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«Edgar Oehler hat mich bisher noch nicht angerufen»

Verwaltungsratspräsident der FC St.Gallen AG: Für diese Aufgabe gab es kaum eine lange Anwärterliste. Sportlich per Ende Saison im Tief, finanziell nicht auf Rosen gebettet und bei den Fans nicht mehr hoch im Kurs ist der FC St.Gallen derzeit eine Baustelle. Michael Hüppi hat die Herausforderung angenommen.

Wir berichten im LEADER traditionell gerne über Erfolgsgeschichten. Nun ist der FC St.Gallen das Thema. Verraten Sie uns bitte: Wo liegt hier die Erfolgsgeschichte?
Michael Hüppi: Man kann vielleicht vom Anfang einer neuen Erfolgsgeschichte sprechen. Ich gehe davon aus, dass der FC St.Gallen den Tiefpunkt erreicht hat und nun die Erfolgsstory beginnt. Die sportlichen Aussichten sind gut, wir haben ein junges, hungriges Team und einen neuen Trainer, der akribisch mit den Leuten arbeitet. Was die wirtschaftliche Seite angeht, läuft derzeit eine Auslegeordnung. Wenn diese steht, müssen wir die Basis für die Zukunft legen. Gehen Sie davon aus, dass wir wirtschaftlich schmerzhafte Einschnitte machen müssen. Einfach so weiterfahren wie bisher dürfen wir nicht, Konsequenzen müssen gezogen werden.

Tun Sie das gerne – etwas dann übernehmen, wenn es sich am Tiefpunkt befindet?
Darum geht es nicht. Natürlich, der Zeitpunkt ist insofern gut, als es im Moment kaum mehr schlechter kommen kann. Aber was ich in erster Linie gerne mache, das ist die Mitarbeit im Verwaltungsrat und dessen Führung mit dem Ziel, den FCSG wieder in die Super League zu bringen. Ich war schon als Kind an fast jedem Match des FC St.Gallen und habe die Donatorenvereinigung «Business Club» zwölf Jahre lang präsidiert. Die Anfrage für das neue Amt kam, als der Verein am Tiefpunkt war, und ich habe nach einer kurzen Bedenkzeit Ja gesagt.

Sie haben nötige Konsequenzen und Einschnitte erwähnt. Was ist damit gemeint?
Das muss der Verwaltungsrat im Detail entscheiden. Per Ende 2007 wies die FC St.Gallen AG bei einem Aktienkapital von 3,6 Millionen Franken noch etwa 2 Millionen Eigenkapital auf. Danach kamen anfangs 2008 diverse Rettungsaktionen, mit allen Mitteln wollte man den Ligaerhalt schaffen – und ich muss annehmen, dass das Geld gekostet hat. Wir haben per 30. Juni einen Zwischenabschluss veranlasst. Daran wird derzeit gearbeitet, und gestützt auf diese Zahlen sehen wir dann weiter. Falls das Eigenkapital noch weiter gesunken ist, vielleicht sogar unter 50 Prozent, dann müssen wir Massnahmen treffen, um die Eigenkapitalbasis zu bereinigen. Dies ist per Gesetz vorgeschrieben. Dann braucht es unter Umständen eine Herabsetzung des Aktienkapitals.

Das Stichwort Rettungsaktion, das Sie ebenfalls bereits verwendet haben, hat man im Zusammenhang mit dem FC St.Gallen in den letzten Jahren immer wieder gehört. Müsste es nicht auch ein Ziel sein, diesen Begriff langfristig zu verbannen?
Durchaus. Aber man muss hier unterscheiden. Jetzt geht es nicht um eine Bettelaktion im klassischen Sinn, sondern um einen allfälligen Kapitalschnitt. Dass es im Fussball immer wieder Rettungsaktionen gibt, liegt zudem im System. Aus dem operativen Geschäft heraus kommt man auf keinen grünen Zweig, dafür ist unser Land zu klein. Vergleichen Sie, was in England und Deutschland für Fernsehrechte bezahlt wird mit den entsprechenden Zahlen bei uns. Das reicht einfach nicht. Allerdings hat der FC St.Gallen mit der AFG ARENA nun eine andere Ausgangslage, da man das Stadion vielfältig nutzen kann, und die so generierten Einnahmen fliessen ja grösstenteils wieder in den Fussball. Wir müssen nun zuallererst die Altlasten bereinigen, danach kann man vielleicht künftig den Begriff der Rettungsaktionen verbannen.

