Ohne Eltern keine Chance
Herisau. Haben wir ein Problem mit Schulschwänzern? Laut Statistik liegt die Schweiz über dem internationalen Durchschnitt. Herisaus Schulleiter nimmt Stellung.
Laut einer Studie der Freiburger Professorin Margrit Stamm gibt es in der Schweiz weit mehr Schwänzer als angenommen. Stamm, deren Studie vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wurde, ist selbst Expertin im Bereich Pädagogik.
Laut Stamms Untersuchung schwänzt jeder zweite Schüler gelegentlich den Unterricht – fünf Prozent der Schülerschaft sind gar «massive Schulschwänzer». Gerade bei dieser Gruppe kann sich das aber verheerend auswirken, kommt ihre Studie zu einem erschreckenden Ergebnis, denn meist neigen diese notorischen Schulschwänzer dazu, in die Kriminalität abzudriften. Kein erfreuliches Bild, das da also von unseren Schulen gezeichnet wird.
Auch Herisau kennt das Problem
Dominik Schleich, Pädagogischer Leiter der Schule Herisau, der unter anderem auch für das Absenzwesen zuständig ist, weiss, was die Studie meint. «Wir haben rund 1900 Schüler, da wird man zwangsläufig mit Schwänzern konfrontiert», meint Schleich, das Problem sei aber im normalen Rahmen. So sei es meist halt auch sehr schwer, wirklich zu wissen, wann geschwänzt wird: «Wenn sich jemand krank meldet, müssen wir einfach darauf vertrauen, dass das der Wahrheit entspricht», so Schleich weiter.
Das extreme Ergebnis der neusten Studie führt Schleich darauf zurück, dass die Schüler anonym Fragebögen ausfüllen konnten – so trauten sich wahrscheinlich mehr, ehrlich zuzugeben, auch schon geschwänzt zu haben.
Eltern müssen mithelfen
Schleich bestätigt auch eine andere Feststellung der Studie: «Viele Schwänzer sind ‹Wiederholungstäter› und gehören leider oftmals auch zu der Gruppe von lernschwächeren Schülern». Schwänzen, oder Schulverweigerung, wie Schleich es formuliert, werde dann aber auch manchmal als Mittel genutzt, um auf sich aufmerksam zu machen.
Wenn es darum geht, Schwänzen zu bekämpfen, kommen viele Faktoren zum tragen. Sicherlich spielt eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung eine wichtige Rolle, für Schleich ist aber ein anderer Punkt noch viel entscheidender: «Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist der zentrale Punkt. Wenn diese nicht mitarbeiten, kann man fast nichts machen».