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Kanton Thurgau: Bilanz 2022 – Zahl der Straftaten hat stark zugenommen

Die Zahl der Straftaten im Kanton Thurgau hat 2022 um 31 Prozent zugenommen. Mit 12’354 lag die Zahl der Straftaten über dem bisher höchsten Wert von 2013 (11’822 Delikte).

Trotz des Anstiegs ist es der Kantonspolizei Thurgau gelungen, mehr Delikte aufzuklären.

Die Zahl der Straftaten hat vergangenes Jahr aussergewöhnlich stark zugenommen: Gemäss der Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 wurden im Kanton Thurgau 12’354 Straftaten gemäss Strafgesetzbuch registriert, das sind 31 Prozent mehr als im Jahr 2021. Zu berücksichtigen ist, dass 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie historische Tiefstände bei den Deliktzahlen verzeichnet worden waren. Die Zahl der Straftaten bewegt sich wieder auf dem Niveau der Jahre 2012 und 2013 mit jeweils knapp 12’000 Delikten.

Eine wichtige Grösse zur Einschätzung der Kriminalität ist die sogenannte Häufigkeitszahl, die Anzahl Straftaten pro 1’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Sie stieg 2022 im Kanton Thurgau von 33.3 auf 43.2. Für die ganze Schweiz beträgt dieser Wert 52.5 (47.9), d.h. die Kriminalität im Thurgau ist nach wie vor tiefer als im nationalen Durchschnitt. In vergleichbaren Kantonen wie Basel-Landschaft (42.4) und Solothurn (66.5) lag diese Häufigkeitszahl etwas tiefer resp. deutlich höher.

Ungeachtet des deutlichen Anstiegs der Zahl der Straftaten hat die Aufklärungsquote über alle Delikte leicht zugenommen, von 41.7 auf 41.8 Prozent. Das bedeutet, dass die Kantonspolizei Thurgau im vergangenen Jahr so viele Delikte aufgeklärt hat wie nie zuvor (5’164), das sind 1’230 mehr als 2021. National ging die Aufklärungsquote von 41.9 auf 40.8 Prozent zurück.

Hohe Aufklärungsquote bei Gewaltdelikten

Bei den Gewaltstraftaten wurden im vergangenen Jahr 1’212 Delikte registriert, 19 Prozent mehr als 2021. Dabei nahm die schwere Gewalt um 62 Prozent auf 68 Straftaten zu; das vollendete und alle acht versuchten Tötungsdelikte wurden aufgeklärt. Der schweren Gewalt zugerechnet werden auch 26 (2021: 17) Fälle schwerer Körperverletzung.

Die minderschwere Gewalt nahm um 16 Prozent zu: Während bei einfachen Körperverletzungen eine Zunahme von 21 Prozent auf 156 Delikte zu verzeichnen war, stieg die Anzahl Tätlichkeiten um 25 Prozent auf 412 an. Ähnlich hoch lag diese Zahl mit 405 vor den Einschränkungen in Folge der Corona-Pandemie. Zurückgegangen sind die Fallzahlen bei Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte, von 55 auf 48; in 24 Fällen (2021: 23) waren Polizistinnen und Polizisten betroffen.

88.4 Prozent aller Gewaltdelikte im Kanton Thurgau wurden aufgeklärt, dies stellt der Arbeit von Ermittlung, Fahndung und Kriminaltechnik ein sehr gutes Zeugnis aus; schweizweit beträgt die Aufklärungsquote bei den Gewaltstraftaten 84.5 Prozent.

Um 30 Prozent zugenommen auf 272 (2021: 209) Delikte hat vergangenes Jahr die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Integrität. Stark angestiegen ist die Zahl der Vergewaltigungen, von 21 auf 33 Delikte. 14 Fälle ereigneten sich im privaten und 12 im öffentlichen Bereich; in sieben Fällen fehlt eine eindeutige örtliche Zuordnung.

Mehr Einbruch- und Einschleichdiebstähle

Die Vermögensdelikte machen auch im vergangenen Jahr etwa zwei Drittel aller registrierten Straftaten aus, 2022 waren es 65.6 Prozent (Vorjahr 65.5). Im Gleichschritt mit der Gesamtzahl der Straftaten stieg folglich auch diese Zahl um 31 Prozent an: Es wurden 8’110 (6’181) Delikte gegen das Vermögen registriert.