Sie sprechen von Altlasten, Konsequenzen und Massnahmen. Müssen wir daraus schliessen, dass Sie bei Amtsantritt ein Chaos übernommen haben?
Nein, ganz und gar nicht. Das muss ich klar betonen: Der Übergang war sauber, alles war mit Akten belegt, die AG war gut organisiert – meine Vorgänger haben einfach sportlich Pech gehabt. Die Ursache dafür lag sicher nicht nur in der Führung. Nur ist diese durch die Probleme in einen Aktionismus verfallen, einzelne Transfers brachten eindeutig nichts mehr. Unser grosses Plus: Wir haben mit Marco Zwyssig sportliches Knowhow an Bord geholt. Schon in kurzer Zeit haben wir erlebt, wie viel er einbringen kann, er hat das Auge für den Fussball, kann eine Mannschaft lesen, sieht, wer ins Gefüge passt und wer nicht. Diese Komponente fehlte bei der vorherigen Führung.

Dann wurde dort alles richtig gemacht?
Man muss sich die Schwierigkeiten unserer Vorgänger vor Augen führen. Zunächst waren es sieben Verwaltungsräte, drei haben das Gremium verlassen – aus welchen Gründen auch immer, tempi passati. Von den verbleibenden vier war Bill Mistura als CEO der Betriebs AG AFG ARENA natürlich stark absorbiert, Urs Lenz war mit den Finanzen völlig eingedeckt, Andreas Zeller fungierte in erster Linie als politischer Vertreter im VR. Damit lastete die ganze restliche Arbeit auf Dieter Froehlich, und das war wohl zuviel. Er musste sich ja auch um sportliche Fragen kümmern, zog Transfers durch und so weiter. Ich halte mich aus diesem Bereich heraus, dafür haben wir eine Sportcrew, die dem Verwaltungsrat Empfehlungen macht. Wir klären ab, ob ein Transfer finanzierbar ist, dann folgt die Entscheidung – gestützt auf die Empfehlung und auf wirtschaftliche Überlegungen. Ich halte fest: Ich bin Fussballfan und verstehe nicht viel mehr vom Sport als jeder andere Fan. Dafür habe ich mit Marco Zwyssig Spezialwissen im Verwaltungsrat, auf das ich mich stützen kann.

Ihr Vorgänger hat mehr als einmal von einer schier unerträglichen Belastung gesprochen. Vor einer solchen fürchten Sie sich gar nicht?
Nein. Diese Belastung ist ja eben aus den genannten Gründen entstanden, und sie sollte in diesem Amt eigentlich nicht sein. Wir sind fünf Verwaltungsräte, haben uns sauber aufgestellt und uns weitgehend bereits organisiert. Alles andere wäre gar nicht möglich. Ich bin Anwalt und Teil einer Firmenpartnerschaft – ich muss hier meinen Beitrag leisten wie jeder andere. Also arbeite ich frühmorgens, am Mittag und abends für den FC St.Gallen, aber auch das nicht täglich. Beruf, Familie und der FC St.Gallen gewissermassen als Hobby lassen sich bei mir vereinbaren. Man muss sich entsprechend organisieren. VR-Sitzungen finden eben morgens um 6.30 Uhr statt, das hat den Vorteil, dass sie schneller zu Ende sind, weil jeder irgendwann ins Büro sollte. Lange Sitzungen bringen in der Regel nicht mehr als kürzere.

Die Arbeitsbelastung ist das eine, die emotionale das andere. Dieter Froehlich musste mit persönlichen Anfeindungen und Drohungen leben. Sie sagen, er habe sportlich Pech gehabt. Pech könnten auch Sie haben.
Alles, was in einem normalen Bereich abläuft, kann ich ertragen, ich habe eine relativ dicke Haut, auch aufgrund meiner Lebenserfahrung. Was gegenüber meinem Vorgänger in der Schlussphase geschah, war klar unterste Schublade. Natürlich bin ich davor nicht einfach gefeit, aber wir wollen es nicht soweit kommen lassen und leiten heute schon alles ein, um das zu verhindern. Kürzlich hatten wir beispielsweise eine Aussprache mit den Fans. Es geht darum, unter dem Begriff Neubeginn die Fankultur wieder positiv zu aktivieren. Wenn ich die von Ihnen angesprochene Angst hätte, dürfte ich dieses Amt nicht annehmen.

Von wem kommt eigentlich der grösste Druck? Von den Fans? Oder von den Sponsoren?
Ich spüre keinen solchen Druck von aussen, von keiner Seite. Natürlich setze ich mir selber Druck auf, ich frage mich stets: Sind wir so gut aufgestellt, dass wir die gesteckten Ziele auch erreichen? Ich weiss aber, dass es auf diesem Weg auch immer mal wieder Misserfolge geben wird. Der FC St.Gallen ist in der Challenge League der Gejagte, jeder Gegner will uns ein Bein stellen, und hin und wieder wird das einem auch gelingen. Aber das Saisonziel steht fest.

