«Ostschweizer Wirtschaft vor dem Tiefpunkt?»

St.Gallen. Die weltweite Konjunkturkrise belastet die Ostschweizer Industrie immer stärker.

Gemäss den Ergebnissen der neusten Konjunkturumfrage vom Juni 2009 hat sich die Beurteilung der Geschäftslage in den produzierenden Betrieben weiter verschlechtert.

Mittlerweile bezeichnen über 70 Prozent der befragten Industrieunternehmen den Auftragsbestand als zu klein. Wichtigste Ursache für diesen Befund ist die düstere Entwicklung im Ostschweizer Aussenhandel, die sich auch im Mai 2009 fortsetzte. Nach Angaben der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) schrumpften die Exporte gegenüber dem Vorjahresmonat um 25 Prozent. Die Zahl der Unternehmen, denen es trotz Krise gut geht, hat sich weiter verringert und bewegt sich im tiefen einstelligen Prozentbereich.

Viele Betriebe reagieren auf den ungenügenden Auftragsbestand, indem sie die Produktion zurückfahren. Dies wiederum hat negative Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigten: 46 Prozent bezeichnen ihren aktuellen Personalbestand als zu hoch. Allerdings mehren sich die Zeichen, dass die Talsohle in der Industrie bald erreicht sein könnte. Erstmals seit über einem Jahr rechnen viele Betriebe wieder mit einer Zunahme der Bestellungseingänge in den nächsten sechs Monaten.

Weniger dramatisch präsentiert sich das Bild in den binnenorientierten Branchen. Der Ostschweizer Bauwirtschaft geht es nach wie vor gut. Der hohe Auftragsbestand verspricht auch in den kommenden sechs Monaten gute Umsätze. Der Wohnungsbau wird durch tiefe Hypothekarzinsen gestützt und der Staat setzt mit hohen Bauinvestitionen positive Impulse. Der private Konsum ist zwar nach wie vor eine Stütze der Konjunktur, verliert aber an Kraft. Die Ertragslage und die Kundenfrequenz signalisieren eine konjunkturelle Anspannung. Aufgrund der Verschlechterung der Konsumentenstimmung und der ansteigenden Arbeitslosigkeit rechnen die Ostschweizer Detailhändler mit einem spürbaren Rückgang der Umsätze in den kommenden Monaten.