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Last-minute-Wahlen

Der Wahlkampf in Innerrhoden ist eröffnet. Zunächst einmal der um das Amt des Ständerats, dann aber auch um einen Sitz in der Regierung, der Standeskommission, weil sozusagen die halbe Regierung Ständerat werden will.

Das alles ist recht ungewöhnlich, denn normalerweise teilen die Kandidaten ihr Interesse an einem Amt etwa viereinhalb Minuten vor Beginn der Landsgemeinde mit. So quasi beim letzten Bissen in die Södworscht verkünden die Inauens und Mansers und Gmünders des Halbkantons, dass sie so ganz nebenbei vorhaben, Regierungsrat oder Ständerat zu werden. Etwa so, wie unsereiner beschliesst, am Freitag abend mal schnell in die Krone auf einen Jass zu gehen.

Man muss sich einmal vorstellen, der amerikanische Präsident würde auf diese Weise gewählt. Da stünden dann der Herr Bush und der Mister Miller im Ring, bereit für die Auseinandersetzung Mann gegen Mann vor dem Stimmvolk, als plötzlich jemand den Namen von Miss Washington und Mister Gates ruft. Und aus einer Laune heraus wird dann auch prompt Mister Gates gewählt, der sich fast am Rest seiner Södworscht verschluckt, an der er immer noch kaut, weil er wieder zu spät aus der Beiz herausgekommen ist. Gut, ja, in Amerika essen sie keine Södwörscht, und es ist auch schwierig, die 300 Millionen Amerikaner alle auf einem Platz zu versammeln, aber ich bin sicher, meine Leser können den Vergleich trotzdem nachvollziehen.

Wieso eigentlich wählen die Appenzeller so gerne Last-minute-Kandidaten? Vielleicht hat es damit zu tun, dass es gar nicht so sehr drauf ankommt, wer gewählt wird. Mal ehrlich: Grosse Unterschiede kann ich bei den Kandidaten jeweils nicht ausmachen. In anderen Kantonen gibt es jeweils noch ein paar nostalgische Kommunisten, irgendwelche Anarchisten und dann noch den einen oder anderen Neo-Nazi. In Innerrhoden hingegen, so scheint es, überleben solche extreme Naturen keinen einzigen Tag, und was dann zur Wahl bleibt, ist so, wie der Durchschnitts-Appenzeller eben ist: Solid, seriös und arbeitsam. – Langweilig, finden Sie? Das kann man so sehen. Aber Innerrhoden geht es wirtschaftlich sehr gut. So schlecht können die Last-minute-Wahlen also nicht sein. Hoffen wir nun, dass es kein schlechtes Omen ist, wenn jetzt statt Kandidaten in letzter Sekunde plötzlich eine Reihe von Frühbuchern antritt.

Herzlich, Ihr Heri Sauer

Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 07.02.2007 - 09:55:00