• Aargau
  • Appenzell Ausserrhoden
  • Appenzell Innerrhoden
  • Basel-Landschaft
  • Basel-Stadt
  • Bern
  • Freiburg
  • Genf
  • Glarus
  • Graubünden
  • Jura
  • Luzern
  • Neuenburg
  • Nidwalden
  • Obwalden
  • Schaffhausen
  • Schwyz
  • Solothurn
  • St.Gallen
  • Stadt Winterthur
  • Stadt Zürich
  • Tessin
  • Thurgau
  • Uri
  • Waadt
  • Wallis
  • Zug
  • Zürich

Wenn das Gedächtnis streikt

Appenzell. Am Dienstagabend referierte im Hotel Löwen Birgit Schwenk, Oberärztin am Bürgerspital St. Gallen, zum Thema: Alzheimer oder «normal» vergesslich.

Das Interesse am Vortrag war enorm. So stieg Birgit Schwenk auch gleich ins Thema ein und erklärte, dass die äusseren Zeichen und die Symptome bei einem Baby und einer demenzkranken Person sich sehr ähneln sich, aber dem Baby seine gesunde Zukunft bevorsteht während bei Demenzkranken die sich über Jahre hinziehende Krankheit vor allem für Angehörige und Begleitpersonen zur harten Prüfung wird.

Ein Drittel der Schweizer demenzkrank
Wie Schwenk ausführte, nimmt die Häufigkeit der Erkrankung mit dem älter werden zu. Von den 85 bis 93-jährigen Personen in der Schweiz müssen rund ein Drittel mit einer Demenz leben. Zurzeit zählen wir in der Schweiz rund 90’000 demenzkranke Menschen und jährlich kommen 21’000 neue Fälle dazu und für das Jahr 2020 werden rund 113’000 Demenzkranke prognostiziert.

300’000 Angehörige sind mit Demenz konfrontiert, denn drei von fünf Patienten leben zu Hause, was bei zwei Dritteln der Pflegenden zu gesundheitlichen Problemen führt, eine schwer wiegende Begleiterscheinung dieser Alterskrankheit.

Sind es am Anfang Vergesslichkeit, örtliche und zeitliche Desorientierung, Passivität, Resignation oder gar Depression, verstärken sich im mittleren Stadium Sprachschwierigkeiten, die Unfähigkeit Alltagsverrichtungen zu meistern, Inkontinenz, Unruhe und zielloses Umherirren. Im späten Stadium der Alzheimerdemenz ist das Langzeitgedächtnis betroffen, die Kranken verstummen, werden für die einfachsten Dinge völlig abhängig und sterben oft nach einer Infektion infolge allgemeiner Schwäche.

Es gibt keine wirksame medikamentöse Behandlung und auch eine Impfung ist, obschon Versuche laufen, nicht in Sicht. Im Vordergrund steht deshalb eine nichtmedikamentöse Behandlung, wie die Referentin eindrücklich darlegte. Gedächtnistraining, Mal- und Kochtherapien, Sport und Geselligkeit, Tagesstrukturen und Spazierbegleitungen prägen den Alltag mit den demenzkranken Personen.

Regelmässiges Training der grauen Zellen
Neben den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz gibt es doch einiges, was der Mensch zugunsten eines gesunden Altwerdens tun kann. Ausgewogene Ernährung, körperliches Training, soziale Aktivitäten, nicht Rauchen, nur mässigen Alkoholkonsum sowie Blutdruck und Blutzucker kontrollieren. So leben, wie es die Mitglieder des Kneipp-Vereins eigentlich gewohnt sind. Ebenso wichtig ist das regelmässige Gehirntraining, sei es mit Zahlenspielen, Kreuzworträtseln, Sudokus oder Jassen.

Bei auftretenden Symptomen sollte eine Abklärung so früh wie möglich erfolgen, empfahl Schwenk den Zuhörenden. Eine Untersuchung kann beim Hausarzt erfolgen. Erhärten sich die Verdachtsmomente, ist eine Einweisung in die Memory Clinic im Bürgerspital in St. Gallen für weitere Untersuchungen sinnvoll. In Zusammenarbeit mit dem Vertrauensarzt kann im Frühstadium auch an eine Patientenverfügung gedacht werden, welche allerdings mindestens alle zwei Jahre erneuert werden sollte.

Belastung für die Betreuenden
Vor allem Angehörige von Alzheimerdemenzkranken Personen geraten im Laufe der Zeit unter gewaltigen physischen und psychischen Druck. Studien zeigen, dass die Gesundheit von betreuenden Angehörigen in Gefahr ist, ihr Alltag mehr und mehr durch die Pflege bestimmt ist, Angst und Depression sich einstellen können und fast unmerklich eine soziale Isolation Tatsache werden kann.

Die Symptome eines drohenden Burnout sind bekannt und die Referentin legte allfällig Betroffenen nahe, sich für Entlastungsmassnahmen umzusehen und sich für Ratschläge zu öffnen.

Entlastungsangebote der Pro Senectute
Pro Senectute bietet soziale Beratung, einen Mahlzeitendienst, Entlastungsdienste für Angehörige sowie ein Tageszentrum für Demenzkranke in Gontenbad. Die Spitex hat in ihren Reihen geschultes Fachpersonal für den Einsatz bei demenzkranken Personen. Die Angebote sind vielfältig und bieten nicht nur Hilfe für die Kranken sondern auch den Angehörigen willkommene Beratung und Unterstützung.

Die Sektion St. Gallen/Appenzell ist neu eine von 20 Sektionen der 1988 gegründeten Schweiz.Alzheimervereinigung. Ihr Ziel ist es, die Würde von demenzkranken Menschen zu verteidigen und die Lebensqualität von Kranken und Angehörigen zu erhalten. Wichtig sind zum Beispiel begleitete Ferien oder auch die Angehörigengruppen, in denen sich betroffene Menschen erzählen, einander zuhören und sich gegenseitig unterstützen.

In Appenzell startet eine Angehörigengruppe monatliche Zusammenkünfte am Montag, 2. April 2007 bei Pro Senectute AI, Marktgasse 10c, Appenzell, von 14.30 bis 16.30 Uhr.


Alzheimer, Die Krankheit
Dr. Alois Alzheimer (1864 – 1915), Psychiater und Hirnforscher in Deutschland, diagnostizierte die nach ihm benannte Krankheit anhand der Autopsie an einer 51-jährigen Patientin, welche mit den charakteristischen Symptomen in seiner Klinik verstarb. Es zeigte sich fortan, dass eine schlüssige Diagnose erst nach dem Ableben gestellt werden kann.

Die Alzheimerdemenz macht auch vor grossen Namen nicht halt, prominente Fälle sind beispielsweise alt US-Präsident Ronald Reagan, Filmschauspieler Charles Bronson, Musiker Helmut Zacharias und Filmschauspielerin Rita Hayworth.

Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 01.03.2007 - 08:22:00