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Bischof Büchel besucht die Strafanstalt Saxerriet

Salez/SG. Im Rahmen seiner Pastoralbesuche im Otmar-Jahr 2009 war Bischof Markus Büchel kürzlch zu Gast in der Strafanstalt Saxerriet.

Er begegnete der Anstaltsleitung und dem Personal und führte intensive und sehr offene Gespräche mit den Strafgefangenen. Den Besuch organisiert hatte der Gefängnisseelsorger Matthias Angehrn.

«Das Saxerriet» wirkt von weitem nicht wie eine Strafanstalt. Der Blick aus dem Gelände und den Gebäuden ist offen zum Hohen Kasten und weit über die Rheinebene. Mauern an der Grundstücksgrenze oder Gitter an den Fenstern gibt es nicht, die elektronische Schranke an den Geländegrenzen ist zwar da, aber unsichtbar. Bischof Markus Büchel und Franz Kreissl (Leiter Amt für Pastoral und Bildung) der den Bischof begleitet, sind beeindruckt vom Grossbetrieb Strafanstalt Saxerriet. Dazu gehören anstaltsinterne Industrie- und Gewerbebetriebe, eine Landwirtschaft mit Pferdepension für über 100 Tiere, verschiedene Produktions- und Werkstätten, Waldwirtschaft, eine Metzgerei oder die Kreativwerkstatt. Bunt und wunderschön präsentiert sich die Gärtnerei, geöffnet an sechs Tagen die Woche und Anziehungspunkt für Gartenfreunde aus nah und fern.

Zu wenig Strafgefangene
Erstaunt erfährt der Bischof auf seinem Rundgang, dass es in diesen Tagen im offenen Strafvollzug zu wenige Strafgefangene gibt, von 120 Anstaltsplätzen sind gut 90 belegt. Nicht nur die Zellen bleiben so leer, es fehlen dadurch Arbeitskräfte. Das sei unter anderem eine Folge der Revision des «Allgemeinen Teils» Strafgesetzbuch. Das seit 1. Januar 2007 geltende Sanktionenrecht kennt als Strafen die Freiheitsstrafe und zusätzlich die Geldstrafe, die gemeinnützige Arbeit und die Busse als Geldsummenstrafe. Freiheitsstrafen unter zwei Jahren können zudem bedingt ausgefällt werden. Freiheitsstrafen von weniger als sechs Monaten dürfen nur ausnahmsweise ausgefällt werden, erklärt Direktor Martin Vinzens. Zum Vergleich: 1984 waren 42 Personen auf der Warteliste, um ihre Strafe anzutreten, die durchschnittliche Haftdauer betrug 23 Monate, heute sind es noch 13.

Wertschätzung ausdrücken
Zusammen mit der Anstaltsleitung hatte Martin Vinzens den Bischof im Personaltrakt über die Strafanstalt informiert. Markus Büchel seinerseits fasste vor dem Personal den Grund seines Pastoralbesuches zusammen: allen die hier arbeiten Wertschätzung ausdrücken und Gefangene besuchen. Die Seelsorge in der Strafanstalt Saxerriet ist für ihn ein wichtiger Bestandteil der pastoralen Arbeit im Bistum St. Gallen. In Matthäus 25,36 wird das Besuchen der Gefangenen als Werk der Barmherzigkeit deutlich hervorgehoben. «…denn ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen».

Nicht freiwillig
So idyllisch die Anlagen der Strafanstalt wirken, kein Gefangener ist freiwillig hier. Das Gefühl, in bestimmten Situationen versagt zu haben und deshalb ein Stück der Lebenszeit hier zu verbringen, getrennt zu sein von der Familie und von Freunden, ist nicht leicht zu ertragen. Eine Hilfe für die Betroffenen ist die Gefängnisseelsorge, in der Matthias Angehrn auf katholischer Seite und Peter Willi auf reformierter eng und gut zusammen arbeiten. Besuche an den Arbeitsplätzen, Gespräche einzeln oder in Gruppen, gelegentliche Gottesdienste und Andachten, und neu die Kaffeerunden im Seelsorgeraum «Quo vadis» sind wichtige Elemente in der Gefangenenbetreuung. Bischof Markus Büchel unterhält sich an diesem Tag bei Kaffee und Guetsli mit Gefangenen, «Quo vadis» steht offen. Die Gespräche sind offen, teils ein schonungsloses Bilanzziehen der eigenen Situation, teils auch ein Klagen über Vorschriften der Strafanstalt oder das gefasste Strafmass.

Würde aller Menschen
Mit einem Gottesdienst in familiärem Rahmen beschliesst der Bischof seinen Pastoralbesuch im Saxerriet. In einer kurzen Ansprache betont der Bischof den Wert und die Würde aller Menschen. Persönliche Worte fallen auf «beiden Seiten», die Freude über die Begegnungen ist nicht nur bei den Gefangenen spürbar, sondern auch beim Bischof. Zum Abschied ruft ein Inhaftierter dem Bischof zu: «Jetzt bin ich schon mehr als 12 Jahre im Knast und habe noch nie einen echten Bischof gesehen».

St.GallenSt.Gallen / 28.05.2009 - 09:37:54