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«Freie Schulwahl quo vadis?»

St.Gallen. Helga Klee, Präsidentin der Oberstufenschulgemeinde Mittelrheintal und FDP Kantonsrätin, äussert sich in einem Leserbrief zur freien Schulwahl.

Folgende Mitteilung im Wortlaut:

Die Idee der freien Schulwahl ist auf den ersten Blick reizvoll. Eltern schicken ihre Sprösslinge auf gute Schulen, die laufend expandieren, derweil schlechte Schulen langsam eingehen. Bessere Qualität dank Wettbewerb. Doch mehr Wettbewerb steigert weder die Qualität der öffentlichen Schule noch die Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Es ist eben nicht so wie auf dem freien Markt:  Ein gutes Produkt findet reissenden Absatz, ein schlechtes bleibt liegen. Ein so komplexes Produkt wie die Schule kann nicht tel quel mit anderen Dienstleistungen auf dem Markt verglichen werden. Man muss das Kind freie Schulwahl beim Namen nennen: Unter einer guten Schule verstehen viele eine Schule mit wenig Ausländern. Darum ziehen begüterte und gebildete Schweizer Familien gerne in Gemeinden oder Quartiere mit wenigen Ausländern. So betrachtet, existiert die freie Schulwahl eigentlich schon heute. Kein Anlass also, diese Entwicklung noch staatlich zu fördern.

Die Initiative „freie Schulwahl für alle“ ist meiner Meinung nach undurchdacht und kontraproduktiv. Eine wichtige Errungenschaft der Schweiz, nämlich das öffentliche Bildungssystem, wird leichtfertig  aufs Spiel gesetzt. Statt Chancengleichheit (wie postuliert) schafft die Initiative mehr Ungleichheit und sie gibt ideologisch ausgerichteten Schulen auftrieb. Statt Bildungsvielfalt bewirkt sie die Schwächung der öffentlichen Schulen.

Ich will auf gar keinen Fall, dass die öffentlichen Schulen Gefahr laufen, ein Auffangbecken für bildungsfernere Schichten zu werden. Ich will gute öffentliche Schulen die fördern und Leistung fordern, öffentliche Schulen mit einer hohen Bildungsqualität für alle. Hand aufs Herz, wer macht denn die gute Schule? Die gute Schule wird in den Schulzimmern von motivierten Lehrpersonen gemacht. Ich gebe es zu, für Kinder, die grosse Probleme haben, oder machen, braucht es spezielle Lösungen. Die sind jedoch ohne freie Schulwahl problemlos möglich. Die laufenden Schul- und Bildungsreformen gehen in die richtige Richtung. Sie packen die echten Probleme an. Hier müssen wir weiter arbeiten – zum Wohle der öffentlichen Schule, der Kinder und den Eltern.
Eine Frage, welche die Initianten noch zu beantworten hätten, Dürften bei der freien Schulwahl die Lehrpersonen ihre Klientel auch wählen? In diesem Fall wären die Eltern gefordert, ihre Kinder gut zu erziehen, zusätzlich zu fördern und respektvoll mit den Lehrpersonen umzugehen.

Helga Klee, Berneck, Präsidentin der Oberstufenschulgemeinde Mittelrheintal und FDP Kantonsrätin

St.GallenSt.Gallen / 14.07.2009 - 15:24:38