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«Stehe mit 60 noch auf der Bühne»

Im Interview spricht Florian Ast über sein neues Album, die «Scientologie-Geschichte» und über das Älterwerden. appenzell24.ch verloste 2 x 2 Tickets für sein Konzert im Casino Herisau.

Florian Ast, eineinhalb Jahre sind vergangen seit deiner letzten Tournee. Hast du deine Ferien genossen?
Nein nein, also wenn überhaupt, dann Ferien im Studio. Ich habe sehr viele Songs geschrieben. Mein 7. Album wäre vielleicht schon früher gekommen, ich war aber noch nicht so zufrieden mit den Songs, also habe ich weitergeschrieben. Für mich war es sehr wichtig, ein qualitativ gutes Album abzuliefern. Schlussendlich hatte ich dreissig Songs geschrieben, die zwölf Besten hört man auf dem neuen Album «Läbeszeiche».

Was macht denn für dich ein qualitativ gutes Album aus?
Ich wollte ein breites und ausgewogenes Album abliefern. Gesamthaft habe ich gut ein Jahr im Studio verbracht. Ein Vorteil war sicher der Umstand, dass ich inzwischen auch bei mir zu Hause ein bescheidenes Studio habe, das kam uns bei der Vorproduktion sehr entgegen. Auch die Zeitspanne zur Auswahl von Musikern, welche zur Musik auf dem Album passen, war intensiv und letztendlich auch erfolgreich.

Momentan bist du ja auf Tournee mit deinem neuen Album. Was bietest du deinen Fans, was ist neu? Sehen wir einen anderen Florian Ast auf der Bühne?
Es ist immer noch der gleiche Florian Ast auf der Bühne zu sehen, einfach mit dem Unterschied, dass ich mittlerweile bald 32 Jahre alt bin und nicht mehr 18. Ich habe ein grösseres Repertoire als noch vor zehn Jahren und habe somit auch eine grosse Auswahl für die Gestaltung eines neuen Programms. Grossen Wert lege ich auf die neuen Songs, natürlich fehlen aber auch die alten Songs nicht, sozusagen das Beste von gestern und heute.

Verschiedene Stationen auf deinem Tourneeplan liegen bereits hinter dir. Was war es für ein Gefühl, wieder vor deinen Fans zu singen?
Das sollte einfach jeder einmal erlebt haben, es ist einfach «huere geil», man wartet fünf Minuten hinter der Bühne, das Intro startet und es fängt an zu kribbeln. Gerade das erste Konzert war sehr speziell, wir probten rund 14 Tage dafür. Dann hat man das erste Mal Leute vor sich, der Vorhang öffnet sich und man ist auf die Reaktion des Publikums gespannt. Anfänglich fühlt man sich ein wenig unsicher, man konzentriert sich voll und ganz auf die Songs, ab dem dritten oder vierten Lied habe ich mich dann total frei und ungezwungen gefühlt. Es ist einfach auch ein tolles Programm.

Es ist über zehn Jahre her, seit du mit dem Album «Florenstein» die Musikszene aufgewühlt hast. Was hat sich in den letzten Jahren in der Schweizer Musikszene verändert?
Positiv ist sicherlich der Umstand, dass seit «Florenstein», die Mundartmusik in der Schweiz Fuss gefasst hat, es ist nichts schlechtes mehr, wenn ein Künstler Mundart singt. Auch die Radiostationen haben immer mehr mundartgesungene Songs gespielt. Es hat eine positive Veränderung eingesetzt, Mundart hat sich etabliert. Unsere Sprache ist genau gleich «cool» und gut wie jede andere Sprache auch und man kann auch Albums produzieren, die sich genau so professionell anhören, wie die internationaler Stars. Das durfte ich in den letzten Jahren mehrmals beweisen.

Vor zwei Jahren hast du mir einmal die Geschichte hinter dem Song «Sex» erzählt, als deine Plattenfirma bei der ersten Hörprobe eher weniger begeistert war und dich bat, mehr Wert auf andere Songs zu legen. Trotzdem hast du an diesem Song festgehalten und der Erfolg gab dir Recht. Welchen Einfluss hat die Plattenfirma heute auf dich?
Ich muss mir nicht dreinreden lassen. Man kann ja durchaus auch Vertrauen zueinander haben. Immerhin ist das neue Album bereits mein siebtes. Der Wechsel zu Universal Music war ein wohlüberlegter und guter Entscheid. Es war keine Trennung im Streit mit meiner alten Plattenfirma, aber ich spürte dass es Zeit war für eine Veränderung. Eine Veränderung, welche man gegen aussen vielleicht nicht wahrnimmt, für mich persönlich war es aber eine grosse Veränderung. Das Team bei Universal ist viel jünger, vom ersten Tag an habe ich mich wohlgefühlt.