Alles andere als Platz 1 darf es nicht sein?
Ob gleich zwingend Platz 1, das möchte ich offen lassen. Aber wir müssen uns sicherlich von Anfang an unter den ersten Drei etablieren, sonst ist auch das Schlussziel in Gefahr. Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen. Das Team macht einen sehr guten Eindruck, wir haben es verjüngt und mit Spielern aus der Region ergänzt, in Mischung mit erfahrenen Teamstützen. 

Wer wird uns am meisten Freude machen auf dem Platz?
Alle werden uns Freude machen. Das sind gute Fussballer mit viel Potenzial. Auch wenn der eine oder andere bislang noch nicht in der Super League gespielt hat. Auf diese Jungen kann man Hoffnungen setzen.

Welche guten Gründe gibt es derzeit für Spieler eigentlich, zum FC St.Gallen zu kommen – oder hier zu bleiben?
Man darf trotz des Abstiegs eines nicht vergessen: Der FCSG ist ein Faktor im Schweizer Fussball. Viele prominente Beobachter auch ausserhalb unserer Region haben es bedauert, dass wir nicht mehr in der Super League sind. Dort möchte man uns zurück haben, nicht zuletzt, weil der FC St.Gallen auch bei Auswärtsspielen immer viele Zuschauer bringt. Dann ist auch die AFG ARENA ein Faktor. Wenn ein potenzieller neuer Spieler oben bei den Logen steht und auf den Platz herunterblickt und seinen künftigen Arbeitsplatz sieht, dann reagieren viele begeistert. Drittens haben wir mit Uli Forte einen Trainer, der bekanntermassen mit bescheidenen Mitteln viel erreicht hat und mit dem viele Spieler gerne zusammenarbeiten wollen. Und zu guter Letzt: Die realistische Chance des Aufstiegs in die Super League ist gerade für junge Spieler eine attraktive Option.

Über eine Person haben wir noch nicht gesprochen: Edgar Oehler. Welche Fäden zieht er heute noch im Hintergrund?
Edgar Oehler zieht bei der FC St.Gallen AG keine Fäden. Er ist Aktionär wie andere auch, gehört aber natürlich zu denen, die mehr Aktien haben als andere. Seine Äusserungen über den FC St.Gallen haben dazu geführt, dass er in der Öffentlichkeit präsent war, und selbstverständlich stand und steht die Führung in Kontakt zu ihm. Er wurde auch orientiert über die geplanten Veränderungen im Verwaltungsrat. Ich habe mich als Kandidat für das Präsidium  bei ihm vorgestellt, natürlich war es mein Wunsch, dass er hinter meiner Person und der ganzen Crew steht. Das ist auch der Fall.

Ganz so zurückhaltend wie nun geschildert war sein Engagement nun doch nicht.
Edgar Oehler hat aus meiner Sicht begreiflicherweise zwei Herzen, die in seiner Brust schlagen. Als Unternehmer und Besitzer des «Naming right» will er in der AFG ARENA Spitzenfussball mit entsprechender Medienpräsenz. Das ist nicht gelungen, darüber war er enttäuscht und hat sich auch entsprechend geäussert. Das zweite Herz ist das des St.Galler Fussballfans, er will hier guten Fussball sehen. Den wird es auch in der Challenge League geben, aber wir alle wollen in die Super League.

Dann läuft es nicht so, dass er Direktiven durchgibt und der Verwaltungsrat pariert?
Er hat mich bisher jedenfalls noch nie angerufen. Sehen Sie: Ich bin neu im Amt und in Sportkreisen entsprechend noch nicht sehr bekannt. Aber wer mich kennt, der weiss, dass ich immer mich selbst bin und es nicht ganz einfach ist, mich irgendwohin zu führen. Ich habe meine Ziele und Vorstellungen und setze sie um. Natürlich zusammen mit unserer Crew, ich mache keine One-man-show, wir arbeiten im Team. Aber der Präsident steht in der Öffentlichkeit und muss den Kopf hinhalten – gerade auch, wenn es mal nicht so läuft, wie es sollte.
 
