
«Chilte und Wybe» im «3Eidgenossen»
Appenzell. Am kommenden Samstag lädt der Verein 3Eidgenossen zu einem besonderen Anlass. Christine Lauterburg ist zu Gast im Kulturlokal am Landsgemeindeplatz.
Zusammen mit dem Erzähler Jürg Stegmeier und dem Multi-Instrumentalisten Dide Marfurt bringt die Musikerin ein unvergleichliches musikalisches Erzählstück zur Aufführung.
Der bekannte Maler Franz Niklaus König beschreibt um 1814 diesen Begriff wie folgt: «Der Kiltgang (nächtlicher Besuch der Burschen bei den Mädchen) ist eine eingewurzelte und unvertilgbare Sitte im Kanton Bern. Die Jünglinge besuchen nämlich die Mädchen nachts, bald einzeln, bald in Gesellschaft. Der Weg geht durchs Fenster; vorher aber werden Zärtlichkeitsreden gehalten, die meist drollig genug sind; und auf diese folgt eine Art Kapitulation. Endlich auf dem Gade (obere Stube) angelangt, werden sie von den Mädchen mit Kirschwasser – erfrischt. Alles Weitere geht dann (wie man sagt) in der grössten Zucht und Ehrbarkeit zu.»
Auch in der Ostschweiz kannte (kennt?) man den Chiltgang: Zor Spini go. Junge Männer schleichen an die Häuser, wo Mädchen wohnen, steigen auf die Scheiterhaufen vor den Fenstern, pochen am Kammerfenster des Mädchens und bringen ihren Nachtspruch an. Darf er gar hineinschlüpfen, so wartet ihm die Holde mit einem Gläschen auf, und die Unterhaltung um die Heirat beginnt. Werden die Verliebten stille oder gar vertraut, so erscheint wohl plötzlich der Vater mit der Mutter in der Kammer, und es heisst: «Wer vor der Hochzeit den Ehemann spielt, ist pflichtig es bald im Ernst zu werden.»
Die Musikerin wuchs in Bern auf. Nach der Ausbildung zur Lehrerin jobbte sie in verschiedensten Berufen, bevor sie die Schauspielschule besuchte. Nach dem Abschluss besetzte sie viele Rollen im Theater und im Film in ganz Europa.
Schon als Kind hatte sie den Wunsch, Sängerin zu werden. Mit dreissig Jahren fand Lauterburg heraus, was sie singen kann: nämlich Lieder in ihrer Sprache und den uralten Juhz. Geige spielend, jodelnd, Vreneli ab em Guggisbärg singend, bereiste Christine Lauterburg die Welt und liess sich inspirieren. Ihre Teilnahme an einem Jodlerfest geriet fast zum Skandal. Der Eidgenössische Jodelverband ärgerte sich über den bunten Vogel, der seine eigene Tracht trägt und dreist daherjodelt, experimentiert, improvisiert, variiert, rhythmisiert …
Jürg Steigmeier ist ein grosser Kenner von Schweizer-Sagen und Märchen und obendrein ein brillanter Geschichtenerzähler. Die Badische Zeitung schreibt über ihn: «Was Jürg Steigmeier erzählt, gerät zur unerhörten Begebenheit, die sich jetzt gerade eben so und nicht anders ereignet hat. Vor allem aber ist er ein Ein-Mann-Theater, ein Schauspieler, der mit Haut und Haar, dabei fast ohne Requisiten, in eine Geschichte hineinspringt, mit vollem Einsatz von Körper und Sprache sich in seine Figuren verwandelt, sie zum Leben erweckt.»
Dide Marfurt spielt auf den unterschiedlichsten Instrumenten: Busuki, Dobro, Helvetische Sackpfeife, Drehleier, Bodràn, Xang aus. Nach der Berufslehre entdeckte er die irische Lebensfreude und lebte in Irland. Zurück in der Schweiz liess er sich von den «Ragazzi» anheuern. Zwischenzeitlich spielte er als Aushilfe bei der «Dodo Hug Band». Musikalisch nach Hause gekommen macht er nun Volksmusik mit Doppelbock & «eCHo».
Zu diesem Konzert lädt der Kulturverein 3Eidgenossen alle Interessierte freundlich ein. Das Lokal 3Eidgenossen am Landsgemeindeplatz in Appenzell ist ab 18.30 Uhr geöffnet.
Samstag, 14. Februar Appenzell (3Eidgenossen, Blumen Barbara am Landsgemeindeplatz), 20.15 Uhr
www.3eidgenossen.ch oder 071 787 38 48 bis Samstag, 14. Februar, 14 Uhr