
Diakonieforum der beiden Landeskirchen in Flawil
Flawil/SG. Rund 270 Freiwillige und Professionelle beider Landeskirchen der Region St. Gallen/Appenzell trafen sich zum ersten ökumenischen Diakonieforum.
Das Motto der Veranstaltungen „Vom Vorteil gut zu sein“ wurde an diesem Anlass aus verschiedenen Perspektiven vertieft und bearbeitet.
Den Auftakt machten mit Nora Guggenbühler und Ilona Himmelberger, zwei Mittelschülerinen aus Wil. Sie berichteten eindrücklich über ihre Projektarbeit zum Thema „Obdachlose“. Drei Wochen lebten sie als Obdachlose und Obdachlosen und erfuhren dabei Erstaunliches darüber, wie sich das Leben am Rande unserer Gesellschaft organisiert. Gemeinschaft, Vertrauen, Kreativität und Durchhaltewillen sind zentrale Werte, wenn man ohne festen Wohnsitz und geregelte Arbeitsverhältnisse bei uns überleben will. Und dann die Kontakte mit Menschen und Einrichtung, die unterstützen und helfen.
Die eindrücklichen Erfahrungen der jungen Frauen nahm Pater Niklaus Brantschen als Einstieg in sein Referat auf. Er führte so die Zuhörer in seiner ruhigen Art ein in seine Betrachtungsweisen zum Veranstaltungsthema. Im Zentrum von Brantschens Vortrag standen die vier Kardinaltugenden „Klugheit“, „Gerechtigkeit“, Tapferkeit“, und „Masshaltigkeit“ als Dreh und Angelpunkte auch für diakonisches Handeln. Er folgte dabei dem neu herausgekommenen ökumenischen Prospekt der beiden Landeskirchen zur Diakonie. Tiefgründige Wortspiele, anschauliche Geschichten und der aktive Einbezug der Zuhörerschaft in das Referat verwoben sich zu einem inspirierenden Hörgenuss, der die Hörerschaft die Zeit vergessen liess. Brantschen, Priester und Zen-Meister, verstand es sein Publikum auf eine Ebene zu führen, die den Alltag auflädt mit Energie und Perspektiven.
Mit Manfred Gehr und seinem „WOW-Prinzip“ kam das Thema „Gut sein“ vom Kopf hinunter in den Bauch. Alltägliche Widerstände überwinden mit einem Verhalten, das die Möglichkeiten sucht und sich nicht an den Widrigkeiten aufreibt. Mentaltraining, wie es im Spitzensport und im Management in den letzten Jahren Einzug gehalten hat. Mit konkreten Übungen erfuhren die Teilnehmer die Wirkungen von Denkhaltungen und erhielten konkrete Tipps, bei sich selber mit den Veränderungen zu beginnen. Lernpsychologie und positives Denken mit konkreten Auswirkungen.
Das Podium, geleitet von Petra Mühlhäuser, mit Bischof Markus Büchel und dem St.Galler Kirchenratspräsidenten Dölf Weder, zeigte klar den Willen beider Landeskirchen zum gemeinsamen Engagement. Dies ist auf der Ebene der Diakonie seit einigen Jahren praktischer Alltag. Diakonie sei subversives, von unten geleistetes Engagement der Kirchen, sagte Dölf Weder. Diakonie als Ebene, wo Freiwillige und professionelle Mitarbeiter die christliche Botschaft umsetzen und Kirche erlebbar und lebendig werden lassen. Durch die Diakonie zeigt die Kirche, wie rasch sie auf Veränderungen reagieren kann. Beide Kirchenvertreter ermunterten zum mutigen und auch aussergewöhnlichen Engagement. „Wir haben eine gute Botschaft zu verbreiten, das sollte immer wieder Ansporn sein“, sagte Bischof Markus Büchel.
Mit dem Programmteil „World-Cafe“ fand die Fülle der Inputs und Reflexionen auf der Ebene der Teilnehmer einen praxisorientierten Abschluss. Eigene Erfahrungen und Gehörtes wurden intensiv und kreativ ausdiskutiert. Bestehende Kontakte wurden vertieft und neue geknüpft. Das erste Diakonieforum war ein gelungener Einstieg in eine kirchliche Ausrichtung die sich klug, rechtschaffen, mutig und angemessen für eine solidarische Gesellschaft einsetzt.
Bilder:
1. Nora Guggenbühler und Ilona Himmelberger
2. Niklaus Brantschen
3. Manfred Gehr
4. World Café