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Kinder und Jugendliche im Schatten von Partnergewalt

Basel Satdt/BS. Rund 120 Fachpersonen haben am späten Mittwochnachmittag an der Fachtagung „Kinder und Jugendliche im Schatten der Partnergewalt“ in den Räumlichkeiten der „Mission 21“ bestehende und neue Möglichkeiten der entsprechenden Intervention und Prävention diskutiert. Eingeladen hatte die dem Justiz- und Sicherheitsdepartement angeschlossene Fachstelle „Halt-Gewalt“.

In seiner Begrüssungsadresse betonte Regierungsrat Hanspeter Gass den Zusammenhang von Partnergewalt und öffentlicher Sicherheit; so sei das Risiko hoch, dass gewaltbetroffene Kinder und Jugendliche im Verlaufe ihres Heranwachsens die Rolle der Gewalt ausübenden Person oder des Gewaltopfers übernehmen. 

Häusliche Gewalt ist kein Randgruppen-Phänomen; sie ist im Querschnitt der gesamten Bevölkerung zu finden. Klar ist auch, dass Kinder unter dem Miterleben der Gewalt zwischen Erwachsenen leiden. Dennoch werden die Folgen für das weitere Leben dieser Kinder oftmals unterschätzt. Darüber zu sprechen, oder gar Hilfe zu holen, fällt ihnen schwer. Umso wichtiger sind das Augenmerk und die Unterstützung von Erwachsenen, mit denen sie in Kontakt kommen. Dies kann in der Schule sein, in der Arztpraxis und bei Gerichtsverfahren, dies kann ein Kontakt mit Fachpersonen aus der Sozialarbeit, der Erziehung oder der Freizeitpädagogik sein.

 
In seiner Begrüssung der rund 120 Fachpersonen unterstrich Regierungsrat Hanspeter Gass die Bedeutung einer frühzeitigen Prävention und Intervention: “Wenn unsere Polizistinnen und Polizisten wegen häuslicher Gewalt ausrücken müssen, sind in rund 50 Prozent der Fälle Kinder anwesend.“ Aus seiner Sicht des kantonalen Sicherheitsdirektors sei ihm die Erkenntnis wichtig, dass Personen, welche im häuslichen Bereich Gewalt ausübten, häufig auch die Sicherheit im öffentlichen Raum gefährden. Zudem sind Kinder und Jugendliche, die Gewalt miterleben, gefährdet. Denn das Risiko, dass sie im Verlauf ihres Erwachsenenwerdens diese Gewalt übernehmen, ob nun als Täter oder als Opfer, sei gross. Hanspeter Gass erinnerte in diesem Zusammenhang an die drei jungen Männer im Alter von 21 bis 23 Jahren, die damals in der Rheingasse ein Ehepaar und einen zu Hilfe eilenden jungen Mann grundlos spitalreif geschlagen haben. Alle drei, so vernahm man an der Gerichtsverhandlung, hatten in ihrer Kindheit unter Gewalt ausübenden Eltern gelitten – sie konnten kein Motiv für ihren Gewaltexzess nennen. „Solche Gewalttaten müssen verhindert werden“, so der Regierungsrat.
 
Professor Klaus Schmeck und Marc Schmid von der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik Basel-Stadt bestätigten den Zusammenhang zwischen dem Belastungsfaktor häusliche Gewalt und einer transgenerationalen Brutalisierung aus wissenschaftlicher Sicht. Häusliche Gewalt münde häufig in einen Teufelskreis, in dem Heranwachsende dann selbst zu aggressiven Lösungsmustern greifen oder in eine Opferrolle  verfallen. 
 
Wie wichtig eine Früherkennung sei, erläuterte an der Fachtagung Stefan Blülle von der Abteilung Kinder- und Jugendschutz, deren Mitarbeiterinnen und Mittarbeiter seit rund einem Jahr die von der Polizei gemeldeten gewaltbetroffenen Familien zuhause aufsuchen. Oft sei es zwar schwierig, Zugang zu erhalten. Fast alle Familien würden aber dann die Besuche als hilfreich bewerten: Kinder und Jugendliche fühlten sich wahrgenommen, und Eltern erkennen, dass Partnergewalt auch Gewalt gegen Kinder sei. 
 
Den Fachvorträgen folgte eine engagierte Diskussion. Einig war man sich dabei  vor allem, dass Präventionsanstrengungen frühzeitig einsetzen und vorangetrieben werden müssten um die Wahrscheinlichkeit zu verhindern, dass ein Kind oder Jugendliche gewalttätig werden.
 
Basel-StadtBasel-Stadt / 25.08.2011 - 09:31:59