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„Führen lernt man wie schwimmen, nicht aus Büchern, sondern aus Erfahrung“


Die Armee engagiert sich für die langfristige Sicherheit. Damit schafft sie ein Umfeld, in dem die Wirtschaft prosperieren kann. Führungskräfte sind in der Armee und der Wirtschaft stark gefordert.

Die militärische Führungsausbildung zeichnet sich durch drei Alleinstellungsmerkmale aus: die praktische Führungsausbildung, die Führungsmethode und das Krisenmanagement.

Rund 80 Kader aus der Schweizer Wirtschaft sind der Einladung des Chefs der Armee, Korpskommandant Thomas Süssli gefolgt, um sich vor Ort vom Wert der militärischen Leadership-Ausbildung einen Eindruck zu verschaffen. An einem Herbstnachmittag im Oktober treffen sie auf 22 Aspiranten der Offiziersschule Genie / Rettung / ABC und ihre Vorgesetzten im aargauischen Bremgarten. Organisiert wurde der Anlass in Zusammenarbeit mit dem Präsidenten des Schweizer Arbeitgeberverbandes, Valentin Vogt.

Schlüsselfaktor Sicherheit

Das Erfolgsmodell Schweiz basiert auf vier Faktoren: Handel, Innovation, Infrastruktur und Sicherheit. Die Welt ist volatiler, unsicherer, komplexer und vieldeutiger geworden. Urbanisierung, Demografie, Klimawandel und industrielle Revolution verändern die Welt rasant. „Zu meinem Amtsbeginn galt meine erste Sorge einem möglichen Blackout, denn wir sind unglaublich Energie-abhängig“, schildert Korpskommandant Thomas Süssli eine der Herausforderungen für die Stabilität der Schweiz. Terroranschläge waren weitere wahrscheinliche Szenarien auf der Risikoliste der Armee. Doch es kam anders: Am 16. März 2020 hat die Armee die grösste Mobilmachung seit dem II. Weltkrieg ausgerufen. Während rund zehn Wochen haben bis zu 6000 Armeeangehörige in Spitälern, Pflegeinstitutionen und an der Grenze die zivilen Stellen in den Corona-Massnahmen unterstützt.

Zuverlässig und krisenfest

„Was ich da von jungen Menschen im Einsatz gesehen und erlebt habe, hat mich stolz gemacht und auch von unserem System überzeugt. Junge Kader mussten sich laufend verändernden Herausforderungen anpassen und ihre Mannschaft auch bei Laune halten, als der Urlaub für mehrere Wochen gestrichen wurde.“ Gemäss Süssli ein Beweis, dass die drei USP (unique selling proposition) der militärischen Leadership-Ausbildung punkten: Die Führungsmethode 5+2, das praktische Üben und das Krisenmanagement. „Führen lernt man wie schwimmen, nicht aus Büchern, sondern aus Erfahrung.“

Herzen bewegen

In der Armee leisten Bürger in Uniform während ihrer Ausbildung und in den Fortbildungsdiensten wichtige Einsätze für die Schweizer Bevölkerung. Repetitive Ausbildungen, Wache stehen und Schuhe putzen machen den Alltag in der Schweizer Armee nicht nur attraktiv. Deshalb sind Kader besonders gefordert: Sie müssen überzeugen und die Herzen der Mannschaft bewegen, um Ziele zu erreichen. Leadership lässt sich in fünf V beschreiben: Vorbild, Vision, Verständnis, Vertrauen und Verantwortung. Ein Rezept, das die Armee den Menschen bereits Anfang zwanzig beibringt. Das theoretische Wissen müssen die jungen Aspiranten auch immer direkt im Alltag beweisen, indem sie über die gesamte Dauer einer Rekrutenschule (18 Wochen) einen Zug von rund 50 Personen führen.

5+2

Was wie eine Rechenaufgabe klingt, ist nicht mit der arithmetischen Summe 7 abgeschlossen. Die jungen Aspiranten lernen jeden Auftrag in fünf Schritten abzuhandeln: die Problemerfassung, die Beurteilung der Lage, die Entschlussfassung, die Planentwicklung und die Befehlsgebung. Daraus folgen der Zeitplan und die Sofortmassnahmen. „Die 62 Wochen Militärdienst am Stück, die ein Offizier von Rekrutierung bis Brevetierung durchläuft, bedeuten für den Menschen und sein Umfeld einen unbezahlbaren Mehrwert“, betont Brigadier Stefan Christen, Kommandant des Lehrverbandes Genie / Rettung / ABC. „Die militärischen Werkzeuge bewähren sich nicht nur in der Krise, sondern auch im Alltag. Ob ich einen militärischen Einsatz oder einen Campingausflug plane, 5+2 garantiert Erfolg.“

Keine Mustermenschen

In Varianten zu denken und Optionen aufzuzeigen sind Schlüsselfaktoren, die sich jedes Unternehmen von seinen Kadern wünscht. Oberst im Generalstab Patrick Galimberti, Kommandant der Offiziersschule Genie / Rettung / ABC, schätzt vor allem die Eigendisziplin, die seine Aspiranten an den Tag legen. „Nach Tagesabschluss findet man die Aspiranten im Theoriesaal. Sie reflektieren den Tag und bereiten den nächsten vor.“ 75% der 22 Aspiranten sind zwischen 20- bis 23-jährig. 23 davon haben bereits eine Lehre abgeschlossen, fünf eine Matura und drei eine Berufsmatura. Alle gemeinsam würden sich auszeichnen durch eine hohe Motivation, einen grossen Einsatzwillen und eine Begeisterung dafür, im Team zu performen. Nein, Musteraspiranten habe er keine, denn es gebe ja auch keine Mustermenschen.

Ein Leader hat auch Follower

Valentin Vogt, Präsident des Schweizer Arbeitgeberverbandes, ist überzeugt: „Leute, die eine militärische Kaderausbildung absolviert haben, können nicht nur etwas leisten, sie können auch abliefern.“ Man müsse mit Menschen Ziele erreichen, ob die Sonne scheine oder nicht. „Ein Leader hat auch Follower. Das sind Chefs, die sich nicht nur der Machtposition wegen durchsetzen, sondern weil sie überzeugen und Herzen bewegen.“ Im Schweizer Arbeitgeberverband sind über 100’000 Unternehmen mit rund zwei Millionen Arbeitnehmern zusammen geschlossen. Vogt setzt sich mit seinem Verband auch dafür ein, dass die militärische Führungsausbildung in der Wirtschaft wieder jenen Stellenwert erhält, der ihr zusteht. „Im militärischen Alltag war ich meiner zivilen Tätigkeit immer voraus. Auch wenn ich in meine Offizierslaufbahn viel Zeit investiert habe, ich profitiere auch 30 Jahre später noch davon.“

Titelbild: Impressionen aus dem Treffen Wirtschaft und Armee in Bremgarten, AG: Die Aspiranten der Offiziersschule Genie / Rettung / ABC erklären den interessierten Besuchern ihre Aufgaben und Einsatzmittel.

Quelle: Kommunikation Verteidigung, Gaby Zimmer
Titelbild: © Kommunikation Verteidigung, Dominic Walser


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News / 22.10.2021 - 14:14:53