Täuscht der Eindruck, oder bist du mit deinen Songtexten hintergründiger geworden?
Ich bin 31 Jahre alt geworden.

Wie darf man das im Zusammenhang mit deinen Songtexten verstehen?
Es interessieren mich heutzutage einfach auch noch andere Themen als früher. Ich denke zum Beispiel auch nicht mehr von morgens bis abends an Sex, da ist mehr Raum für andere Sachen vorhanden. An Sex denke ich vielleicht nur noch alle 15 Minuten (lacht).

Im Song «alte Maa» singst du aus der Sicht eines alten Mannes über unsere heutige Lebensweise, von den diversen Institutionen und auszugsweise auch über die Politik…
Zu diesem Song muss ich vorausschicken, dass ich eine interessante Begegnung mit einem älteren Mann hatte, genauer gesagt hatte ich einen Talk mit Erich von Däniken. Vor diesem Zusammentreffen habe ich immer alle Talks abgelehnt. Bei diesem habe ich aber zugesagt, da ich Erich von Däniken einmal kennenlernen wollte.

Nach dem eigentlichen Talk haben wir noch lange diskutiert, das heisst, er hat erzählt und ich habe zugehört. Dieses Gespräch hat mich stark beeindruckt, Erich von Däniken hat eine gute Ansicht des Lebens. Er ist, glaube ich, schon über siebzig. Nach dem Gespräch bin ich nach Hause gefahren und habe sofort diesen Song geschrieben. Obwohl das, was ich im Song «alte Maa» singe, nicht Teil des Gesprächs war, wir haben uns über ganz andere Sachen unterhalten, ich wollte einfach mit einfachen Worten eine solche Begegnung beschreiben. Das war eine riesige Herausforderung. Meist sind meine Songs ja so, dass ich etwas erzähle. In diesem Song geht es aber darum, dass mir jemand etwas erzählt. Die wichtigste Aussage daran ist «jungi Lüt, mached d’Schnurre uf, üs ghört d’Wält», das ist so.

Seit dein musikalischer Stern aufgegangen und somit auch das Medieninteresse an deiner Person vorhanden ist, war es eher schwierig etwas persönliches aus dir herauszuholen. Das Album «Läbeszeiche» steht mehr denn je dafür, dass du die Texte aus dem wahren Leben schöpfst. Welche Themen beschäftigen dich zurzeit?
Das war bei all meinen Alben schon immer so, aber eben, dazumals interessierte ich mich einfach für andere Sachen. Wenn man mehr über mich erfahren möchte, dann kann man das am besten über meine Songtexte. Klar, nicht jeder Text ist autobiographisch, das kann ich auch nicht. Dafür bin ich eben «erst» 31 Jahre alt, ich kann noch gar nicht so viel erlebt haben. In den letzten Jahren habe ich über siebzig Songs geschrieben und beim genauen hinhören findet man schon heraus, wer Florian Ast ist. Ich würde mich als netten und symphatischen Mensch bezeichnen, der keiner Seele etwas böses möchte.

Wie autobiographisch ist denn dein Song «Flüg mit mir», in welchem du über «MDMA» singst, einen medizinischen Wirkstoff, welcher in den 90-iger-Jahren auch Bestandteil von Extasy war?
In diesem Song geht es mehr um eine Stimmung, nichts autobiographisches. Es ist eine schnelle und tolle Nummer, Text und Musik passen sehr gut zueinander. Leider konnten wir – entgegen meiner Meinung im Studio – diesen Song nicht für die Bühne umsetzen. «Flüg mit mir» soll auf musikalische Art und Weise das Gefühl ausdrücken, dass man auch ohne Drogen ein Hochgefühl im eigenen Lebenssystem spüren kann.

Wie stark beschäftigt dich die momentane Diskussion gerade über diesen Song. Nach deinen vorherigen Ausführungen muss man davon ausgehen, dass die Leute – oder vor allem die Medien – deine Message total falsch verstanden haben…?
Es kommt immer darauf an, wie ein Journalist meine Aussagen interpretiert. Du sprichst einen ganz speziellen Journalisten an, mit dem ich gesprochen habe. Ich habe es ihm gegenüber genau gleich formuliert, aber: wer mich in die Pfanne hauen will, kann dies natürlich mit solchen Geschichten einfach tun. Das sollte jedem freigestellt sein. Vorurteile sind keine gute Sache, wer Vorurteile mir gegenüber hat, sollte einfach an eines meiner Konzert kommen und dann kann er oder sie darüber reden. Auf keinen Fall verherrliche ich Drogen!

