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Kräftiger Ausbau beim OVWB

Walenstadt/SG. Der OVWB hat ein Wachstumsjahr hinter sich. Verschiedene Ausbauprojekte in der Stadt St.Gallen stehen ausserdem bevor.

Dazu passt die Neunutzung des leerstehenden Bahnhofs Walenstadt. Er soll im nächsten Jahr zwölf Arbeitsplätze für Menschen mit einer Hirnschädigung bieten.

Verein zur Schaffung und zum Betrieb von Wohnmöglichkeiten für Körperbe-hinderte (OVWB) heisst der etwas umständliche Name. Seit Anfang 1990-er Jahre betreibt Wohn- und Arbeitsplätze für Körperbehinderte, so etwa das Quimby Huus, das Imbodehuus und Wohngruppen. 2005 ist ausserdem in Walenstadt das Haus Selun zur längerfristigen Therapierung von Menschen mit einer Hirnverletzung hinzugekommen.

Dabei platzen die meisten dieser Institutionen aus den Nähten, wie dem soeben veröffentlichten Jahresbericht 2008 zu entnehmen ist. „Das Quimby Huus und das Imbodehuus stiessen im letzten Jahr an ihre Kapazitätsgrenzen“, sagt OVWB-Geschäftsleiter Peter Hüberli.

Vor allem im Quimby Huus im Westen der Stadt St.Gallen sind die Platzverhältnisse eng. Das Haus bietet 24 Menschen mit einer Körperbehinderung Wohn- und Arbeitsmöglichkeit. Weil nun gegenüber eine neue Wohnsiedlung entsteht, soll das Bürocenter, in dem ein Teil der Bewohnerinnen und Bewohner tätig ist, in eben der neuen Überbauung untergebracht werden.

Dasselbe im Osten der Stadt im Imbodehuus mit 21 schwer körperbehinderten Menschen. Auch dort soll der unter Platzproblemen leidende Bereich Arbeit und Beschäftigung ausgelagert werden. Vorgesehen ist eine Lösung in einem ehemaligen Quartierladen.

Der Bahnhof Walenstadt erhält neues Leben
In dieses Bild passt der neue Ausbauschritt in Walenstadt. Dort eröffnete der OVWB 2005 eine Fachinstitution zur Langzeittherapierung und nachhaltigen Eingliederung von Menschen mit einer Hirnverletzung, das Haus Selun. Der Bedarf ist erheblich, erleiden doch 3000 bis 5000 Menschen jährlich in der Schweiz eine Hirnverletzung, 14000 einen Hirnschlag. Allein in St.Gallen Süd und Umgebung macht das etwa 600 Personen aus, wie der OVWB vorrechnet.

Nun folgen nächstes Jahr neu aber noch zwölf Arbeitsplätze im seit 2005 still-gelegten Bahnhofgebäude Walenstadt.

«Im Anschluss an die stationäre Langzeitrehabilitation im Haus Selun braucht es Angebote im ambulanten Bereich, die den betroffenen Menschen mit einer Hirnverletzung die nötige Tagesstruktur geben», sagt Peter Hüberli. Eine Tagesstruktur sei unabdingbar solche Betroffene, um später wieder allein oder im familiären Kontext zu wohnen. «Die Werkstätte im Bahnhof Walenstadt soll geschützte Arbeitsplätze anbieten, die auch für Personen mit niedrigem Leistungsvermögen eine sinnvolle und abwechslungsreiche Beschäftigung bietet.»

Konkret: Ab Mitte nächsten Jahrs sollen im Bahnhof eine Holzwerkstätte mit vier und ein Bürocenter mit sieben Arbeitsplätzen in Betrieb stehen. Sie bilden den Kern des nichtöffentlichen Bereichs. Eingerichtet wird dort auch eine Ve-lowerkstätte mit drei Arbeitsplätzen. Das macht Sinn: Am wichtigen Umsteigeort wird der OVWB Leihvelos und einfache Fahrradreparaturen anbieten.

Es gibt auch einen öffentlichen Bereich. Die – betreuten, rekonvaleszenten – Mitarbeitenden im Projekt unterhalten für die SBB und den Verkehrsverein Wa-lenstadt offiziell ein Prospektbüro und eine Auskunftstelle. Man denkt beim OVWB darüber nach, ob sich dieses Angebot auch mit einem Verkauf – der ei-genen Produkte – sowie der Abgabe einer Tasse Kaffee verbinden lässt.

16 Personen arbeiten an den insgesamt zwölf Arbeitsplätzen – noch der Unterhalt der eigenen Hausdiensts kommt dazu. «Wir orientieren uns an den Aktivitäten des täglichen Lebens und bauen diese in die Tagesplanung und den Arbeitsprozess ein», umschreibt Hüberli das Vorgehen. Das Ziel sei, mit den Be-troffenen mitten im gesellschaftlichen Leben zu stehen. «Da kommen uns natürlich diese zentralen Räumlichkeiten sehr entgegen.» Die Gemeinde stehe dem Projekt sehr positiv gegenüber, da im Bahnhof wieder Leben einkehre.

«Cavere ist genau das, was wir machen»
10,5 Millionen Franken Umsatz machte der OVWB 2008. 160 Mitarbeitende be-schäftigt die Institution inzwischen (bei 80 Vollzeitstellen), 100 Personen werden betreut, 30 Freiwillige arbeiten mit. Die Rechnung des vergangenen Ge-schäftsjahrs war ausgeglichen.

Noch eine Änderung gab’s. Neben den festen Institutionen in der Stadt St.Gallen und in Walenstadt führt der OVWB auch ein ambulantes Angebot, das Begleitete Wohnen, beziehungsweise er betreut Menschen mit einer Körperbe-hinderung, die weitgehend selbständig wohnen (oder dies lernen) zu Hause. Auch das Begleitet Wohnen war 2008 voll ausgelastet und muss ausgebaut werden. Das begleitete individuelle Wohnen heisst beim OVWB neu «Cavere». Das lateinische Wort bedeutet achtgeben, sich hüten – solange noch nicht al-les automatisch und selbständig möglich ist. «Es ist genau das, was wir machen», sagt Hüberli.
Weitere Informationen sowie den Geschäftsbericht 2008 finden Sie unter www.ovwb.ch.

St.GallenSt.Gallen / 20.07.2009 - 10:49:39