Ein Kanton vor Gericht

Ich habe ein bisschen Angst um die Innerrhoder. Die stellen ja die Hälfte der Spitzenbeamten auf die Strasse, diese wiederum zerren den Kanton vor Gericht,...

…so dass die andere Hälfte der Spitzenbeamten für Vernehmungen und Zeugenaussagen antraben muss. Wenn die so weitermachen, kann dort in der Verwaltung bald gar niemand mehr arbeiten. Ein typischer Dialog im Rathaus klingt vermutlich so: «Wo ist denn Bruno?» – «Vor Gericht.» – «Auf welcher Seite?» – «Heute ist er glaubs Angeklagter. Morgen hat er in einem anderen Prozess einen Auftritt als Zeuge.» – «Na gut, ist wenigstens Marianne hier?» – «Nein, auch vor Gericht. Sie ist es doch, die Bruno angeklagt hat.» – «Und morgen?» – «Dann ist sie hier, hat aber keine Zeit, weil die Richter für einen Augenschein vorbeikommen. Und jetzt muss ich gehen, ich werde in einer halben Stunde von der Polizei verhört.»

Ich möchte hier nicht den Image-Berater geben, aber der kleinste Kanton der Schweiz muss in solchen Sachen sehr aufpassen. Diese Fälle machen gerne Schlagzeilen über die Grenzen, und irgendwann heisst es dann in Bern und Zürich: «Wie bitte, Du hast einen neuen Job bei der Innerrhoder Verwaltung? Gratuliere. Hast Du einen guten Rechtsschutz?»

Vielleicht lässt sich aber aus der Misere auch Kapital schlagen. Man könnte die Verhandlungen für die Touristen öffentlich machen. Für den Showeffekt müssten die Richter allenfalls diese englischen Gerichtsperücken tragen. Ich denke, da würde die Kasse klingeln. Und das hat die Innerrhoder noch nie gestört.

Herzlich, Ihr Heri Sauer