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Eberle vs. Fässler: Das Interview

AI. Kantonsrichter Daniel Fässler und Grossrat und Hauptmann Ruedi Eberle kreuzen die Klingen im Gespräch zur Wahl des Landammanns.

Daniel Fässler und Ruedi Eberle sind zwei der vier «offiziell» genannten Kandidaten für das Amt des Landammanns. Im Interview nehmen sie Stellung zu grundsätzlichen und aktuellen Fragestellungen,

Der Landammann ist gleichzeitig Volkswirtschaftsdirektor. Auch wenn man das kaum trennen kann: Welche der beiden Rollen suchen Sie persönlich in erster Linie beziehungsweise reizt Sie besonders?
Ruedi Eberle: Ganz klar jene des Volkswirtschaftsdirektors. Mein beruflicher Hintergrund als gelernter Landwirt und meine heutige Tätigkeit als Tourismus-Unternehmer bringen es mit sich, dass ich mich schon heute täglich mit volkswirtschaftlichen Belangen auseinanderzusetzen habe. Somit möchte ich meine Erfahrungen als erfolgreicher Unternehmer in die Regierungsarbeit einbringen und als Volkswirtschaftsdirektor an die Betriebe weitergeben. Es wäre für mich eine grosse Herausforderung, bestehende Betriebe zu unterstützen und neue Arbeitsplätze mitzuschaffen. Dass in unserem Kanton das Landammannamt mit dem VD zusammen hängt, hat damit zu tun, dass man in Innerrhoden halt direkt ins Amt gewählt wird.

Daniel Fässler: Es ist die Kombination zwischen dem Landammannamt und dem für den Kanton sehr wichtigen Volkswirtschaftsdepartement, das mich reizt. Für den Volkswirtschaftsdirektor steht das wirtschaftliche Wohlergehen des Kantons im Vordergrund. Um dies zu gewährleisten, müssen genügend Arbeitsplätze bestehen sein, was wiederum optimale Rahmenbedingungen für die Arbeitgeber voraussetzt. Dafür möchte ich mich mit meinem Wissen und meiner Erfahrung einsetzen. Als Landammann ist man dem ganzen Volk verpflichtet, darf dem Kanton vorstehen und ihn repräsentieren. Meine lösungsorientierte und ausgeglichene Art sowie meine Erfahrung im Führen von Verhandlungen wären dabei sicher von Vorteil.

Bruno Koster ist erfolgreicher Unternehmer. Wie wichtig ist Ihrer Ansicht nach die Perspektive des Unternehmers zur Führung des Volkswirtschaftsdirektoriums?
Daniel Fässler: Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsförderung sind wichtige Aufgaben des Volkswirtschaftsdepartements. Der Volkswirtschaftsdirektor hat daher die wirtschaftlichen Zusammenhänge und Abläufe zu kennen, ein eigenes Unternehmen muss er deswegen nicht führen. Ich selber kenne die Seite der Unternehmer von klein auf, da ich in einem Gewerbebetrieb aufgewachsen bin. Seit 14 Jahren bin ich als selbständiger Anwalt selber Unternehmer. Vor allem aber kenne ich aus meiner Beratungstätigkeit die Situation von vielen Unternehmen, vom Kleinbetrieb bis zum Grosskonzern.

Ruedi Eberle: Sehr wichtig. Auch Landammann Bruno Koster hat sich verschiedentlich dahingehend geäussert, dass es ein Ziel sein muss, einen aktiven Unternehmer mit Erfahrung an die Spitze des Volkswirtschaftsdepartementes zu bekommen. Ein Volkswirtschaftsdirektor muss die täglichen Probleme aus der Praxis und nicht nur vom Hörensagen oder vom Studium her kennen. Nur so kann er das Vertrauen der Wirtschaft gewinnen.

Parteien spielen in Innerrhoden kaum eine Rolle, wird oft gesagt. Ist dennoch zu erwarten, dass bei einer Wahl Ihre Parteizugehörigkeit in der einen oder anderen Frage durchschimmern wird?
Ruedi Eberle: Nein. Die Parteien spielen auch in andern Kantonen in der Legislative, also im Parlament, eine grössere Rolle als in der Exekutive. In der Regierungsarbeit stellt man nämlich fest, dass die Parteizugehörigkeit eine sehr geringe bis überhaupt keine Rolle spielt. Das ist in Innerrhoden noch viel ausgeprägter der Fall, da hier die Parteien an sich schon kaum eine Rolle spielen, weil hier die Interessenvertreter von Bauern, Gewerbe und Arbeitnehmern diese Rolle übernehmen.

Daniel Fässler: Seit meiner Rückkehr nach Innerrhoden gehöre ich dem Kantonalen Gewerbeverband und der CVP an, die mich beide als ihren Kandidaten nominiert haben. Dies ist kein Zufall. Als unternehmerisch denkender und handelnder Anwalt bin ich wirtschaftserfahren und wirtschaftsorientiert. Als Mensch bin ich heimatverbunden, offen und konsensbestrebt. Die Nominationen durch den Bauernverband und die Arbeitnehmervereinigung zeigen, dass ich über Parteigrenzen hinweg breite Unterstützung geniesse. Bei meinen Entscheidungen würde daher das Allgemeinwohl die Richtschnur bilden.

