Doch noch Happy-End für mich und die Olma?
Die Olma und ich: Das ist eine Beziehung mit mehr Tiefen als Höhen - doch das versucht sie mich mit gemeinen Tricks jedes Jahr wieder vergessen zu lassen.
Die Olma und ich führen eine zwiespältige Beziehung. Als langjährige Anwohnerin des Messe-Geländes hat sich bei mir eine grosse, alles verachtende Abscheu für das grell-bunte, Käseduft-getränkte Treiben entwickelt – doch der Olma ist das egal, sie versucht mich jedes Jahr aufs Neue zu verführen. Dabei wendet dieses raffinierte Ding ganz perfide Mittel an, um mich doch noch rumzukriegen: Verärgert mich der Jahrmarkt direkt vor meinem Fenster, weil die Achterbahn auch um 23 Uhr immer noch mit gefühlten 250 Dezibel ihre Runden dreht, kotzt ein Achterbahn-Anfänger zu meiner Genugtuung seine Mitfahrer voll. Wird mir nach zwei Wochen Thai-Food-Stand direkt vor meiner Türe nur schon beim Wort «Frühlingsrolle» speiübel, so geht dem endlich die süss-saure Sauce aus. Und bin ich verärgert, weil einige Besucher wohl ein «Chlöschti» zuviel hatten und meine Hausecke als öffentliche Toilette missbrauchen, dann schenkt mir der Süssigkeitenhändler gleich nebenan gratis Zuckerwatte.
Und dann wiegelt die Olma sogar noch meine Freunde gegen mich auf, die mir jedes Jahr erneut eine Standpauke halten, weil mein St.Galler Herz nicht so ganz hundertprozentig für die Olma-Tradition schlägt. Aber bei aller Liebe zu Tradition – wer bitteschön hält denn schon den vierzehn Tage dauernden Bratwurst-und-Klosterbräu Marathon aus?
Diesen Oktober buhlt die Olma also einmal mehr um meine Gunst – und wer weiss, wenn endlich auch mal wieder Gratis-Eintritte für Anwohner drinliegen, gebe ich meiner liebsten St.Galler Hassliebe vielleicht sogar nochmals eine Chance.