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Nach neuer Zählweise total 73 736 Straftaten registriert

Bern. Im Jahr 2008 hat die Kantonspolizei Bern insgesamt 73 736 Straftaten registriert. Dabei kam erstmals die Systematik der gesamtschweizerischen Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) zur Anwendung.

Daher sind konkrete Zahlenvergleiche zu früheren Jahren nicht möglich. Rückläufige Tendenzen sind indes bei den Tötungsdelikten, bei den Betrugsdelikten sowie bei den Diebstählen festzustellen. Zugenommen haben tendenziell die Raubdelikte und die Körperverletzungen – also vor allem Gewaltdelikte.

Rund 77 Prozent aller Straftaten waren Vermögensdelikte. Aufgrund einer groben Einschätzung ist davon auszugehen, dass sich keine erheblichen Abweichungen zur Kriminalitätsrate des Vorjahres ergeben haben.

Ab dem Jahr 2010 soll die Kriminalstatistik in der ganzen Schweiz nach einheitlichen Regeln erfasst und ausgewertet werden. Im Rahmen eines gemeinsamen Pilotversuchs der Kantonspolizei Bern und des Bundesamts für Statistik wurde die Kriminalstatistik 2008 für den Kanton Bern erstmals nach den Regeln der gesamtschweizerischen Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erstellt.

Aus diesem Grund sind Zahlenvergleiche zu früheren Jahren nicht möglich. Ein weiterer Grund dafür ist auch, dass in der Kriminalstatistik der Kantonspolizei Bern 2008 infolge der Integration der Stadt- in die Kantonspolizei erstmals auch die in der Stadt Bern verübten Delikte erfasst werden. In den beiden Korps wurden die Daten bis Ende 2007 unterschiedlich erfasst, was einen Vergleich mit dem Vorjahr letztlich verunmöglicht.

Zuwachs in erster Linie wegen neuer Zählweise

Nach der neuen Zählweise hat die Kantonspolizei Bern für das Jahr 2008 insgesamt 73 736 Straftaten registriert. Nominell entspricht dies einer Zunahme um 32 Prozent (2007: Kanton Bern 35 457 Delikte, Stadt Bern 20 415 Delikte). Der Zuwachs ist in erster Linie dadurch zu erklären, dass nach der neuen Zählweise nicht mehr Fälle erfasst werden, sondern einzelne Straftaten.

So wird beispielsweise ein Einbruchdiebstahl (bisher ein Delikt) neu als Diebstahl, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung erfasst (neu drei Delikte). Ein Raufhandel mit vier Beteiligten wird statt als ein Fall neu viermal erfasst. Ähnlich verhält es sich bei Körperverletzungen und Tätlichkeiten.

Aufgrund dieser Praxisänderung werden auch bei häuslicher Gewalt neu alle erfüllten Straftatbestände separat in die Statistik aufgenommen. Rein zahlenmässig führt dies zu einer erheblichen Zunahme der Deliktszahlen bei den Gewaltdelikten.

Ein weiterer Grund für den Zuwachs ist, dass neu auch die Widerhandlungen gegen das Ausländergesetz (1731 Straftaten) sowie gegen weitere Bundesgesetze (980 Straftaten) in der Kriminalstatistik aufgeführt werden.

Trotz des zahlenmässigen Zuwachses ist aufgrund einer groben Einschätzung davon auszugehen, dass sich keine erheblichen Abweichungen zur Kriminalitätsrate des Vorjahres ergeben haben. Rückläufige Tendenzen sind bei den Tötungs- (11) und Betrugsdelikten (566) sowie bei den Diebstählen (30 159 inklusive Fahrzeugdiebstähle) festzustellen. Tendenziell zugenommen haben Gewaltdelikte wie Raubdelikte (469) und Körperverletzungen (696). Bei den Sexualdelikten (672) ist in etwa eine gleichbleibende Tendenz festzustellen.

Vermögensdelikte als Löwenanteil
Rund 77 Prozent aller registrierten Straftaten im Jahr 2008 waren Vermögensdelikte (46 627). 43 Prozent davon waren Diebstähle (20 102) und 22 Prozent Fahrzeugdiebstähle (10 057). Bei 31 Prozent der Vermögensdelikte handelte es sich um Fälle von Sachbeschädigung (14 411), die restlichen vier Prozent setzen sich aus Betrugs-, Raub- und übrigen Vermögensstraftaten zusammen.

Der Bereich Einbruchdiebstahl war wie schon in den Vorjahren markant geprägt vom kompromisslosen Vorgehen hochmobiler und gut organisierter osteuropäischer Banden.

Alle elf Tötungsdelikte aufgeklärt
4477 oder rund sechs Prozent der registrierten Delikte entfallen auf den Bereich der Gewaltstraftaten. Darunter werden sämtliche Straftatbestände zusammengefasst, die die vorsätzliche Anwendung oder Androhung von Gewalt gegen Personen beinhalten. Nebst elf Tötungsdelikten (inklusive vier Versuchen), die allesamt aufgeklärt werden konnten, hat die Kantonspolizei Bern 30 Fälle von schwerer und 666 Fälle von einfacher Körperverletzung registriert. Ferner wurden 62 Vergewaltigungen und 1312 Tätlichkeiten erfasst. Der Ausländeranteil am Total der Tatverdächtigten betrug bei den Tötungsdelikten 64 Prozent, bei den Körperverletzungen 44 Prozent, bei den Raubdelikten 43 Prozent sowie bei den Vergewaltigungen 42 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil in etwa gleich geblieben.

