
Eine Gaiserin in Liechtenstein
Gais. Für den FC Ruggell, das in die höchste Frauenliga aufgestiegen ist, stürmt eine Gaiserin: Stefanie Streule.
Nein, nein, sie habe nicht den Eindruck, dass sie in einem Bereich zu kurz komme, sagt Stefanie Streule. Etwa neun sportliche Termine füllen ihren Wochenplan, seit sie sich im Sommer 2007 der Sportschule Appenzellerland angeschlossen hat.
Drei Trainings und ein Spiel absolviert sie in der Regel mit ihrem Verein, dazu drei Einheiten mit der Sportschule (zum Beispiel Laufschule, Fitness-Training, polysportiv) sowie ein Training mit dem Ostschweizerischen Fussballverband. «Und ab und zu sind in der abgelaufenen Saison auch noch Trainings mit den U-14-Junioren des FC St.Gallen dazugekommen», ergänzt die Teufner Sekundarschülerin.
Als Achtjährige begonnen
Stefanie Streule wohnt in Gais; sie ist sportlich beim FC Bühler gross geworden. Als Achtjährige hat sie begonnen, regelmässig Fussball zu spielen. «Dieser Sport fasziniert mich einfach seit jeher. Ich bin gern unter Leuten und entsprechend eine Mannschaftsspielerin.»
Mit St.Gallen und Staad wären vor einem Jahr zwei weitere Ostschweizer NLB-Frauenteams in Frage gekommen. «Die Ruggeller haben mich angefragt, ob ich nicht zu ihnen wechseln wolle. Es hat mir bei den Liechtensteinerinnen sofort gefallen.» Die Transportwege zwischen Wohnort, Schulort und Sportplätzen? Es sei alles eine Frage der Organisation, sagt sie.
Trotz ihrer Jugendlichkeit hat Stefanie Streule in der Saison 2007/08 regelmässig im Angriff der ersten Mannschaft gespielt. Der FC Ruggell hat eine lange Frauenfussballtradition: 1988/89 nahm erstmals ein Frauenteam an der (Schweizer) Meisterschaft teil. Die höchsteingestufte Equipe, im Jahre 2002 zu weiten Teilen von Bad Ragaz übernommen, spielte bis 2006 in der höchsten Schweizer Frauenliga. Zwei Jahre nach dem Abstieg wurde die NLA-Promotion wieder geschafft. «Diese Rückkehr war das Ziel von Verein und Mannschaft», erzählt Stefanie Streule.
Ziel Nationalmannschaft
18 Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen, im Durchschnitt fast vier Tore pro Partie geschossen, mit 16 Gegentreffern auch mit Abstand die beste Defensive: Ruggells Erfolgszahlen als Sieger der NLB beeindrucken.
Derzeit hat Stefanie Streule im Verein Trainingspause; die Planungsarbeiten für die neue Saison in der obersten Spielklasse laufen. «Ich hoffe, dass ich dem Kader des NLA-Teams angehören werde.» Eine andere Option wäre das Bestreiten der Meisterschaft mit der U-18-Equipe. Nach den Sommerferien wird die Stürmerin die dritte Klasse der Sekundarschule Teufen besuchen.
Wer der Sportschule Appenzellerland angehört, absolviert die Schule in regulären Regelklassen. Die Inhalte gewisser Lektionen, während denen die Schüler fehlen, werden nachgearbeitet. Das gehe gut, erzählt Stefanie Streule. «Was nach der Sekundarschule ist, weiss ich noch nicht.» Konkreter als bei den beruflichen Zielen werden die Aussagen der 15-Jährigen im fussballerischen Bereich: «Ich möchte früher oder später der Nationalmannschaft angehören.»
Frauenfussball an der Sportschule Appenzellerland
38 Jahre zurück liegt die erste Frauenfussball-Saison in der Schweiz: 1970/71 waren offiziell 270 Spielerinnen erfasst. 1986 wurden erstmals Juniorinnen lizenziert; auf 2241 Fussballerinnen wuchs die Zahl damals an. 2004 wurde die 10’000-er-Grenze überschritten, und auf nicht weniger als 20’204 beläuft sich gemäss der Homepage des Schweizerischen Fussballverbandes die aktuellste Zahl von Spielerinnen (basierend auf der Statistik vom September 2007).
Um der gesteigerten Nachfrage in der Region gerecht zu werden, hat die Sportschule Appenzellerland in einer Vereinbarung mit dem Ostschweizerischen Fussballverband OFV eine Zusammenarbeit geregelt. «Es werden sich auf das neue Schuljahr hin mehrere fussballspielende Mädchen unserer Sportschule anschliessen und die Schule an der Sekundarschule Teufen besuchen», erklärt Patrick Eggenberger, der Leiter der Sportschule Appenzellerland.
Für ein fussballspezifisches Training pro Woche wird ab Mitte August der OFV mit dem Technischen Leiter Jost Leuzinger verantwortlich sein; drei wöchentliche Trainings unter dem Sportschul-Personal sind polysportiven und konditionellen Faktoren gewidmet.