
Silvesterchläuse ziehen Touristen magisch an
Urnäsch. Am kommenden Dienstag feiert das ausserrhodische Hinterland den alten Silvester.
Nach alter Tradition wandern Chlausen-Schuppel von Hof zu Hof und ziehen Touristen magisch an.
Im Ausserrhoder Hinterland wird Silvester zwei Mal gefeiert, am 31. Dezember und am 13. Januar, dem «Alten Silvester» nach dem Julianischen Kalender. Alljährlich locken die traditionellen Chlausgruppen Hunderte von Touristen ins Urnäschtal.
Zwar gebe es keine offizielle Besucherstatistik, aber Urnäsch werde am Dienstag voll sein, sagt Tonina Urbanz von Urnäsch Tourismus: «Wegen Parkplatzmangels bitten wir die Besucher, mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen.»
Das Silvesterchlausen hat in den Gemeinden Urnäsch, Herisau, Hundwil, Stein, Waldstatt, Schwellbrunn und Schönengrund Tradition. Der eindrückliche Winterbrauch macht laut dem Urnäscher Brauchtum-Museum auch im Mittelland wieder Boden gut. Seit einigen Jahren ziehen auch in Teufen wieder Chläuse herum.
Kein Mädchenschüppeli mehr
Mittelpunkt des alten Brauchs ist Urnäsch, wo am Dienstag rund 30 bis 40 Chlausenschuppel (Gruppen) herumziehen werden. Es gibt drei Arten von Chläusen: die «wüeschte», die «schöne» und die Wald- oder Naturkläuse. Sie treten in Gruppen, genannt «Schuppel» auf.
Die einen tragen eine oder zwei Schellen und stellen «Mannevölcher» dar. Man nennt sie noch häufiger nach ihrem Instrument «Schelli» oder Schellenchlaus. Die anderen sind die «Rollewiiber» oder «Rolli», mit einem Rollenträger um den Oberkörper.
Obwohl die Rollenweiber eindeutig weibliche Kleidung tragen, versteckt sich auch unter diesen Masken ein Mann. Denn das Chlausen ist ein ausgesprochener Männerbrauch, nur bei den «Goofeschüppeli» machen hie und da auch Mädchen mit. Das Mädchenschüppeli vom letzten Jahr hat sich laut Urbanz wieder aufgelöst.
Glückwünsche und Geldgeschenke
Gruppenweise ziehen die Chläuse im Morgengrauen von Haus zu Haus, voran der «Vorrolli», in der Mitte die «Schelli» und am Schluss der «Noerolli». Vor einem Haus stellen sie sich auf, schellen und rollen und stimmen ein Zäuerli an. Das wiederholt sich üblicherweise dreimal.
Dann wünschen die Chläuse dem Hausherrn und seiner Familie mit kräftigem Händedruck ein gutes neues Jahr, erhalten ein Geldgeschenk und ziehen in der gleichen Reihenfolge, wie sie gekommen sind, zum nächsten Haus.
Über Mittag verpflegen sich die Schuppel in einem Restaurant und kommen am Nachmittag im Urnäschtal zusammen. Am Abend ziehen die Chläuse von einem Restaurant zum anderen und zeigen sich den vielen Besuchern und Bewunderern aus nah und fern.