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Wetter: Winde der Alpen und Europas – Teil 2

Im zweiten Teil unserer kurzen Blogserie über einige ausgewählte Windsysteme der Alpen und Europas wenden wir uns dem Mistral, der Bora und der Tramontana zu.

Allen gemein ist, dass es sich um meist kalte, nördliche Fallwinde handelt, die entlang der nördlichen Mittelmeerküste auftreten. Am extremsten ist die Bora, die selbst in den Niederungen Windspitzen von bis zu 250 km/h hervorbringen kann.

Mistral

Als Mistral wird ein kalter, meist trockener Fallwind im unteren Rhonetal in Südfrankreich genannt. Der Wind entsteht unter anderem, wenn ein Hochdruckgebiet sein Zentrum über der Biskaya beziehungsweise generell über dem nahen Atlantik hat und sich an seiner Ostflanke eine nördliche Strömung einstellt. Oftmals ergibt sich dann im westlichen Schweizer Mittelland auch eine Bisenlage.


Wettersituation am 4. Februar 2023. Mistral, Bora und Nordföhn traten an diesem Tag gleichzeitig auf. Vom 3. bis 5. Februar 2023 wehte im unteren Rhonetal ein zeitweise stürmischer Mistral. In der Provence bewegten sich die Böenspitzen bei 80 bis 110 km/h. An diesen Tagen stellte sich auf der Alpensüdseite auch eine Nordföhnlage ein, wobei die Temperatur im Tessin auf sehr milde 19 Grad stieg. Weiter im Osten hatte sich zugleich zwischen dem Hoch über Westeuropa und einem kräftigen Tief über Südosteuropa eine stürmische und kalte Bora etabliert. (MeteoSchweiz)


Besonders kräftig weht der Mistral, wenn sich zwischen einem Hoch über Westeuropa ein Tief über dem Golf von Genua entwickelt oder sich zwischen dem Hoch und einem Tief über Nord- oder Nordosteuropa eine Nordwestlage einstellt. In dieser Situation haben wir am Alpennordhang häufig auch eine Stausituation und auf der Alpensüdseite bläst der Nordföhn. Durch die Topographie in Südfrankreich wird der Nordwind zwischen dem Zentralmassiv und den Westalpen eingeklemmt und beschleunigt. In Südfrankreich erreichen die Böenspitzen oft über 100 km/h. Während der Mistral oft für sonniges Wetter sorgt, kann sich entlang der Küste das Meer im Sommerhalbjahr durch den ablandigen Wind spürbar abkühlen.


Eine durch den häufig auftretenden Mistral geformte Korkeiche im Rhonetal. (Nick Stahlkocher, Wikipedia)


Eine schöne Übersicht über die verschiedenen Lokalwinde in Frankreich hat MeteoFrance unter diesem Link zusammengestellt.


Bora

Als Bora wird ein kalter, stürmischer Fallwind entlang der Adriaküste zwischen Slowenien und Montenegro bezeichnet. Die Bora geht oftmals mit Kaltluftausbrüchen Richtung Südosteuropa einher. In der Regel fliesst zwischen einem Hoch über Mitteleuropa und einem Tief über Südosteuropa (siehe Wettersituation oben) polare Kaltluft aus Nordosten Richtung Balkanhalbinsel, überströmt das Dinarische Gebirge und fällt als stürmischer Fallwind zur Adriaküste hinab.


Wettersituation am Montag, 6. Februar 2023 m 00 UTC gemäss dem Wettermodell IFS HRES. Dargestellt sind die Böenspitzen überlagert mit den Windfiedern und dem Luftdruck auf Meereshöhe. In dieser Nacht traten in Dubrovnik, Kroatien Windspitzen von 140 km/h auf. (ECMWF und MeteoSchweiz)


Die Bora bläst besonders häufig im Winter und kann mitunter über mehrere Tage andauern. Beispielsweise weht die Bora derzeit seit dem 4. Februar mit kurzen Pausen fortwährend. In Dubrovnik an der kroatischen Adriaküste erreichte die Bora am 6. Februar bei Temperaturen zwischen 0 und 3 Grad Windspitzen von knapp 140 km/h.


Winter-Bora im Februar 2012 in Senj an der Kroatischen Adriaküste. (Roberta F., Wikipedia)


In Kroatien liegt der Rekord für die stärkste gemessene Bora-Böe bei 248 km/h – gemessen am 21. Dezember 1998 in der Nähe von Zadar. (Quelle: Kroatischer Wetterdienst) Der Hauptunterschied zum Südföhn liegt insbesondere darin, dass die herangeführte Luft häufig sehr kalt ist. Ausserdem ist das Dinarische Gebirge weniger hoch als die Alpen, wodurch die trockenadiabatische Erwärmung beim Absinken geringer ist.

Tramontana

Tramontana wird ein oft kalter und böiger Wind aus nördlicher Richtung in der Region Ligurien genannt. Im Gegensatz zum Mistral oder der Bora weht er in der Regel weniger stark und ist häufig auf eine kürzere Zeitdauer begrenzt. Nichtsdestotrotz kann er ebenfalls Sturmstärke erreichen. In Frankreich wird der Nordwestwind, der die Ausläufer der Pyrenäen oder des westlichen Zentralmassivs überquert, als Tranmontane bezeichnet. In Spanien wird der Begriff Tramuntane für einen Ostwind entlang der Pyrenäen gebraucht. Der Begriff stammt aus dem lateinischen und steht für „über das Gebirge“ oder „jenseits des Gebirges“. Dies erklärt wahrscheinlich auch, weshalb diese Windbezeichnung in mehreren Regionen entlang der Mittelmeerküste in Gebrauch ist.


Am Dienstagvormittag überströmte die Kaltluft aus der Poebene den ligurischen Apennin, wodurch sich auf der Südseite vorübergehend eine böige Tramontana einstellte. Dargestellt sind die Böenspitzen überlagert mit den Windfiedern und dem Luftdruck auf Meereshöhe aus dem Wettermodell IFS HRES. (ECMWF und MeteoSchweiz)


Der Nordföhn ist in der Grafik oben (Teaserbild) der vollständigkeitshalber ebenfalls erwähnt. Da der Nordföhn aber schon öfters Thema des Blogs war, wird er an dieser Stelle nicht vertiefter behandelt. Letztmals thematisiert wurde der Nordföhn Ende Januar in diesem Blog. Dort wird unter anderem auch auf die historischen Böenspitzen eingegangen. Weitere Erklärungen sind zudem hier zu finden.

Zum Abschluss noch zwei Impressionen aus der Schweiz von heute Mittwoch.


Wetterstation der MeteoSchweiz auf dem Säntis. Im Hintergrund das Hochnebelmeer, das sich besonders entlang der Voralpen sowie im angrenzenden Mittelland hartnäckig hielt. (Michael Kopp)


Eindrückliche Halo-Erscheinung an der Hochnebelobergrenze am Mittwoch auf dem Stoos. (Denise Praloran)


Erklärungen zu Eisnebelhalos finden Sie auf dieser Infoseite.

Titelbild: Übersicht über die in der zweiteiligen Blogserie kurz vorgestellten lokalen Windsysteme in Europa.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Winde der Alpen und Europas – Teil 2 – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: MeteoSchweiz

Schweiz / 08.02.2023 - 17:51:27