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Kindsmissbrauch – Das Leiden einer Mutter

Trogen/AR. Wenn ein Kind missbraucht wird, ist nicht nur eine Kindheit zerstört. Nicht allein das Opfer leidet, auch die Mutter.

Im Fall des Mädchens, das sieben Jahre lang sexuell missbraucht wurde, macht sich die Mutter Vorwürfe und ihre Wut auf den Täter ist immens.
Das Ausserrhoder Kantonsgericht hat den Täter, ein «Freund des Hauses», vergangene Woche wegen sexuellen Handlungen mit einem Kind zu einer unbedingten Gefängnisstrafe von 9 Monaten verurteilt.
Sie fühle sich schuldlos schuldig, sagt sie: „Eine Mutter macht sich immer Vorwürfe – da können Psychologe und Arzt noch lange sagen, ich müsse mir keinen Vorwurf machen, dass ich den Missbrauch meiner Tochter nicht bemerkte. Es belastet mich wahnsinnig“, sagt die Mutter des inzwischen erwachsenen Opfers.  „Ich kann es nicht wieder gut machen“, lautet ihre schmerzliche Bilanz.

Eine Mauer
„Der Umgang mit dem erwachsenen Kind ist schwierig. Es ist eine Mauer zwischen uns. Das tut weh und man begeht Fehler und verletzt das Kind noch mehr. Ich bewundere meine Tochter, wie sie all die Strapazen dieses Verfahrens durchgestanden hat.“
Sie habe sich nicht gewehrt und geschwiegen, weil sie ihren betrunkenen Vater bei Widerstand als aggressiv erlebt habe, sagte das Opfer. Der Vater schlug ihre Mutter. „Der Täter hat unsere schwierige Ehe schamlos ausgenützt, mit einer Kälte und Charakterlosigkeit ohnegleichen“, empört sich die Mutter.
„Meine Tochter war Freiwild für ihn, an dem er seine Lust auslebte“, sagt die inzwischen ge-schiedene Frau. Und sie fragt sich immer wieder: „Warum habe ich es nicht gemerkt? Warum hatte ich nicht die Kraft, zu gehen?“ Geschlagenen Frauen rät sie, den Schläger zu verlassen.
Die Mutter hatte gemerkt, dass etwas mit dem Kind nicht stimmte: Das Mädchen war bis sie-ben, als der Missbrauch begann, schlank gewesen. Plötzlich wurde es übergewichtig. Diäten halfen nichts. Das Kind litt auch ständig unter Kopfschmerzen.
Im Kinderspital fanden die Ärzte „nichts“ heraus. „Bei uns ging es drunter und drüber. Ich hatte sowieso nichts zu sagen. Der Täter hat diese Situation kaltschnäuzig und brutal ausgenützt“, sagt die Mutter.

Keine Gleichgültigkeit
Deshalb ihr Appell an Mütter, Lehrerpersonen, Ärzte, an die Gesellschaft allgemein: „Wenn sich ein Kind seltsam verhält, sollte man hinhören und aufmerksam werden, Verständnis ha-ben. Mit weniger Gleichgültigkeit könnten solche Taten rechtzeitig erkannt werden.“ Die Opfer ruft sie dazu auf, ihre Peiniger anzuzeigen.
Der Täter liess eine vom Kreisgericht Rorschach verordnete Therapie einfach sausen. Er habe arbeiten müssen, sagte er vor Gericht. Der Therapeut brach die Therapie wegen Undurchführ-barkeit ab. Auf ein erstes Widerrufsbegehren wegen des Therapie-Abbruchs der Vormund-schaftsbehörde St. Gallen trat das Kreisgericht Rorschach nicht ein.

Kinder schützen
Das empört die Mutter: „Der Täter gehört unbedingt in eine Therapie. Sonst kommt er aus dem Gefängnis und missbraucht das nächste Kind. Wieso wurde er nicht zur Therapie verpflichtet? Und wieso ordnete das Ausserrhoder Kantonsgericht keine Massnahme an?“
Das Strafmass findet sie generell zu niedrig: „Das Parlament müsste sich mehr mit den Opfern befassen. Nicht therapierbare Täter sollten verwahrt werden.“
„Ich begreife nicht, weshalb man zum Schutz der Kinder solche Täter nicht chemisch kastriert. Ein Eingriff in die Persönlichkeit? Und das Kind? Ich verstehe die Skrupel gegenüber einer chemischen Kastration nicht“, sagt die Mutter. „Es geht nicht um Rache, sondern um den Schutz der Kinder.“

Appenzell AusserrhodenAppenzell Ausserrhoden / 01.09.2009 - 09:20:31