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300 Personen an Besinnungsfeier

St. Gallen. «Wir hatten Glück.» Diese Worte sagt Rektor Lukas Reichle in der Aula der Gewerbeschule Riethüsli eine Woche, nachdem 80 Schüler in der nahen Turnhalle mit den Sportunterricht hätten beginnen sollen.

90 Minuten zuvor war das Dach auf den Turnhallenboden gekracht. Durch die grossen Fenster der Aula ist die Turnhallen-Ruine zu sehen; sie liegt im Tal der Demut, im Dunst. Draussen ist es kalt.

Wäre das Dach eineinhalb Stunden später eingestürzt, hätte am Dienstag keine Besinnungsfeier mit dem Klängen des Bläser-Ensembles Saxofun stattgefunden, sondern eine Trauerfeier mit einem Requiem.
Es ist leise in der Aula, stille Dankbarkeit macht sich breit, bei den anwesenden Regierungsräten und Stadtvätern, bei Lehrern, Schülern, Feuerwehrleuten, Sanitätern. Reichle sagt, es sei zwar grosser materieller Schaden entstanden, doch was überwiege sei die Freude, eine Woche später Alle begrüssen zu dürfen. «Keiner fehlt!»

«Heimat verloren»
Mägi Enderlin ist Teamleiterin der Sportlehrkräfte am Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrum «Riethüsli». Ihre Kolleginnen und Kollegen hat der Einsturz der Turnhalle am stärksten getroffen. «Wir haben unsere Heimat verloren», sagt sie.

Rund 1600 Schülerinnen und Schüler turnten einmal in der Woche oder jede zweite Woche in der erst drei Jahre alten Turnhalle. Die zehn «Riethüsli»-Sportlehrerinnen und -Sportlehrer gingen in der Halle jeden Tag ihrer Arbeit nach, zum Teil bis zu acht Stunden.

Enderli trug bei ihrer Ansprache einen Schutzengel in der Hand. Sie gab ihn weiter an die Schulleitung, verbunden mit dem Wunsch, bis zur Einweihung der neuen Halle zumutbare Unterrichtsbedingungen zu schaffen und dabei eine gute, nicht die billigste Lösung zu wählen. Enderli sagte auch, sie spüre rundherum grosse Solidarität.

Baudirektor will gründliche Abklärung

Der St. Galler Baudirektor Willi Haag stellte an den Beginn seiner Rede die Frage, die alle beschäftigt: «Wieso stürzte das Dach ein?» Der Einsturz habe gezeigt, dass der Mensch nicht perfekt sei; niemand sei fehlerfrei. Der Unfall müsse korrekt und fair aufgearbeitet werden, ohne Vorverurteilung irgendwelcher Personen.

Zum Schluss der Besinnungsfeier lud der katholische Pfarrleiter Stefan Staub zum Gebet. Er bat, Gott möge auch Menschen beistehen, die bei einem Dacheinsturz weniger Glück hatten als die Bevölkerung der Gallusstadt. St. Gallen dankt! Mit bunten Ballonen, die zum Himmel gelassen wurden, wurde es bildlich zum Ausdruck gebracht.

St.GallenSt.Gallen / 03.03.2009 - 11:15:45