Vor 75 Jahren: Hotelsterben in Heiden
Heiden/AR. Auf der Südseite des Kursaals Heiden lädt heute ein kleines Pärklein zum Verweilen ein. Hier stand früher das Hotel «Sonnenhügel» der Familie Moser, das vor genau 75 Jahren abgebrochen wurde.
«Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit. Erfreulich ist das Resultat der Gemeindeabstimmung, an der dem Antrag des Gemeinderats betreffend Ankauf des ehemaligen Hotels «Sonnenhügel» zugestimmt wurde», heisst es im Appenzeller Jahrbuch pro 1934.
Für den Erwerb der Liegenschaft «Sonnenhügel» und des benachbarten, ebenfalls leerstehenden Geschäftshauses von Paul Sonderegger hatte die Gemeinde den Eigentümern gesamthaft 58 000 Franken zu entrichten. Kurze Zeit später waren die beiden einst stattlichen, nun aber zum Schandfleck gewordenen Bauten dem Erdboden gleichgemacht.
Einbruch Erster Weltkrieg
In Hotels, Pensionen und Gasthäusern zählte der blühende Kurort Heiden vor 100 Jahren stolze 1500 Gästebetten. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914) führte zu einer panikartigen Abreise der Gäste (90 Prozent waren Ausländer, wovon 75 Prozent deutsche Staatsangehörige), die nach Kriegsende Heiden nicht mehr aufsuchten beziehungsweise nicht über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügten. Folglich setzte ein eigentliches Hotelsterben ein, das auch den stattlichen «Sonnenhügel» erfasste.
Altes vergeht, Neues entsteht
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand eine ganze Reihe von Beherbergungsbetrieben. Im touristischen Werbeheft «Appenzellerland» für das Jahr 1947 wurden noch folgende, mittlerweile untergegangene Hotels aufgeführt: «Freihof», «Adler», «Löwen», «Schäfli», «Badhof», «Schützengarten», «Quisisana», «Weiss», «Grüner Baum» und «Oppliger».
Unter Heiden wurde übrigens auch der ebenfalls verschwundene «Bären», Oberegg, mit immerhin 40 Gästebetten aufgeführt. Im Gegenzug sind seither auch neue Betriebe wie etwa die Hotels «Heiden» und «Sunnematt» entstanden, und das mittlerweile zum Altersheim gewordene Haus «Quisisana» beherbergt nach wie vor Gäste.