Nach dem historischen Tiefststand von 470 Delikten im Jahr 2021 stieg die Zahl der Einbruchdiebstähle um 40 Prozent auf 656 an. Diese Zahl ist im langjährigen Vergleich noch immer tief: Im Jahr 2013 waren fast 1’200 Einbrüche registriert worden. Während der Corona-Pandemie waren Menschen mehr zu Hause, was potenzielle Einbrecher abgeschreckt hat. Zudem wurde spezialisierten Tätergruppen durch Einreisebeschränkungen und weniger durchlässige Grenzen die Einreise erschwert. Diese «Covid-Effekte» fielen 2022 weg.

Ungeachtet verstärkter präventiver Anstrengungen der Kantonspolizei Thurgau hat auch die Zahl der Einschleichdiebstähle um 30 Prozent zugenommen, es wurden 514 solche Delikte registriert (2021: 396). Nach wie vor nutzen die Täter die «günstige Gelegenheit», die ihnen sorg- und arglose Mieter oder Hausbesitzerinnen bieten, wenn sie versäumen, ihre Haus- und/oder Wohnungstür abzuschliessen.

«Gelegenheit macht Diebe» – dieser Satz hat auch beim Diebstahl aus Fahrzeugen Gültigkeit. Im vergangenen Jahr wurden 549 solche Straftaten polizeilich registriert, 85 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Unverschlossene Fahrzeuge werden durchsucht und Wertsachen gestohlen. Bei verschlossenen Fahrzeugen werden, insbesondere wenn Wertsachen sichtbar sind, oft die Scheiben eingeschlagen, um dann den Innenraum zu durchsuchen. Die Zahl solcher Fahrzeugeinbruchdiebstähle hat ebenfalls stark zugenommen, um 66 Prozent auf 113 Delikte. Nur je rund ein Viertel dieser Delikte wird aufgeklärt. Können die Täter ermittelt werden, handelt es sich fast ausschliesslich um junge Männer aus Nordafrika.

Die Kantonspolizei Thurgau appelliert einmal mehr an die Bevölkerung, Wohnungs- und Haustüren auch bei nur kurzer Abwesenheit abzuschliessen, Fahrzeuge immer abzuschliessen und niemals Wertgegenstände darin zurückzulassen: «Geben Sie Einbrechern und Dieben keine Chance!»

Digitale Kriminalität nimmt weiter zu

Weiter angestiegen, um 38 Prozent auf 693 Fälle, ist bei den Vermögensdelikten die Zahl der Betrugsfälle. Die grosse Mehrheit dieser Straftaten ist der digitalen Kriminalität (Cyberbetrug) zugeordnet. Die Zahl dieser Delikte wuchs im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf 596. Die meisten Straftaten betreffen Kleinanzeigen-Plattformen, auf denen sich Betrüger aufhalten: In 352 Fällen wurde bezahlte Ware nicht geliefert, gegenüber 2021 eine Zunahme um 38 Prozent. Positiv herauszuheben ist, dass mehr als zwei Drittel dieser Fälle aufgeklärt werden konnten. Eine noch stärkere Zunahme ist mit 83 Prozent (auf 73 Fälle) beim Online Anlagebetrug zu verzeichnen. Die Strafverfolgung bei diesem Delikt gestaltet sich sehr schwierig, weil die Täterschaft aus dem Ausland operiert. Rund zwei Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden.

Anstieg der Straftaten bei Häuslicher Gewalt

Vergangenes Jahr musste die Kantonspolizei Thurgau 508 Mal (2021: 461) wegen Häuslicher Gewalt ausrücken. Bei 325 (259) Interventionen wurden insgesamt 601 (2021: 463) Straftaten angezeigt. Bei 183 (202) weiteren Polizeieinsätzen wurde kein Straftatbestand erfüllt (z.B. verbale Streitigkeiten). Am häufigsten registriert wurden Tätlichkeiten (232), Drohungen (125) und Beschimpfungen (90). Die Zahl der Straftaten bei Häuslicher Gewalt lag somit 30 Prozent über dem Niveau der Pandemie-Jahre 2020 (469) und 2021 (463). 2019 waren 539 Straftaten registriert worden. Mit 266 polizeilichen Wegweisungen und Kontaktverboten konnten deutlich mehr Gewaltschutzmassnahmen als 2021 (180) ausgesprochen werden.


Die Zahl der Straftaten hat 2022 im Kanton Thurgau stark auf 12’354 zugenommen. Knapp 42 Prozent davon konnten aufgeklärt werden, was ebenfalls eine Steigerung bedeutet. (Bild: Kantonspolizei Thurgau)


 

Quelle: Kantonspolizei Thurgau
Titelbild: Symbolbild © Kantonspolizei Thurgau

Blaulicht-Branchennews / 27.03.2023 - 13:08:16