Wird man Sie dann in der Spielerkabine antreffen?
Das habe ich nicht vor. Wie gesagt: Ich bin kein Fussballexperte. In einer wirklich schlimmen Phase mag es einmal angezeigt sein, als Präsident nach einem Spiel in die Kabine zu gehen, aber dann, um die Spieler aufzurichten und nicht, um in die Aufstellung einzugreifen. Da halte ich mich vornehm raus. Wir haben eine klare Struktur in der AG, und für diese Aufgaben haben wir einen Cheftrainer.

Die Spieler kamen bislang vergleichweise gut weg. Ihr Vorgänger meinte einmal, die Kritik der Medien richte sich immer gegen den Verwaltungsrat, nie gegen die Mannschaft. Wie sehen Sie die Beziehung zu den Medien?
Die Medien haben in der Schlussphase vor dem Abstieg zum Teil auch in die Negativkerbe geschlagen. Aber damals gab eines das andere. Ich erinnere mich, dass der VR irgendwann beschloss, nichts mehr zu sagen. Das funktioniert bei den Medien nicht. Für einen echten Neuanfang brauchen wir eine Versöhnung zwischen dem Team, den Fans, den Donatoren, Sponsoren  und den Medien. Wir freuen uns, wenn diese positiv berichten, aber natürlich auch kritisch. Und das kann die Führung und die Spieler betreffen. Allerdings wurden damals einzelne Spieler sehr wohl  kritisiert. Die Frage ist immer, wie man etwas sagt. Grundsätzlich halte ich viel von offener Kommunikation. Was man sagen kann, soll man sagen, wenn etwas noch nicht spruchreif ist, muss man das eben auch erklären.

Wie geduldig waren eigentlich die Donatoren? Sie haben das als Präsident des Business Club ja aus nächster Nähe erlebt.
Der Goodwill war immer da. Es gibt in jeder Vereinigung unzufriedene Leute, die dieser vielleicht auch einmal den Rücken kehren. Das findet man überall, wo Menschen sind, und die Gründe sind vielfältig. Natürlich waren unsere Mitglieder frustriert über den sportlichen Misserfolg und den Abstieg. Aber seit der letzten Generalversammlung ist viel passiert, ich spüre überall, wo ich mit den Leuten spreche, grosse Unterstützung. Wir müssen diesen Goodwill nun nützen und etwas daraus machen.

Wie sieht es aus, wenn der Club nicht aufsteigt? Werden Sie dann Mühe haben, die Sponsoren zu halten?
Das lässt sich heute noch nicht beurteilen. Persönlich glaube ich: Wir müssen zumindest Platz 2 oder 3 erreichen, sonst sieht es wirklich übel aus. Wenn der Aufstieg verpasst wird, müssten wir unser Budget noch einmal gegen unten anpassen. Der erwähnte Goodwill gilt ja auch für die Sponsoren. Edgar Oehler hat uns schriftlich versichert, dass er trotz Abstieg den vollen Betrag für das «Naming right» bezahlt, der Hauptsponsor Gate24 hat seinen Vertrag verlängert, obwohl er aus diesem hätte aussteigen können. Ich denke, wenn wir den Abstieg auf hohem Niveau, also nur knapp und trotz guter Leistungen, verpassen würden, könnten wir das noch ein weiteres Jahr lang verkraften, aber wenn es anders läuft, wäre es schwierig.

Und dann würde auch Ihnen die Lust wohl vergehen.
Nein. Ich bin kein Typ, der abspringt. Dann müssten wir eben noch einen Anlauf nehmen. So unangenehm dieses Szenario ist, darüber nachdenken muss man doch. Ich habe aber ja gesagt zum Amt und mache das auch, egal, wie es läuft.

Sie brauchen Unterstützung, auch finanzielle von den Donatoren. Uns scheint, dabei handle es sich stets um dieselben Leute, eine Handvoll prominenter und gut gestellter St.Gallen. Wächst daneben eine neue Generation von Donatoren heran?
Es ist richtig, es gibt eine Basis altgedienter Supporter rund um den FC St.Gallen. An einem Testspiel habe ich mit einem Mann gesprochen, der seit 40 Jahren Mitglied beim FCSG ist. Er unterstützt den Club mit Vereinsbeiträgen und durch Matchbesuche. Und auch unter den Donatoren gibt es Leute, die den FC St.Gallen immer wieder und über lange Zeit hinweg unterstützen. Es gibt aber sehr wohl auch andere als die immer wieder genannten Personen, sie exponieren sich einfach weniger. Andere wollen bewusst nicht genannt werden. Derzeit arbeiten wir an einer neuen Aktion, mit der wir die wirtschaftliche Situation verbessern wollen. Wir möchten Leute für uns gewinnen, die heute noch keiner Donatoren-Vereinigung angehören. Dazu haben wir den Kanton St.Gallen in fünf Kreise eingeteilt und sind dort nun auf aktiver Suche. Diese Leute, so die Idee, würden den FCSG im ersten Jahr mit 2000 oder 3000 Franken unterstützen und dafür in den Genuss einiger Events kommen. Daraus soll nicht etwa eine neue Donatorengruppe entstehen, es wäre eher ein möglicher Einstieg zu den bestehende Donatorenvereinigung, eine Erweiterung dieser Kreise. 