Im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt wurden unter anderem 562 Tätlichkeiten, 410 Drohungen, 168 Beschimpfungen und 113 einfache Körperverletzungen registriert. 51 Prozent der Fälle häuslicher Gewalt ereigneten sich in Paarbeziehungen, 27 Prozent in ehemaligen Paarbeziehungen und 15 Prozent zwischen Eltern, Ersatz- oder Pflegeeltern und Kindern. Der grösste Teil der Opfer war wie in früheren Jahren weiblich, der grösste Teil der Tatverdächtigen männlich. Es ist jedoch festzustellen, dass die Anteile der männlichen Opfer und der weiblichen Tatverdächtigen tendenziell gestiegen sind.

Illegaler Betäubungsmittelhandel weiterhin auf hohem Niveau

Der illegale Betäubungsmittelhandel bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau. Vor allem der Kokainhandel floriert im ganzen Kanton Bern, was darauf schliessen lässt, dass Beschaffung und Vertrieb sehr effizient und effektiv organisiert sind. Mengen im Kilo- und wohl auch Mehrkilobereich können durch Täterschaften innert weniger Tage organisiert und innert kürzester Zeit an Zwischenhändler beziehungsweise Zwischenabnehmer weiterveräussert werden. Bei den Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz lagen die grössten Anteile bei Frauen und Männern in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen. Die Zahl der Drogentoten belief sich 2008 auf insgesamt 14, davon 8 Männer. 2007 wurden in der Stadt und im Kanton Bern insgesamt 17 Drogentote registriert.

Jugendkriminalität in Städten an der Tagesordnung
Die Jugendkriminalität hat die Kantonspolizei Bern auch 2008 beschäftigt. Zwar ereigneten sich keine spektakulären und medienträchtigen Fälle wie in früheren Jahren. Dennoch waren Delikte von und unter Jugendlichen namentlich in Städten an der Tagesordnung. Nachdenklich stimmen insbesondere die unberechenbaren Amok-Drohungen im Umfeld von Schulen, die wiederholt zu aufwändigen polizeilichen Aktionen geführt haben.

Die ermittelten Urheber müssen mit harten Sanktionen rechnen. Bei den Körperverletzungen betrug der Anteil der jugendlichen Tatverdächtigen im vergangenen Jahr 18 Prozent, bei den Raubdelikten sogar 27 Prozent.

Steigender Ermittlungsaufwand bei Delikten im EDV-Bereich
Die technische Ausrüstung und das Spezialwissen der Täterschaft entwickeln sich rapide. Speichermedien in der Grösse von mehreren Tera-Byte sind für jedermann erschwinglich geworden. Dementsprechend steigen die Anforderungen auf Seiten der Polizei sowohl in technischer als auch in fachlicher Hinsicht stetig. Zudem nimmt die durchschnittliche Bearbeitungszeit pro Fall laufend zu.

Thematische Schwerpunkte sind nach wie vor Ermittlungen im Bereich der strafbaren Handlungen gegen die sexuelle Integrität. Ein tendenziell starker Anstieg war bei Delikten zu verzeichnen, die ihren Ursprung in sozialen Netzwerken wie Facebook, Youtube, etc. haben. Ebenfalls häufig sind betrügerische Machenschaften mit Hilfe des Internets.

Links- und Rechtsextremismus gleichbleibend
Die polizeilich bekannte rechtsextreme Szene im Kanton Bern hat sich in den vergangenen Jahren quantitativ nicht erheblich verändert. Der Kantonspolizei Bern sind nach wie vor rund 200 Rechtsextremisten beziehungsweise Skinheads mit Wohnsitz im Kanton bekannt. Auch die linksextreme Szene hat sich quantitativ in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert. Zahlenmässig dürfte sie sich auf ähnlichem Niveau bewegen wie ihr rechtsextremes Gegenstück.

Die Hauptaktivitäten der linksextremen Szene gehen eindeutig von der Stadt Bern aus. Die Aktionen in den anderen Städten des Kantons sind weit weniger aggressiv, und die Gewaltbereitschaft bewegt sich dort auf einem wesentlich tieferen Niveau.

Viel Arbeit wegen Hooliganismus
Mit sieben Mannschaften ist der Kanton Bern in den obersten Spielklassen im Bereich Fussball und Eishockey schweizweit am häufigsten vertreten. Die damit verbundene vergleichsweise hohe Zahl von gewaltbereiten und gewaltorientierten Fans («Risk-Fans») und damit potenziell gefährdeter Spiele hat für die Kantonspolizei Bern einen hohen Arbeitsaufwand zur Folge. Mittlerweile finden sich in der Gruppe der «Risk-Fans» neben Personen aus dem Rechtsextremismusbereich auch solche des linksextremen Spektrums.

BernBern / 03.03.2009 - 14:23:19