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Gesundheitszentrum vor dem «Abschuss»?

AI. Der «Sunnyboy» unter den Schweizer Kantonen hat mit leichten Schatten zu kämpfen: Ist Innerrhoden am Ende gar nicht die Erfolgsgeschichte, für die es gehalten wird? Und sind geplante Grossinvestitionen nur Luftschlösser?

Hier das Bild eines Kantons, der sich von der Armenstube zum wohlgenährten Kleinkrösus entwickelt hat, der steuerlich in die Offensive geht und als neue Oase für Unternehmen und wohlhabende Private gilt. Dort das Bild eines Kantons, der haarscharf am Defizit vorbei geschrammt ist und sich künftige Aufgaben, die als beinahe schon spruchreif galten, vielleicht gar nicht leisten kann. Zwei Bilder, ein Kanton: Beide Male ist die Rede von Appenzell Innerrhoden.

«Grosse Sorgen»
Für die Verwirrung, die aus diesem Doppelbild resultiert, hat Landammann Daniel Fässler gesorgt. Im Rahmen eines Referats bei der Gruppe für Innerrhoden (GfI) trat Fässler nicht etwa Optimismus verbreitend und mit inhaltsleeren Floskeln auf, sondern sprach Klartext, wie beispielsweise das «St.Galler Tagblatt» heute schreibt. Er stellte die (bisher hoch gelobte) Finanzpolitik der letzten Jahre in Frage, kritisierte, dass nicht in dem Mass Reserven gebildet worden seien, wie möglich gewesen wäre und betonte, dass der aktuelle positive Rechnungsabschluss nicht in erster Linie der klugen Politik, sondern der Entnahme von Geld aus den Goldreserven zu verdanken gewesen sei. Als «Krönung» stellte der Landammann die Grossinvestition in ein Gesundheitszentrum mit Kosten von rund 80 Millionen Franken in Frage; in der heutigen Form würde er diesem Projekt nicht zustimmen, liess er die staunenden Zuhörer wissen. Um schliesslich zu bilanzieren, er mache sich grosse Sorgen um die Zukunft des Kantons, was die Finanzen angehe.

Investitionen verschlafen?
Ausführungen, die in dieser Deutlichkeit Sprengkraft haben. Zwar war schon früher gemunkelt worden, der gute Ist-Zustand des Kantons sei nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass grössere Investitionen nach hinten verschoben wurden. Dem wiederum wurde jeweils entgegnet, dass es viele Gründe für ein Zurückstellen von Investitionen geben kann. Klar ist aber: Der Landammann hätte das Gesundheitszentrum, ein Prestigeprojekt erster Güte für Innerrhoden, kaum in Frage gestellt, wenn er in der Standeskommission damit allein da stünde. Offensichtlich haben sich im Hintergrund die Zweifel an dem grossen Wurf verbreitet und gefestigt.

Was Fässler, der auch die Volkswirtschaftsdirektion führt, natürlich genau weiss: Eine Investition von 80 Millionen Franken hat in einem kleinen Kanton eine ganz andere Bedeutung als in St.Gallen oder Zürich. Bereits ein einzelner Kanton, der im Steuerwettbewerb noch einmal eine tüchtige Schippe nachlegt, kann reichen, um in Innerrhoden durch Abwanderung wertvolles Steuersubstrat abzuziehen, das wiederum aufgrund der kleineren Verhältnisse hier sehr viel mehr «wert» ist als in einer Metropole. Innerrhoden ist also ein ein fragiles Gebilde: Das eine oder andere wertschöpfungsstarke Unternehmen, das sich hier niederlässt, reicht, um die Zahlen in der Jahresrechnung nach oben schnellen zu lassen; der Weg in die andere Richtung ist aber leider genau so kurz.

Blick über Kantonsgrenze
Fässler hat zu Beginn des Jahres 2009 mit seinen klaren Worten viele überrascht, vor allem aber wohl auch den einen oder anderen aufgeweckt. Dass sich die Erfolgstory endlos weiter schreiben lässt, scheint nach dieser «Offenbarung» endgültig widerlegt. Die Debatte darüber, ob sich der kleinste Kanton ein Gesundheitszentrum in der vorliegenden Dimension leisten kann, ist eröffnet. Als kleine Anregung an dieser Stelle: In nächster Nähe zu Innerrhoden arbeitet die Gemeinde Teufen daran, sich als «Gesundheitsoase» zu positionieren und die entsprechenden Angebote massiv auszubauen; die öffentliche Hand ist dabei nur Koordinatorin, die Angebote werden von Privaten erbracht und sollen künftig besser aufeinander abgestimmt sein und aus einem Guss daher kommen. Vielleicht ergibt sich da sogar interkantonaler Spielraum für eine Zusammenarbeit.

Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 14.01.2009 - 12:41:00