da vielleicht gerade ein Jubiläum stattfindet. Dazu gehören natürlich auch die Aktualitäten, also, was die Region gerade beschäftigt. Da ich nur zu einem 50 Prozent-Pensum angestellt bin, bin ich froh, wenn teilweise Themen schon stehen.

Seit dem 1. Januar können sich homosexuelle Paare offiziell registrieren lassen – auch im Innerrhodischen wo die damalige Vorlage klar abgelehnt wurde. Was halten Sie davon?
Ich dachte mir, dass dieses Thema noch zur Sprache kommt. Natürlich bin ich froh darüber, dass sich künftig homosexuelle Paare registrieren lassen können. Ich finde, es gehört sich so, wenn wir modern und aufgeklärt sein wollen. Doch das heisst nicht, dass ich diesen Weg einschlagen werde. Mir geht es einfach ums Prinzip, dass ich es machen könnte. Bei mir schliesse ich es aber eher aus – zumindest sicher bis ich 40 Jahre alt bin. Man muss nicht jeden Partner, mit dem man das Bett teilt, gleich heiraten.

Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 08.01.2007 - 08:29:00