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Bauchoperationen ohne Narben – keine Zukunftsmusik

St.Gallen. Am Kantonsspital wird eine neue Operationsmethode praktiziert, welche keine sichtbaren Narben hinterlässt. Operiert wird durch natürliche Zugänge.

Im September 2008 wurde an der Klinik für Chirurgie, Kantonsspital St.Gallen die erste Gallenblase chirurgisch entfernt, ohne sichtbaren Schnitt in der Bauchdecke. Die neue Operationsmethode nennt sich «Natural Orifice Transluminal Endoscopy Surgery (NOTES)». Operiert wird über natürliche Zugänge wie zum Beispiel durch die Scheide oder den Nabel. Mittlerweile sind am Kantonsspital St.Gallen bereits über 70 transvaginale Gallenblasen und Dickdarmoperationen erfolgreich durchgeführt worden.

Silke Meier (Name geändert) sitzt im Restaurant des Spitals vor einem Kaffee. Am Morgen noch war sie im Operationssaal im Kantonsspital St.Gallen. Die St.Galler Chirurgen haben ihr die Gallenblase entfernt. Mit Hilfe der NOTES-Technik wurde das Organ durch die Scheide geborgen. Was ungewöhnlich klingt, ist eine neue Operationstechnik, die für Frauen besonders schonend und kosmetisch perfekt ist. Bislang wurden Gallenblasen durch einen grossen Schnitt im Oberbauch oder durch minimal-invasive Technik, also mittels eines Schnitts am Bauchnabel und mehrerer Schnitte im Oberbauch entfernt. Mit Hilfe einer Kamera und mehreren Instrumenten konnte die Gallenblase dann durch den vergrösserten Schnitt am Bauchnabel herausgenommen werden. Die dabei entstehenden Wunden schmerzen, verheilen nicht sofort und sind ein Leben lang sichtbar.

Spurlose Operationsmethode
An Silke Meiers Bauch sind keine Narben zu sehen: die transvaginale Gallenblasenentfernung hat keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Der Chirurg Dr. Andreas Zerz, Leitender Arzt am Kantonsspital St.Gallen, erklärt: «Bei der transvaginalen Methode führen wir unsere Instrumente durch Ventilhülsen aus Kunststoff durch die hintere Scheidenwand der Frau in den Bauchraum ein. Durch diesen schmerzlosen Zugang werden die Instrumente an den Ort geführt, wo operiert werden soll. Zusätzlich wird die Kamera durch den
Bauchnabel eingeführt. So können die Operateure über einen Bildschirm genau sehen, wo Organe und Blutgefässe liegen. Der Schnitt im Bauchnabel hinterlässt keine sichtbare Narbe. Die Entfernung der Gallenblase erfolgt dann mittels Bergesack durch die Scheide. Die Operation dauert zwischen 45 und 60 Minuten, genauso lange wie bei der so genannten Schlüssellochchirurgie.»

Vorteile für Patientinnen
Neben dem hervorragenden kosmetischen Ergebnis birgt die Operation weitere Vorteile für die Patientinnen: Das Risiko für Narbenbrüche und Wundinfektionen ist gering, die Schmerzen nach dem Eingriff sind minim. Vollständig vermeiden kann man sie aber nicht: Ausgelöst werden sie durch das Kohlendioxid, das während der Operation zur besseren Sicht in den Bauch der Patientin geleitet wird.

Das Gas kann bis zu 24 Stunden nach der Operation ein Drücken in der Magengegend und der rechten Schulter verursachen. Silke Meier hat Glück und keine Schmerzen. «Ich kann bereits morgen wieder nach Hause zu meiner Familie,» sagt die 35-jährige Mutter. Im Durchschnitt bleiben die Patientinnen ein bis zwei Tage im Spital.

Gezögert hat Frau Meier nicht, als es um das Wählen der Operationsmethode ging. Sie wurde vor der Operation umfangreich aufgeklärt und hatte keine Angst vor dem Eingriff. Zudem wurde sie vor der Operation von ihrem Frauenarzt gründlich untersucht.

NOTES – Zukunftsmusik in der Chirurgie

«Natural Orifice Transluminal Endoscopy Surgery (NOTES)» bedeutet auf Deutsch «Endoskopisches Operieren über natürliche Zugangswege». Die Klinik für Chirurgie des Kantonsspitals St.Gallen ist weltweit eine der ersten Kliniken, die diese Methode routinemässig anwendet und weiterentwickelt. Mittlerweile wurden 60 transvaginale Entfernungen der Gallenblase durchgeführt. Operiert wurden Frauen im Alter zwischen 18 und 86 Jahren. Grundsätzlich kann der Eingriff an jeder Frau vorgenommen werden. Vor der Operation ist eine Untersuchung durch den Frauenarzt notwendig, um Risiken zu vermeiden. Das Notes-Verfahren ist ein grosser Zukunftsbereich in der Chirurgie. Neben der Gallenblasenoperation wurden im Kantonsspital St.Gallen bereits über 15 Dickdarmeingriffe und weitere Bauchoperationen erfolgreich durchgeführt.

St.GallenSt.Gallen / 27.02.2009 - 12:04:42