«So einfach wie möglich, aber nicht einfacher»

Er hat über 50 Bücher veröffentlicht, die in 20 Sprachen übersetzt wurden und ihm alle wichtigen Jugendbuchpreise eingebracht haben: Heute feiert Max Bolliger in Weesen SG seinen 80. Geburtstag.

Eigentlich habe er auf eine einsame Insel gehen wollen, gestand Bolliger der SDA, doch das sei nun verhindert worden. Denn zwei Tage nach seinem Geburtstag, am 25. April, wird er im Kunst(zeug)haus Rapperswil mit einem Konzert nach seinem Text «Das schönste Lied» geehrt. Die bekannte Schauspielerin Mona Petri wirkt als Erzählerin. «Eine schöne Sache», freut sich Bolliger.

Dass er einmal Bücher machen würde, wusste er schon als Schüler. Weil die winzige Bibliothek seiner Schule in Braunwald SG nur 39 Bände enthielt, beschloss er, später selber welche zu schreiben, «damit der Welt die Bücher nicht ausgehen».

Das Gelübde hat er gut befolgt. Die meisten seiner Geschichten wurden Kinderzimmer-Klassiker und jahrzehntelang immer wieder neu aufgelegt: «Eine Wintergeschichte» etwa, die Bibelnacherzählungen «David», «Joseph», «Der Regenbogen» oder seine zahlreichen Weihnachts- und Ostergeschichten.

Liebe zur Kürze
Bevor er vom Schreiben leben konnte, war Bolliger Pädagoge: Nach dem Lehrerseminar wirkte er zunächst als Dorfschullehrer. Anschliessend studierte er Heilpädagogik und Psychologie und arbeitete zwei Jahre in Luxemburg als Heilpädagoge und zehn Jahre als Sonderschullehrer in der Zürcher Gemeinde Adliswil.
Von Haus aus sei er eigentlich Lyriker, sagt der gebürtige Glarner. Seine erste Publikation war denn 1953 auch ein Gedichtband, gefolgt von Erzählungen für Erwachsene. Er brachte es auf diesem Gebiet zu einiger Meisterschaft und wurde 1957 mit dem Lyrikpreis von Radio Basel und 1965 mit dem Ringier-Feuilleton-Preis belohnt.

Mit den Genres Lyrik und Erzählung haben die Bilderbuchtexte das gemeinsam, was dem Autor am wichtigsten ist: «Konzentration auf das Wesentliche». Er hält es dabei mit Einstein: «Es soll so einfach wie möglich gemacht sein, aber nicht einfacher». Das will hart erkämpft sein: Er überarbeitet nach eigenen Aussagen jede Seite mindestens zehn Mal vollkommen.

Spezialität Bibel
Eine seiner Spezialitäten ist die Bibelnacherzählung. Dabei kam er keineswegs aus einem religiösen Haushalt. Als er als Lehrer Biblische Geschichte unterrichten musste, sei ihm das zunächst schwergefallen, sagt er. Aber bei der Bibellektüre habe er begriffen: «In diesem Buch steht alles, was die Menschen bewegt».
Für seine kindgerechten Aufbereitungen des Buchs der Bücher erhielt Bolliger 1983 und 1992 den katholischen Kinderbuchpreis der Deutschen Bischofskonferenz und 1994 den Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Zürich 1994 den Ehrendoktor.

Weitere Auszeichnungen waren 1966 der Deutsche und 1973 der Schweizerische Jugendliteraturpreis, 1974 der C.-F.-Meyer-Preis, 1976 der «Silberne Griffel» und 2005 der Grosse Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.

Erste Sendung für Vorschulkinder
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war Bolliger unter anderem für Fernsehen DRS tätig und zeichnete für das «Spielhaus», die erste Schweizer Sendung für Vorschulkinder, verantwortlich. Bis 1994 war er zudem Lehrbeauftragter für Jugendliteratur am Kantonalen Lehrerseminar in Zürich.

Schreiben tut er immer noch. «Aber jetzt muss ich nicht mehr», sagt der 80-Jährige erleichtert.

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