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Klausurtagung der FDP-Fraktion in Wildhaus

Wildhaus/SG. Die jährliche Klausurtagung bietet der FDP-Fraktion jeweils die Gelegenheit, ein komplexes und vielschichtiges Thema an einem Wochenende ausführlicher und abseits vom «Tagesgeschäft» des Kantonsrates zu behandeln.

Für die diesjährige Tagung hat Vizefraktionspräsident Walter Locher ein besonders spannendes und vielfältiges Programm zusammengestellt. Unter dem Titel „Gesellschaft im Wandel“ wurden verschiedene Veränderungen, welche die Politik beschäftigen (werden), genauer diskutiert.

Sind Jugendliche heute gewaltbereiter?
Die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen ist in der letzten Zeit ein Dauerthema. Mit Martin Killias, Strafrechtsprofessor der Universität Zürich, konnte die FDP-Fraktion einen der führenden Experten zum Thema für ein Referat gewinnen. Gemäss Killias haben seit dem Helmobligatorium zwar „Töffli“-Diebstähle klar abgenommen, dafür Gewaltdelikte generell stark zugenommen. So sind in den Jahren 2000-2004 dreimal so viele Opfer durch Gewalt schwer verletzt worden wie zwanzig Jahre zuvor.

Martin Killias führt als Gründe verschiedene Risikofaktoren auf wie veränderte Freizeitgestaltung (weniger mit Eltern, weniger in Vereinen), vermehrtem Medienkonsum, frühere sexuelle Aktivität oder ein verändertes Ausgehverhalten (vermehrt spätnachts). Angesichts dieser Veränderungen ist es eigentlich nur plausibel, dass die Jugendgewalt zunimmt.

Trotzdem scheint die Gewaltbereitschaft Jugendlicher wieder abzunehmen: Anhand verschiedener Daten zeigte Martin Killias Erklärungsmöglichkeiten für solche Widersprüche auf. Aufgrund äusserer Einflüsse, welche Jahrgänge von Jugendlicher stark prägen, kann sich die Gewaltbereitschaft innert weniger Jahre verändern. Zusammenfassend betont Martin Killias, dass das Umfeld (Ausgang, Drogen, Alkohol) die Sozialisation und damit die Gewaltbereitschaft markant beeinflusst.

Mythos des liberalen Arbeitsmarktes
Kurt Weigelt, Direktor der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell (IHK), zeigte der FDP-Fraktion auf, wie sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert hat. Mit der Globalisierung und den neuen Informationstechnologien hat sich die Arbeitswelt aus Sicht von Weigelt in drei Hinsichten verändert. Zum einen hat der Wettbewerb zugenommen: Unternehmen stehen im internationalen Wettbewerb, Produkte sind einfach vergleichbar und können dort produziert werden, wo die Kosten am günstigsten sind. Zweitens hat die Geschwindigkeit zugenommen; Veränderungsprozesse beschleunigen sich laufend und damit verändern sich auch Berufsbilder und Anstellungsverhältnisse schneller. Drittens erfolgt ein Kontrollverlust: Die heutige Komplexität führt zu einer viel höheren Unvorsehbarkeit künftiger Entwicklung.

Kurt Weigelt zweifelt jedoch daran, dass die Schweizer Arbeitsmarktpolitik den heutigen Anforderungen gewachsen ist. Er zeigte auf, dass die Schweiz auf die Herausforderungen offener Weltmärkte nicht mit einer freiheitlichen Regelung der Arbeitsmärkte reagiert, sondern in der Praxis mit einer zunehmenden Verstaatlichung. Stichworte dabei sind übertriebener Arbeitnehmerschutz, eingeschränkte Vertragsautonomie insbesondere durch Gesamtarbeitsverträge und gewerkschaftlich definierte Mindestlöhne. Leider – so das Fazit von Kurt Weigelt – ist es ein Mythos, dass die Schweiz über einen liberalen Arbeitsmarkt verfügt.

Demographie, Mensch, Medien und Jugend
Die FDP-Fraktion beleuchtete das Thema ihrer Tagung – die Gesellschaft im Wandel – noch unter weiteren Gesichtspunkten. So zeigte Boris Zürcher, Leiter Wirtschaftspolitik des think tanks Avenir Suisse, die dramatischen Auswirkungen der demographischen Entwicklungen auf. Der Publizist und Philosoph Ludwig Hasler stellte seine Überlegungen dazu an, wie der Mensch auf den Wandel reagiert, während Gaudenz Looser (Leiter Inlandredaktion 20 Minuten) über die Veränderungen in der Medienlandschaft informierte. Zudem präsentierten Vincenz Rentsch (Präsident Jungfreisinnige Kanton St.Gallen) und Tobias Widmer (Präsident Jungfreisinnige Region St.Gallen-Gossau) der FDP-Fraktion ihre Sicht auf die Jugend und die Zukunft.

St.GallenSt.Gallen / 22.08.2009 - 15:36:18