Personal der Bodenseeflotte will Regierungshilfe
Ostschweiz. Bei den Schweizerischen Bodenseeschiffsbetrieben ist Feuer unterm Dach: Das Personal hat den Thurgauer Volkswirtschaftsdirektor schriftlich um Vermittlung in einem Konflikt um schlechtere Arbeitsverträge gebeten.
Den Brief haben die Angestellten im Beisein des Sekretärs Ostschweiz der Gewerkschaft SEV gestern dem Leiter der Abteilung Öffentlicher Verkehr im Volkswirtschaftsdepartement, Werner Müller, übergeben.
Die SBS – im Besitz einer privaten Investorengruppe – hat in der Saison 2008 rund 800 000 Franken Defizit eingefahren. Der im März erst neu ernannte Geschäftsführer Benno Gmür soll das Finanzschiff wieder in tiefere Gewässer bringen.
Weniger Lohn, mehr Arbeit
Dies beabsichtigt er laut Angaben der Gewerkschaft SEV dadurch zu erreichen, dass er die Anstellungsbedingungen des Personals verschlechtert. Er habe den Mitarbeitern neue Arbeitsverträge mit deutlich tieferen Löhnen und höheren Arbeitszeiten vorgelegt.
37 Beschäftigte beschlossen am Dienstag, diese massiv schlechteren Bedingungen nicht zu akzeptieren. Laut SEV hat es bereits erste Kündigungen gegeben. Da SBS-Geschäftsführer Gmür den SEV nicht als Verhandlungspartner akzeptiere, hoffe man nun auf eine Vermittlung durch Volkswirtschaftsdirektor Kaspar Schläpfer.
Die SBS befindet sich erst seit Anfang 2007 im Besitz von fünf Schweizer Aktionären und dem Besitzer der österreichischen Bodenseeflotte, Walter Klaus. Verwaltungsratspräsident ist der Amriswiler Investor Hermann Hess.
Alte Bestandteile streichen
Er sagte am Donnerstag gegenüber dem Regionalsender «Radio Top», man wolle «ein paar alte Bestandteile» aus den Arbeitsverträgen streichen, «die wir uns nicht mehr leisten können». Dazu gehörten Vergünstigungen und Zulagen.
Einzelnen Mitarbeitern habe man gekündigt – der SEV spricht von fünf – wolle aber die anderen behalten. Dafür brauche es aber «Verständnis für die Lage der SBS». Mit einer Blockade der Änderungen sei niemandem gedient. Die jetzigen Eigentümer haben die SBS der SBB abgekauft.
Nicht ins Ausland
Diese hatte sie ursprünglich 2006 an die Stadtwerke Konstanz (D) verkaufen wollen, welche die deutsche Bodenseeflotte betreibt. Dagegen hatte sich Opposition erhoben – ursprünglich initiiert vom SBS-Maschinisten Falvio Cason, der keinen Verkauf der Flotte ins Ausland wollte.
Schliesslich fand sich um Arbonia-Eigner Edgar Oehler, Hermann Hess und Walter Klaus eine Käufergruppe zusammen, die der SBB mehr bot als die 3,4 Millionen Franken, welche die Konstanzer geboten hatten. Über den tatsächlichen Kaufpreis war mit der SBB Stillschweigen vereinbart worden.
Die Käufer hatten im Vorfeld immer wieder betont, die Stadtwerke Konstanz hätten ein zu wenig innovatives Konzept für den Betrieb der Schweizer Flotte. Nach der SBS Übernahme rumorte es in der Flottenverwaltung:
Die Geschäftsführer wechselten häufig und schnell. Und 2008 fuhren die Schiffe dann dicke rote Zahlen ein.