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Geschichte der Meteorologie in der Schweiz – Teil 1

Ab wann wurden die ersten Wetterbeobachtungen in unserem Land durchgeführt?

Wie entstand die Idee eines nationalen Wetterdienstes? Wie sahen die allerersten Vorhersagen aus? Machen wir uns auf die Spurensuche und erforschen die Ursprünge der Meteorologie in der Schweiz.

Erste Messungen und Beobachtungen

Die Anfänge der Meteorologie in der Schweiz liegen in der Mitte des 16. Jahrhundert – im Zeitalter der Renaissance, als die Wiederentdeckung der Künste und der Wissenschaft gefeiert wurde. Dies veranlasste einige Gelehrte in der damaligen Eidgenossenschaft dazu, bestimmte Naturphänomene genauer zu beobachten und zu untersuchen. Die ältesten und regelmäßig aufgezeichneten Wetterdaten gehen auf Wolfgang Haller zurück, dem Verwalter des Grossmünster-Stifts in Zürich. Seine Wetteraufzeichnungen aus den Jahren 1545 bis 1576 sind einzigartig für die Witterungsgeschichte des dritten Viertels des 16. Jahrhunderts.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts erfanden Florentiner Gelehrte z.B. das Thermometer (Galileo / Santorio) und das Barometer (Torricelli) und weitere Messinstrumente (siehe Abbildung 1).


Abbildung 1: Skizze eines Anemometers (Windmesser) von Santorio, 1625 (The History of Meteorology, American Meteorological Society, Science history Publications, 1977)


Im Jahre 1697 rief Johann Jakob Scheuchzer, ein bedeutender Zürcher Naturforscher, dazu auf, an möglichst vielen Orten einheitliche meteorologische Messungen durchzuführen. Obwohl sein Aufruf zunächst kaum befolgt wurde, begann man im Laufe des 18. Jahrhunderts, z.B. in Basel, damit täglich zu festen Terminen Beobachtungen zu sammeln. Somit existiert für Basel seit 1768 eine Beobachtungsreihe die bis heute fast ununterbrochen fortgeführt wurde. Um 1780 erfand der Genfer Horace Bénédict de Saussure den Haarhygrometer, der die meteorologische Forschung in der Schweiz beflügelte. Druck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit wurden nach und nach an einigen Orten systematisch aufgezeichnet. Bis ins 19. Jahrhundert blieb die Anzahl der Beobachtungsstandorte jedoch sehr bescheiden. Zudem waren sie häufig unregelmässig aufgezeichnet und oft ungenau und somit nicht miteinander vergleichbar.

Der Genfer Physiker Marc Auguste Pictet richtete im Jahre 1798 in Genf und 1817 auf dem Grossen St. Bernhard die beiden ersten Schweizer Stationen mit regelmässigen Beobachtungen ein. Dieser schlug im Jahre 1823 der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft vor, ein erstes Beobachtungsnetz von 12 mit Barometern und Thermometern ausgestatteten Stationen aufzubauen, welches von 1823 bis 1837 betrieben wurde.

Diese neuen Möglichkeiten interessierten nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Bevölkerung selbst. Deshalb beschlossen einige Kantone, ihr eigenes Beobachtungsnetz einzurichten (Bern 1830, Tessin 1843, Thurgau 1855).

Das Interesse an der Meteorologie wuchs stetig und die meisten europäischen Länder fingen an, erste meteorologische Messnetze zu betreiben. Die Erfindung des Telegrafen Mitte des 19. Jahrhunderts brachte Astronomen und Physiker auf die Idee ein System zur Vorhersage von Stürmen in Erwägung zu ziehen, indem sie die bestehenden Wetterstationen telegrafisch miteinander verbanden. Zwischen 1850 und 1860 wurden in England, Holland und Frankreich erste meteorologische Institute gegründet.

Erstes einheitliches Beobachtungsnetz…

Am 1. Dezember 1863 richtete die Schweizerische Naturforschende Gesellschaft (SNG) 88 Beobachtungsstationen ein, die regelmäßig mit einheitlichen Instrumenten betrieben wurden. Eine neunköpfige meteorologische Kommission veröffentlichte die Ergebnisse der Beobachtungen in Jahresberichten.

… dann erste tägliche Wetterprognosen

Mit der lauterwerdenden Forderung der Landwirtschaft nach täglichen Wetterprognosen, wie sie bereits in Frankreich bekannt waren, stieg die Nachfrage nach Wettervorhersagen.

Die Regierung gab dem Druck der Öffentlichkeit nach und die ersten täglichen Wetterprognosen mit Ausblick auf den nächsten Tag erschienen am 1. Juni 1878 in der NZZ und bald darauf auch in anderen Zeitungen. Diese Vorhersagen basierten auf Schweizer Beobachtungen und auf Berichten des Pariser Observatoriums.

Ebenfalls im Jahre 1878 wurde in Utrecht über eine institutionalisierte internationale Zusammenarbeit abgestimmt. Die Internationale Meteorologische Organisation entstand dann endgültig bei einer Meteorologen-Tagung in Rom im Jahr 1879 (siehe Abbildung 2). Einer der Gründer und einer der ersten Vorsitzenden des Internationalen Meteorologischen Komitees war der Schweizer H. Wild, der damals Direktor des russischen Wetterdiensts war.


Abbildung 2: Die Teilnehmer der Meteorologen-Konferenz in Rom 1879. Schweizer Teilnehmer H. Wild und E. Plantamour, unterste Reihe, 3. und 4. von rechts. (WMO: One hundred years of international co-operation in meteorology (1873 – 1973) a historical review)


Bald aber sprengten die Aufgaben den finanziellen Rahmen der SNG.

