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Zahlreiche Prominente aus der Wirtschaft am Symposium

St.Gallen. Heute fand das 39. St.Gallen Symposium statt. Unter anderem sprachen Bundesrat Merz und Brady Dougan, Chef der Credit Suisse.

Die staatlichen Rettungsaktionen für das Finanzsystem rund um den Globus haben der Politik zu grossem Einfluss in der Wirtschaft verholfen. Die verwischten Grenzen zwischen Politik und Wirtschaft müssen nun nach Ansicht von Bundespräsident Merz neu gezogen werden.

Die Politik dürfe nicht zur stark in die Marktwirtschaft eingreifen, betonte Merz am Donnerstag bei der Eröffnung des 39. St. Gallen Symposium.

Das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Politik steht im Zentrum des dreitägigen Anlasses an der Universität St. Gallen, an dem 600 Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sowie gegen 200 ausgewählte Studierende aus der ganzen Welt teilnehmen.

Der Bundesrat habe die in Turbulenzen geratene UBS gestützt und Konjunkturprogramme lanciert, um Arbeitsplätze zu sichern, erklärte Merz. Staatliche Eingriffe taugten aber nur beschränkt. Der Finanzminister warnte vor einer übertriebenen Regulierung des Finanzsektors als Folge der Krise.

Klare, einfache Regeln
Unterstützung erhielt er von seinem Amtskollegen aus Singapur: Die Staaten müssten den Banken und Unternehmen ganz klare, einfache Regeln vorgeben, sagte der Finanzminister des südostasiatischen Inselstaats, Tharman Shanmugaratnam.

Es bedürfe eines neuen Gleichgewichts zwischen Politik und Wirtschaft. Derzeit herrsche auf der ganzen Welt grosses Misstrauen gegenüber offenen Märkten, konstatierte Shanmugaratnam. Aus Angst vor einem Kollaps vertrauten die Menschen auf den gegenwärtigen politischen Aktivismus.

Der Chef der Credit Suisse, Brady Dougan, forderte die Politik auf, «Exit-Strategien» zu entwickeln. Korrekturen seien zwar nötig. Das Finanzsystem dürfe aber nicht geschwächt werden, warnte er mit Blick auf die Forderung nach einer strengeren Regulierung.

Globale Regulierung nötig
Dougan plädierte für einen globalen Ansatz: Die Regulierung müsse weltweit koordiniert werden – von den Regierungen, den Aufsichtsbehörden und der Branche selber. Im Vordergrund stünden Regeln für eine konservativere Finanzierung, also strengere Kapitalvorschriften für Banken.

Dougan nahm auch die Finanzbranche selber in die Pflicht und sprach sich etwa für langfristig ausgerichtete Anreizsysteme aus. Und er verlangte von den Bankern «mehr Mut, sich einem Trend entgegenzustellen». Oft falle es einem sehr schwer, nein zu sagen, zumal wenn es um lukrative Geschäfte gehe, doch müsse
man diszipliniert bleiben.

Zu viel Doping im System
Der Finanzchef des Versicherungskonzerns Allianz, Paul Achleitner, verglich das Finanzsystem mit dem Herz-Kreislauf-System eines Menschen. Dank leistungssteigernder Drogen in Form von billigem Kapital seien unglaubliche Dinge erreicht worden, sagte er mit Blick auf die Wohlstandsgewinne des vergangenen Vierteljahrhunderts.

Das Doping habe den Körper aber geschwächt, und es sei fast zu einem Herzstillstand gekommen. Nur dank chirurgischer Eingriffe der Politik sei der Patient noch am Leben, räumte Achleitner ein. Nun bestehe die Gefahr, dass die Chirurgen weitere Eingriffe vornähmen, nur weil sie dies gerne machten.

St.GallenSt.Gallen / 07.05.2009 - 16:19:19