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Autor und Verleger Beat Brechbühl wird 70

Frauenfeld/TG. Das E-Book verdrängt das papierene, im freien Markt schwillt die Bestsellerflut, aber der Autor und Verleger Beat Brechbühl setzt auf das pure Gegenteil.

Das gute, schön gemachte Buch, das nicht gross Auflage zu machen braucht. Am Dienstag (28.7.) wird er 70.
Sein Roman «Kneuss» (1970) gehört zu den modernen Klassikern der Schweizer Literatur und seine drei «Schnüff»-Kinderbücher aus den Jahren 1976-82 werden heute noch gelesen.

Dergestalt schon früh der Sorgen um das Ansehen als Autor enthoben, hat sich Beat Brechbühl in den letzten Jahrzehnten mit seinem 1980 gegründeten Kleinverlag Waldgut für Schriftsteller eingesetzt, die weniger beachtet werden – zum Beispiel, weil sie «unrentable» Literatur verfassen oder in fernen Ländern
wohnen.

Als gelernter Schriftsetzer und Typologe war ihm dabei nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form wichtig: In seinem dem Verlag angegliederten Atelier Bodoni werden seit 1985 bibliophile Ausgaben und grossformatige Poesieblätter gedruckt: auf Bütten, in Bleisatz und mit der Handpresse, damit Lesen auch zum taktilen Erlebnis wird.

In den 90ern gründete er die Frauenfelder Handpressenmesse und die Frauenfelder Lyriktage und setzte sich als PEN-Präsident (1993-98) für verfolgte Autoren ein und organisierte Solidaritätslesungen.

«Liebenswerter Anarchist»
Geboren wurde er am 28. Juli 1939 in Oppligen bei Bern. Nach der Lehre arbeitete er als Schriftsetzer unter anderem in Genf und als Redaktor einer Jugendzeitschrift. Daneben bildete er sich weiter, unter anderem in Soziologie, Fotografie und Typografie. Seinen Einstand als Autor gab er 1962 mit dem
Gedichtband «Spiele um Pan».

1966 bis 71 war er Herstellungsleiter des Zürcher Diogenes-Verlags, in dem unter anderem sein Bestseller «Kneuss» erschien. Der Verlag warb damals provokativ für den «Pageturner»: «Vater liess 5 Kinder verhungern. Ursache: Beat Brechbühls KNEUSS».

Nachdem er später als Verlagsleiter bei Zytglogge in Bern ein Buch nicht verlegen durfte, das er mochte, machte er sich mit eigenem Verlag selbstständig, zuerst in Wald ZH, später in Frauenfeld. Seither sind dort über 200 Bücher und über 100 Bodoni-Poesieblätter erschienen.

Ob Nischen-Literatur, verfolgte Autoren oder vom Kommerz verdrängte Drucktechniken – Beat Brechbühl überschreitet «geradezu reflexartig Konventionen und Grenzen», wie sein langjähriger Weggefährte Jochen Kelter in einer Würdigung zum Geburtstag schrieb. Ein «liebenswerter Anarchist» sei er, mit einem Herzen «gross wie ein Fussballfeld».

ThurgauThurgau / 27.07.2009 - 16:23:43