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Orkantief „Ingunn“ tobt über Nordeuropa

In den letzten Tagen bildete sich über dem Nordatlantik das Orkantief „Ingunn“.

Dieses zog mit voller Wucht nach Norwegen und brachte Böenspitzen von 150 bis lokal über 200 km/h.

Aufgrund seiner raschen Entwicklung kann auch von einer rapiden Zyklogenese gesprochen werden. Was hat es damit auf sich und welche Auswirkungen erwarten uns in der Schweiz?

Böenspitzen von 150 bis über 200 km/h

„Ingunn“ zog als Orkantief nördlich von Schottland über die Färöer-Inseln und weiter nach Norwegen. Dabei wurden laut dem Faroese Meteorological Office auf den Färöer-Inseln Windspitzen bis knapp 200 km/h gemessen.

  • Suðuroy: 199.1 km/h
  • Tórshavn: 194.8 km/h
  • Eiði: 193.7 km/h

Noch etwas höher lagen die Windspitzen in Norwegen. An der Küste nördlich von Trondheim wurden recht verbreitet 150 bis 200 km/h gemessen, lokal gab es sogar Böen über 200 km/h, so z.B. in Somna-Kvaloyfjellet mit 224 km/h. Zusätzlich zum Wind kam es in Norwegen teils auch zu kräftigen Schneefällen.


Satellitenbild und Windböen (kt) vom 31.1.2024, 4 Uhr bis 1.2.2024, 10 Uhr. Schön zu sehen ist Orkantief „Ingunn“, das über den Nordatlantik nach Norwegen zieht und für Windspitzen bis 121 kt (= 224 km/h) sorgt. Hinweis: Bei den Windböen werden nur Messungen >60 kt angezeigt. (Quelle: MeteoSchweiz/Eumetsat)


Rapide Zyklogenese

„Ingunn“ verstärkte sich im Laufe des Mittwochs rasch zu einem Orkantief. Dabei ist der Kerndruck des Tiefs innerhalb von 24 Stunden um rund 40 hPa gesunken, weshalb auch von rapider Zyklogenese gesprochen werden kann.

Rapide Zyklogenese

In mittleren Breiten wird von rapider Zyklogenese (rasche Tiefdruckentwicklung) gesprochen, wenn der Kerndruck im Tief innerhalb von 24 Stunden um mindestens 24 hPa sinkt.

Auf die Lage kommt es an

Die treibende Kraft der Tiefdruckgebiete – und damit auch der Zyklogenese – ist der Jetstream (Starkwindband in der oberen Troposphäre in etwa 10 km Höhe). Dieser entsteht durch grosse Temperaturgegensätze an der Polarfront (d.h. dort, wo kalte Polarluft auf milde subtropische Luft trifft). Sind die Temperaturgegensätze besonders gross, ist auch der Jetstream stark ausgeprägt.

Zusätzlich zum starken Jetstream kam bei der Entwicklung von „Ingunn“ dessen günstige Lage zum Jet dazu. Und zwar lag das Tief am Mittwoch am nordöstlichen Ende des Jetstreams im linken Ausgang (engl. left exit region). Vereinfacht gesagt finden dort Hebungsprozesse statt, welche die Tiefdruckentwicklung intensivieren können. Mehr Details zu diesem Thema können in diesem Blog nachgelesen werden.


Tief „Ingunn“ verstärkte sich am Mittwoch südlich von Island rasch. Abgebildet sind Druckverteilung am Boden (Isobaren) und Windgeschwindigkeit in der oberen Troposphäre, d.h. auf Jet-Niveau (farbige Flächen). Zudem ist qualitativ der „linke Ausgang“ des Jets markiert, wo Hebungsprozesse die Tiefdruckentwicklung intensivieren können. (Quelle: MeteoSchweiz/EZMWF)


„Ingunn“ lenkt eine Kaltfront zur Schweiz

Nach diesem Blick über den Tellerrand hinaus kommen wir zurück in die Schweiz. Nach einigen ruhigen und hochdruckbestimmten Tagen erreichte uns heute Vormittag – ausgehend von Orkantief „Ingunn“ – eine Kaltfront, allerdings in stark abgeschwächter Form. Immerhin fällt bis in die Nacht hinein am zentralen und östlichen Alpennordhang noch etwas Niederschlag. In diesen Regionen kommen oberhalb von 1600 Metern bis Freitagmorgen etwa 10-15 cm Neuschnee zusammen, in den übrigen Regionen dürften es etwa 2-8 cm sein.


Niederschlagsradar vom 1.2.2024, 7 bis 13 Uhr. Aus Norden erfasste uns eine Kaltfront, die verbreitet für etwas Niederschlag sorgte. Sie legt sich nun an den zentralen und östlichen Alpennordhang, dort fällt bis in die Nacht hinein noch etwas Regen oder ab 1100 bis 1500 Metern Schnee. (Quelle: MeteoSchweiz)


Das nächste Hoch kommt

Nach etwas Abwechslung setzt sich ab morgen bis weit in die nächste Woche hinein wieder Hochdruckwetter durch. Am Freitag hat es zwar zunächst noch Restwolken, danach scheint aber wieder oft die Sonne. Nur im Mittelland dürfte der Nebel zumindest zeitweise einen Strich durch die Rechnung machen.


Satellitenbild (Airmass RGB) vom Mittwoch, 31.1.2024, 17 Uhr.


 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Orkantief „Ingunn“ tobt über Nordeuropa – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: MeteoSchweiz/Eumetsat

Schweiz / 01.02.2024 - 23:55:55