
Überfall auf Hanfproduktionsanlage – Anklageerhebung
Altstätten/SG. Die Kantonspolizei St.Gallen berichtete über eine Schiesserei vom 16. Februar 2015 in einer Industriehalle an der Alten Landstrasse in Altstätten, bei der ein 37-jähriger und ein 45-jähriger Schweizer schwer verletzt wurden. In der Halle befand sich eine professionelle Hanfproduktionsanlage. Die Staatsanwaltschaft des Kantons St.Gallen hat gegen die Beteiligten des Überfalles Anklage erhoben.
Sechs Männer im Alter von 23 bis 40 Jahren drangen in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar 2015 gewaltsam in eine Hanfproduktionsanlage in Altstätten ein. Die Angreifer trugen teilweise Westen mit der Aufschrift „Polizei“ und setzten einen Störsender ein, damit die Aufpasser der Hanfproduktionsanlage keine Verstärkung herbeirufen konnten. Einer der Täter schoss mehrmals mit einer kurzläufigen Schrotflinte auf die beiden Aufpasser, die dadurch schwer verletzt wurden. Die Angreifer fesselten die beiden Aufpasser und forderten sie auf, Geld und Marihuana herauszugeben. Die Angreifer verliessen die Halle, nachdem sie realisierten, dass sich einer der beiden Aufpasser in Lebensgefahr befand. Sie flohen unerkannt. Einer der Täter alarmierte die Rettungsdienste.
Die professionell aufgebaute Hanfproduktionsanlage erstreckte sich über zwei Ebenen. Rund 10'000 Hanfpflanzen wurden sichergestellt. Die Polizei sicherte in der Halle und auf dem Vorplatz auf einer Gesamtfläche von ca. 8‘000 m2 zahlreiche Spuren sowohl im Hinblick auf das Gewaltverbrechen als auch den Hanfanbau. Sie setzte dazu auch einen Quadrocopter und einen 3-D-Scanner ein.
Zur Bewältigung der anstehenden Ermittlungen bildete die Kantonspolizei St.Gallen eine Sonderkommission, in der bis zu fünfzehn Polizisten aus verschiedenen Abteilungen mitwirkten. Die Ermittlungen erstreckten sich auf weitere fünf Kantone. Im Zuge der Untersuchung wurden 24 Schweizer sowie je ein Tunesier, Italiener, Türke und Dominikaner festgenommen. Insgesamt vollzog die Polizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft 38 Hausdurchsuchungen und hob dabei sechs weitere Hanfproduktionsanlagen aus. Zudem konnten weitere Delikte geklärt werden.
Der Schütze wurde unter anderem wegen mehrfacher versuchter Tötung, qualifizierten Raubes, mehrfacher Verbrechen gegen das Betäubungsmittelgesetz, mehrfacher Freiheitsberaubung, mehrfacher Nötigung, unrechtmässiger Aneignung, Amtsanmassung, Störung von Betrieben, die der Allgemeinheit dienen und Vergehens gegen das Waffengesetz angeklagt. Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn eine unbedingte Freiheitstrafe von 11 Jahren.
Die übrigen Angreifer werden neben weiterer Tatbestände wegen qualifizierten Raubes, mehrfacher versuchter Körperverletzung, mehrfacher Verbrechen gegen das Betäubungsmittelgesetz, mehrfacher Freiheitsberaubung, mehrfacher Nötigung, unrechtmässiger Aneignung, Amtsanmassung und Störung von Betrieben, die der Allgemeinheit dienen, angeklagt. Die Staatsanwaltschaft fordert für die weiteren Angreifer Freiheitstrafen zwischen 2.5 und 4 Jahren und teilweise zusätzlich Geldstrafen.
Die Untersuchung gegen die Betreiber der Hanfproduktionsanlage in Altstätten läuft noch.