Der Erfolg von Innerrhoden basiert auf dem Zusammenspiel von Bewahren und Erneuerung. Wo wollen Sie eher bewahren, wo ist Erneuerung gefragt?
Ruedi Eberle: Das gelebte Brauchtum sowie die gepflegte Landschaft müssen bewahrt werden. Dies steht in einem direkten Zusammenhang mit der Landwirtschaft. Neuerungen sind in der Schaffung von Arbeitsplätzen anzustreben, wobei Betriebe mit einer hohen Wertschöpfung und wenig Landverbrauch Priorität haben. Im Tourismus soll in einen sanften Tourismus investiert werden. Die Übernachtungszahlen sind zu steigern. Dies setzt wiederum Investitionen in neue Hotelbetten voraus.

Daniel Fässler: Meiner Doktorarbeit über die Innerrhoder Korporationen habe ich ein über 170 Jahre altes Zitat vorangestellt, das für sich spricht: «Nicht das Alte ist deswegen gut, weil es alt ist. Das Neue ist auch um deswillen nicht besser, weil es neu ist. Aber beide zu prüfen, und aus beiden das Gute, wo möglich das Beste zu ziehen; dies ist die Aufgabe, die wir für uns und unsre Nachkommenden zu lösen haben.» (Johannes Merz, 1776-1840). Der gute Umgang mit dem Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation ist für den Erfolg Innerrhodens entscheidend. Wir müssen uns aktiv weiterentwickeln, sollten dabei aber unsere Vergangenheit und unsere Besonderheiten achten. Dies ist und bleibt ein Balanceakt. Wir dürfen uns Neuem nicht verschliessen, müssen aber als etwas Besonderes erkennbar bleiben. Die Bauentwicklung bereitet mir gerade in dieser Hinsicht Sorge.

Der erwähnte Erfolg löst auch Ängste aus. Beispiel Steuerwettbewerb: Einige Bürger befürchten einen Ausverkauf der Heimat und ein Ansteigen der Bodenpreise aufgrund der wachsenden Attraktivität des Standorts auch im Ausland. Wie wollen Sie diesen Bedenken begegnen?
Ruedi Eberle: Auch jene Bürger, welche dies befürchten, stellen fest, dass nicht nur Steuern einen Standortvorteil darstellen. Die intakte Landschaft, der direkte Kontakt zu Verwaltung und Behörden, das herrliche Naherholungsgebiet sind weitere Vorteile. Die steigenden Bodenpreise sind vorwiegend in und um das Dorf Appenzell festzustellen. Davon profitieren die Aussenbezirke, welche mit günstigem Bauland neue Bürger anziehen können. Damit können sich die Dörfer ausserhalb des Hauptortes entwickeln und ihre Infrastruktur erhalten, beispielsweise ihre Schulen. Dank der starken Nachfrage bleiben auch die Aussenbezirke attraktiv, welche ansonsten mit Abwanderung zu kämpfen hätten und in einzelnen Fällen gar in eine Bedeutungslosigkeit abdriften würden. Der sogenannte Ausverkauf der Heimat wird durch gewisse Kreise zur Gefahr hochstilisiert. Die Zahlen beweisen etwas anderes. Ein grosser Teil der Bautätigkeit wird durch bisherige Einwohner ausgelöst, damit ist das vermeintliche Problem «hausgemacht».

Daniel Fässler: Ich bin kein Freund eines ruinösen Steuerwettbewerbs. Der Steuerwettbewerb zwischen den Kantonen ist aber eine Tatsache und hat den Vorteil, dass auf der Ausgabenseite öffentliche Dienstleistungen hinterfragt und optimiert werden. Von tiefen Steuern profitieren alle, hohe Bodenpreise sind eine Chance für die Aussengemeinden, denen es so zum Beispiel möglich wird, mit zuziehenden Familien ihre Schulen wieder besser auszulasten. Die wachsende Attraktivität Innerrhodens und steigenden Bodenpreise sind nicht allein eine Folge der tiefen Steuern, sondern Ausdruck dafür, dass Innerrhoden Vieles zu bieten hat: Einmalige Landschaft, gute Schulen, vielseitige Einkaufsmöglichkeiten, leistungsfähiges Gewerbe, traditionsbewusster Bauernstand, leistungsstarke Arbeitnehmer, schlanke Verwaltung, etc., etc.

In den nächsten Jahren warten Rekordinvestitionen auf das Zentrum, Stichwort Gesundheitszentrum und Gymnasium. Braucht es zusätzliche Massnahmen, um die Finanzkraft des Kantons zu erhalten?
Ruedi Eberle: Dies ist der entscheidende Punkt, wenn wir von Attraktivität reden. Durch die Steuerpolitik der letzten Jahre konnten einerseits alle Bevölkerungsschichten entlastet werden, anderseits ist das Steuersubstrat gewachsen. Trotz tiefen Steuern konnten alle nötigen Investitionen getätigt werden. Um auch in Zukunft ein eigenständiger Kanton zu bleiben, muss dies zwingend so weitergeführt werden, ansonsten können wir die erwähnten Aufgaben nicht mehr erfüllen. Wenn wir zum Beispiel das Spital schliessen würden, verlören wir über 100 Arbeitsplätze, der volkswirtschaftliche Nutzen von vier Millionen Franken ginge verloren und die Kosten stiegen durch ausserkantonale Hospitalisationen um eine weitere Millionen an. Aber um diese Investitionen zu tätigen, brauchen wir finanzielle Möglichkeiten.

Appenzell InnerrhodenAppenzell Innerrhoden / 22.04.2008 - 16:39:00