In den Medien wirst du ja noch immer klischehaft als den ewigen «Lausbuben» dargestellt, wie gehst du damit um?
Es soll mich jeder Mensch so sehen, wie er will. Wer eines meiner Konzerte besucht, kommt nicht um einen ewigen Lausbuben zu sehen. Die kommen, um gute Musik zu hören. Was ist denn ein Lausbub? Für mich ist das nichts negatives, damit habe ich absolut keine Mühe.

Woher kommt denn dieses Klische?
Das kommt von Leuten, welche sich einfach zu wenig mit meiner Person befasst haben. Die haben aus der «Gringo»-Albumbiographie von 1998 einfach noch immer diesen damaligen «Lausbuben» im Kopf.

Bis zum heutigen Zeitpunkt war jedes Album von dir ein Erfolg. Gab es trotzdem Momente in deiner Karriere, in welchen du ans aufhören gedacht hast?
Nein, ich kann nichts anderes ausser singen, Musik ist mein Leben. Klar überlege ich mir, was ich denn mit 60 mache. Stehe ich dann immer noch auf der Bühne und singe «i wot Sex vom morge bis am Abe»? Das kann ich mir eher weniger vorstellen. Ich bin jetzt 31 Jahre alt und führe noch eine ziemlich grosse Klappe im Zusammenhang mit dem Thema Sex. Es kann ja durchaus sein, dass ich das mit 60 immer noch mache. Aber, ich hoffe aus meiner heutigen Lebensansicht heraus, dass ich dies dann nicht mehr tun werde.

In den Medien wird vermehrt über die künstlerische Freiheit gesprochen. Willst du deine Fans mit deinen Songtexten gezielt aufrütteln?
Wenn meine Songs und Texte die Menschen aufrütteln ist das doch gut. Im Moment des Songschreibens denke ich aber nie ans aufrütteln oder provozieren. In meinen Songs greife ich niemanden an und haue auch niemanden in die Pfanne.

In einer der letzten Ausgaben der Sonntagszeitung hat ein Buchtipp von dir, welcher von einer Schweizer Boulevardzeitung dankbar sogar als Frontstory aufgenommen wurde, für einigen Wirbel gesorgt. Warst du überrascht über die heftigen Reaktionen?
In der Rubrik «die drei» in der Sonntagszeitung, habe ich Dinge vorgestellt, mit denen ich mich momentan gerade befasst habe. Unter anderem ein Film, beim Thema Musik habe ich natürlich mein Album vorgestellt.

Bei den Büchern habe ich mehrere Tipps abgegeben. So habe ich alle Bücher von Erich von Däniken empfohlen und die stehen ja in klarem Widerspruch zu diesem anderen angesprochen Buch. Ich habe mich einfach für etwas interessiert. Es ist schade, dass man in diesem Land dafür gleich an den Pranger gestellt wird. Nachdem man sich mit einem Thema ausführlich beschäftigt hat, kann jeder selbst entscheiden ob er dies gut oder schlecht findet. Ich habe nichts zu tun mit einer Sekte, bin kein Scientologe, ich habe mich lediglich für dieses Thema interessiert. Die harschen Reaktionen haben mich überrascht.

Wenn ein Buchtipp mehr Wert ist als ein Album, an welchem ich eineinhalb Jahre gearbeitet habe und ich nur darauf reduziert werde und nicht auf mein Schaffen, dann ist das schlichtweg einfach nur peinlich. Mir wurde vorgeworfen ich hätte Propaganda gemacht. Wie gesagt bin ich gegen Sekten – die Propaganda habe nicht ich gemacht, Propaganda haben die Boulevardblätter daraus gemacht. Das ist die Wahrheit.

Zurück zu deinem täglichen Schaffen, was kommt nach deiner Tournee?
Mir wird sicher nicht langweilig. Zudem überlege ich mir, ob ich im Herbst noch einige Zusatzkonzerte geben soll. Ich höre sicher nicht auf zu musizieren.


Verlosung
appenzell24.ch verloste für das einzige Ostschweizer Florian Ast-Konzert 2 x 2 Tickets. Das Konzert findet am Donnerstag, 19. April, im Casino Herisau statt.

Gewonnen haben: Karin Frei aus Urnäsch und Marianne Oertle aus Speicher. Herzlichen Glückwunsch!

Appenzell AusserrhodenAppenzell Ausserrhoden / 16.04.2007 - 10:21:00