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Kanton Bern: Die Rettung im Fluss will gelernt sein

Eine Rettung bei kalten Wassertemperaturen oder starker Strömung ist nicht einfach. In Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisationen bilden wir versierte Fachleute aus.

Ziel ist es, einander im Ernstfall auf einer gemeinsamen Grundlage noch besser unterstützen zu können.

In den letzten Jahren zieht es immer mehr Leute für diverse Freizeitaktivitäten an und in die Fliessgewässer. Sie unterschätzen dabei oft die kalten Wassertemperaturen und die Kraft des Wassers, zum Beispiel bei starker Strömung. Diese Faktoren wirken auf menschlichen Körper ein und führen immer wieder zu tragischen Unfällen.

In einem neuen Kurs gemeinsam mit der Sanitätspolizei von Schutz und Rettung Bern und der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft haben wir speziell das Retten an und in Fliessgewässern bis Wildwasserstufe III geübt. Wir wollen so gewährleisten, dass in den verschiedenen Organisationen alle gleich ausgebildet sind und dass es bei einem Einsatz nicht mehr viele Worte braucht. So sparen wir wertvolle Zeit.

Das Motto lautet dabei stets: «KISS – Keep it simple and stupid»: Mit wenig und einfachem Material möglichst alles bewältigen zu können. Im Wasser ist es schlicht nicht möglich, viel Material mitzunehmen und dabei noch agil und sicher zu bleiben.

Standortbestimmung

Am ersten Tag starteten wir mit einer kurzen Theorie, bevor es in den ersten Praxisteil an der Aare überging. Dort rüsteten wir uns mit unserem Rettungs-Equipment aus: Neoprenanzug, Helm, Rettungsweste, Canyoningschuhe und ein Seilwurfsack.

Die ersten Erkenntnisse kamen uns bereits bei der Handhabung des Seilwurfsacks. Die Instruktoren gaben uns wertvolle Tipps, wie man den Seilwurfsack so bedienen kann, dass es für den zu Rettenden angenehmer und den Retter oder die Retterin weniger anstrengend ist. Ebenfalls haben wir trainiert, wie man aus der Strömung mit möglichst wenig Energieaufwand in das Widerwasser schwimmen kann. Dies gelang jedoch noch nicht immer im ersten Anlauf. Dabei wurde uns viel über die verschiedenen Kräfte der Wasserverschneidungen und Strömungen erklärt.

Seiltechnik, Retten und Hindernis erleben

Am zweiten Tag ging es direkt an der Kander los. Wir haben unsere Kenntnisse in der Knotenlehre erweitert sowie Flaschenzüge und diverse Verankerungen trainiert. Diese Techniken wenden wir zum Beispiel bei der Bergung eines zwischen Steinen verkeilten Kajaks an. Immer wieder üben wir die gleichen Knoten und Verankerungsmöglichkeiten, damit sie richtig sitzen, wenn es dann Ernst gilt.

Kaum im Wasser, durften wir einander gegenseitig auf diverse Arten retten. Hier zeigte sich nun, wie essentiell das Beherrschen des Materials ist. Ist die Rettung für die Personen im Wasser sanft, wird das Seil erwischt oder kann es sofort ein zweites Mal geworfen werden? All das verlangt eine korrekte Anwendung des Seilwurfsackes.

Etwas später haben wir erfahren, was es heisst, wenn man im Wasser auf ein Hindernis aufschwimmt. Falls machbar sollte man versuchen, dem Hindernis auszuweichen. Falls dies jedoch einmal nicht gelingt, wurden wir angewiesen, wenn möglich über das Hindernis hinweg zu schwimmen – was allerdings nicht immer ganz einfach ist, denn der Wasserdruck kann in diesem Moment recht stark werden. Es ist uns nicht immer auf Anhieb gelungen, so dass einige der Kursteilnehmer/-innen den einen oder anderen blauen Fleck als Erinnerung aus dem Kurs mit nach Hause nahmen.

Ein Tag im Wildbach

Am dritten Tag trafen wir uns an der Saane bei frischen 3 Grad Lufttemperatur. Nach einer kurzen Theorie ging es direkt ins Wasser und es wurde wieder praktisch gearbeitet. Es zeigte sich, dass man das Wasser lesen muss, wenn es nicht mehr kanalisiert ist. Wählt man eine falsche Linie, spült es den Retter durch und man gelangt nicht an den vorgesehenen Punkt; so verliert man in einem Ernstfall wertvolle Zeit.

Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass man immer ein Sicherheitskonzept mit Plan A, B und C parat hat – mindestens. Es gilt: Safety first.

Zu guter Letzt: Schwellenrettung

Auch bei Schwellen in Fliessgewässern kommt es jedes Jahr zu schweren Unfällen, die auch tödlich enden können. Am letzten Tag des Kurses wurden wir nach einer theoretischen Einführung und eingehendem Briefing an die Schwellenrettung herangeführt. Wir konnten die Schwelle mit dem Raft befahren sowie abschwimmen – natürlich nur mit einer Backup-Sicherung. Es war sehr eindrücklich zu erleben, welche Kraft so eine Schwelle ausübt. Ohne die Sicherung hätte man vermutlich keine Chance, lebend wieder aus dem Wasser zu steigen.

Mit der erlernten Technik zeigte sich jedoch, dass man sicher und schnell einsatzbereit sein kann. Damit erhöhen wir die Chance, beim Einsatz eine sichere Rettung statt einer Bergung durchführen zu können.





 

Quelle: Kapo Bern
Bildquelle: Kapo Bern

BernBern / 08.09.2021 - 23:06:59