Wenn das alles so klappt, wie Sie sich das vorstellen: Wann haben wir in St.Gallen wieder eine Meisterschaftsfeier?
Da kann ich natürlich keine Prognose abgeben. Eigentlich ist es eher einfach ein Wunsch. Wir werden sicherlich nicht mehr so lange warten müssen wie auf den letzten Titel. Wenn wir jetzt alles sorgfältig aufbauen, in einem Jahr aufsteigen, das Team zusammenhalten und in Ruhe weiter arbeiten können, dann kann es in zehn Jahren den nächsten Meistertitel geben. Vorausgesetzt, das Wettkampfglück ist auf unserer Seite. Man muss schon sehen: 2000 lief vieles einfach optimal, St.Gallen hatte einen tollen Lauf. Immer wieder gelang kurz vor Schluss das entscheidende Tor. In der letzten Saison haben wir das Gegenteil erlebt, in letzter Sekunde wurden Spiele verloren. Oder dann die Saison davor, als St.Gallen gleich reihenweise Unentschieden spielte. Wir haben einmal ausgerechnet: Von den letzten rund 180 Meisterschaftsspielen ging fast die Hälfte unentschieden aus. Das ist frustrierend. Ich persönlich sehe lieber einen überzeugenden Sieg, der dann eben auch mal von einer Niederlage gefolgt ist, als reihenweise Unentschieden.

Sie haben das fehlende Wettkampfglück angesprochen. Ist das für einen Anwalt nicht fast unerträglich, dass das Glück eine so grosse Rolle spielt? Das ist doch eine andere Welt als die, in der Sie sich sonst bewegen.
Es ist eine andere Welt, richtig, aber andererseits: Auch als Anwalt braucht man manchmal Glück. Nicht alles ist einfach Buchstabe für Buchstabe vorgegeben, vieles ist Auslegungs- , Interpretations- und Verhandlungssache. Im Fussball – eigentlich in jeder Sportart – kann man sich so gut wie möglich vorbereiten, gute Grundlagen schaffen, ohne Basis geht gar nichts – dann aber kommen Glück oder Pech dazu.

Wenn das Pech anhält, werden die Fans ungeduldig. Läuft der Dialog zwischen Führung und Fans, der eingefroren schien, wieder?
In den letzten zwei Jahren gab es in diesem Punkt eine traurige Entwicklung. Unser Ziel ist es, die Fans stärker in die Verantwortung zu nehmen, denn wir haben festgestellt, dass einzelne Exponenten der Fanszene über einen grossen Einfluss verfügen. Ganz ohne Sicherheitspersonal geht es im Fussball nicht, aber wir möchten, dass sich dieses soweit wie möglich zurücknimmt und setzen auf die Eigenverantwortung der Fans. Das haben wir so kommuniziert, und jetzt schauen wir die ersten paar Spiele lang, wie sich das entwickelt. Das letzte Mittel gegen die wenigen wirklich schlechten Fans ist das Stadionverbot, aber das ist nicht mein Ziel. Wir wünschen uns eine Kulturveränderung, vor allem auch in Auswärtsspielen. Unsere Fans in anderen Städten sind Botschafter von St.Gallen, Saubannerzüge durch Ortschaften darf es einfach nicht mehr geben.

Zur Person
Dr. iur. Michael Hüppi, 52, ist Rechtsanwalt als Partner bei Schoch, Auer und Partner, Rechtsanwälte, St.Gallen. Er gehört als Ordentliches Mitglied der Anwaltskammer des Kantons St.Galen an, präsidierte einige Jahre lang den St.Gallischen Anwaltsverband und ist seit 2004 Vorstandsmitglied des Schweizerischen Anwaltsverbandes. Hüppi gehört verschiedenen Verwaltungsräten und zwei Stifungsräten an. Seit Mai 1996 präsidierte er den FCSG Businessclub. Auf die neue Saison hin wurde der St.Galler zum VR-Präsidenten der FC St.Gallen AG gewählt.

St.GallenSt.Gallen / 09.12.2008 - 11:24:36