
«Man sollte sich darauf verlassen können»
Leserbrief. Die Leserin Ellen Tedaldi kann die Meinungen beider Leserbriefschreiber über den Kommentar «Bundesangestellte vor dem Hungertod» verstehen.
Sie nimmt Bezug auf den Artikel «Bundesangestellte vor dem Hungertod» und die Leserbriefe «Von Zynismus triefend» sowie «Und sowas beschäftigt uns?».
Einerseits sollte man sich als zuverlässiger Arbeitnehmer darauf verlassen können, dass der Lohn am 25. des Monats auf dem Konto ist – dies ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Auch der Arbeitnehmer hat ja seinen Anteil an Verpflichtungen, die vertraglich festgehalten sind – und wenn sich ein Arbeitnehmer nicht an die Vereinbarungen hält, hat dies auch seine Konsequenzen.
Wenn am 25. des Monats der Lohn noch nicht auf dem Konto ist, weiss man ja nicht, was der Grund dafür ist – und im Fall der Bundesangestellten wussten die Arbeitnehmer noch nicht mal, wie lange es dauern würde, bis der Lohn eintrifft. Hätte man gleich erfahren, dass der Lohn dieses eine Mal am 28. statt am 25. eintrifft, hätte wohl kaum einer einen «Riesenzirkus» veranstaltet.
Die Banken sind heute längst nicht mehr so kulant wie früher – Daueraufträge werden nicht mehr einfach so ausgeführt, wenn kein Geld auf dem Konto ist. Leidtragende sind dann wieder andere – zum Beispiel alleinerziehende Mütter, die auf die Alimente wirklich angewiesen sind.
Ja, wir sind alle froh und dankbar, überhaupt einen Job zu haben. Dies ist auch in der Schweiz nicht selbstverständlich. Und – sind wir mal ehrlich – oft sind es die Grossverdiener, die sich in Fällen von Unregelmässigkeiten überhaupt trauen, zu reklamieren. Leute mit kleinem Einkommen leben lieber eine Woche von den gesammelten Cumulusgutscheinen als beim Chef nachzufragen, weshalb der Lohn noch nicht auf dem Konto ist – zu sehr bangen sie um ihre Jobs.
Solche und ähnliche Diskussionen gab es immer wieder und wird es auch immer wieder geben.Typisch sind für mich auch immer wieder die Klönereien der Lehrer mit der ewigen Forderung nach mehr Lohn. Die Schüler dieser Lehrer haben Eltern, die für massiv weniger Lohn in düsteren Fabriken Schichtarbeit leisten, jährlich ihre 4 Wochen Ferien haben und bei denen nur schon ein 13. Monatslohn ein Traum ist – und wohl auch bleiben wird.