Gründung der Meteorologischen Zentralanstalt (MZA)

Nach einem Beschluss des Bundesrates von 1880 wird die Meteorologische Zentralanstalt (MZA), die dem EDI unterstellt ist, ein Jahr später in Zürich gegründet. Unter der Leitung von R. Billwiller sen. macht sich die MZA mit Enthusiasmus an die Arbeit. Man steigert die Verbreitung der täglichen Berichte, die mitunter aus einer Wetterkarte Europas, einer Tabelle mit Beobachtungsdaten, einer Übersicht über die allgemeine Lage und einer Prognose für den nächsten Tag bestehen. Daneben verarbeitet die MZA auch klimatologische Beobachtungen, führt wissenschaftliche Untersuchungen durch, die in Jahrbüchern oder Anhängen zu den Jahresberichten veröffentlicht werden. Dazu gehören z.B. eine Studie über die Entstehung des Föhns oder von Überschwemmungen.

Der Hauptsitz befand sich von Anfang an in Zürich, zunächst in der Nähe der Sternwarte, ab 1891 fand die MZA am Institut für Physik an der technischen Hochschule Platz. Die Büros umfassten etwa zehn Zimmer mit einer Wohnung für den Beobachter. Zudem gab es einen Turm für Windmessungen, eine Terrasse für Wolken- und Sonnenbeobachtungen und schließlich noch einen Instrumentengarten für Temperatur-, Druck-, Regen- und Schneemessungen. Die Zahl der Beamten und Angestellten stieg von anfänglich 4 auf 6 im Jahr 1879. Im Jahre 1900 waren es 8 und zu Beginn des Ersten Weltkriegs 14 Angestellte.


Abbildung 3: Institut für Physik der technischen Hochschule in Zürich, wo sich während den Jahren 1891-1949 in der 3. Etage die MZA befand (100 Jahre Meteorologie in der Schweiz, 1864-1963, MZA, 1964)


Exkurs: Errichtung einer Beobachtungsstation auf dem Säntis

Die Internationale Meteorologische Organisation drängte mit der Zeit auf die Einrichtung einer Beobachtungsstation „in der Höhe“, die ständig mit einem Beobachter besetzt sein sollte. Man entschied sich für den Säntis auf rund 2500 Metern. Der Schweizer Alpenverein, die Ostschweizer Kantone und verschiedene Spenden ermöglichten den Start der Beobachtungen im Oktober 1887. Ein Vermächtnis eines erbenlosen Schaffhauser Kaufmanns in Höhe von 125 000 Franken ermöglichte dann den Bau eines richtigen Observatoriums. Bis 1969 wechselten sich 12 Beobachter ab, die manchmal von ihren Ehefrauen begleitet wurden.

Die Tätigkeit als Beobachter auf dem Säntis war nicht ungefährlich. Die Beobachter sind auf dem exponierten Gipfel teils Windgeschwindigkeiten von bis über 200 km/h ausgesetzt.

Weitere Informationen zur interessanten Geschichte der Wetterbeobachtung auf dem Säntis finden Sie zudem hier:

Im Jahre 1909 erschien unter dem Titel „Das Klima der Schweiz auf Grundlage der 37-jährigen Beobachtungsperiode 1864-1900“ ein Werk in zwei Bänden. Es kann als erste Klimatologie der Schweiz angesehen werden. Ein halbes Jahrhundert lang war es das Standardwerk zu diesem Thema.

Vor der Gründung der MZA kamen auch noch Niederschlagsmessstationen hinzu, an denen die Beobachter die täglich gefallenen Niederschlagsmengen festhielten. Da die Niederschlagsmengen viel heterogener im Raum verteilt sind, als z.B. die Temperatur, wurde das Niederschlagsmessnetz schnell viel dichter als das ursprüngliche Messnetz. Auch diese Ergebnisse der Niederschlagsmessungen wurden in monatlichen und jährlichen Berichten veröffentlicht. In diesem Zusammenhang stellte die Einführung der sogenannten Totalisatoren (Niederschlagssammler) um 1915 einen wichtigen Schritt dar, da es sich um die ersten automatischen Messdaten handelte. Denn mit Hilfe dieser nur einmal im Jahr – im Herbst – abzulesenden Niederschlagssammler konnte der Jahresniederschlag nun auch in höher gelegenen Gebieten und sogar in Gletscherregionen gemessen werden.

Die Polarfront-Theorie

Anfang der 1920er Jahre revolutionierte die in Bergen (Norwegen) von Vilhelm Bjerknes und seinen Mitarbeitern entwickelte Polarfront-Theorie die wissenschaftlichen Grundlagen der Wettervorhersage. R. Billwiler II, der damalige Assistent und spätere Direktor der MZA, hielt sich im Februar und März 1922 in Norwegen auf, um die Polarfront-Theorie vor Ort kennenzulernen. Der Schweizer Wetterdienst war damit einer der ersten nicht-skandinavischen Wetterdienste, der sich mit der Polarfront-Theorie vertraut machte.

An dieser Stelle endet der erste Teil der „Geschichte der Meteorologie in der Schweiz“. In einem weiteren Artikel werden wir zu gegebener Zeit auf die Entwicklung des nationalen Schweizer Wetterdienstes eingehen, die eng mit den Anfängen der Flugmeteorologie zusammenhängt.

Weitere Literatur:


Karte des Luftdrucks über Westeuropa am 26. Januar 1903.


 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz /Geschichte der Meteorologie in der Schweiz – Teil 1 – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: Meteorologische Zentralanstalt

Schweiz / 16.03.2024 - 18:14:55