Frische Ideen für die «Alte Kanzlei»

Die Gemeinde Reute hat im Jahre 1991 die Liegenschaft «Alte Kanzlei» von einer privaten Miteigentümergemeinschaft gekauft. Bereits in den Jahren 1991 und 1992 lagen Umnutzungs- und Sanierungsprojekte für das Objekt vor. Seit dem Erwerb durch die Gemeinde wurde jeweils der kleine Unterhalt erledigt, jedoch keine grösseren Renovationen an die Hand genommen.

Es ist nun an der Zeit sich Gedanken über eine Sanierung der Liegenschaft «Alte Kanzlei» zu machen. Die Sanierung der Liegenschaft soll aber nicht überstürzt realisiert werden, sondern der Entscheid soll in den Köpfen reifen und die Einwohnerschaft gut informiert und miteinbezogen werden.

Gemeindepräsident Arthur Sturzenegger ist überzeugt, dass diesem alten ehrwürdigen Haus in Reute Sorge getragen werden muss. Die Gemeinde habe mit dem Erwerb im Jahre 1991 einen ersten Schritt getan und nun müssen weitere folgen, damit die Liegenschaft weiter bewohnbar bleibe und im Dorfbild als Wahrzeichen erhalten bleibe, ist er überzeugt.

Geschütztes Kulturobjekt
Die Liegenschaft «Alte Kanzlei» ist ein geschütztes Kulturobjekt und steht innerhalb der Ortsbildschutzzone. Bei einer Sanierung ist mit grösster Sorgfalt vorzugehen, und alle Bauarbeiten in Absprache mit der Denkmalpflege AR zu planen und zu realisieren.

Erich Sieber, Mitinhaber des Architekturbüros SFG in Widnau mit Zweigniederlassung in Mohren, wurde vom Gemeinderat Reute für eine Projektstudie mit Varianten und Etappierung der Sanierung der Liegenschaft «Alte Kanzlei» beauftragt.

Hygiene und Komfort ungenügend
Im Jahre 1866 wurde der östliche Gebäudeteil und 1874 der westliche Gebäudeteil, als Fabrikantenhaus errichtet. Das Haus ist heute in zwei Wohnungen und im Erdgeschoss eine Vereinsräumlichkeit eingeteilt. Beide Wohnungen haben einen sehr einfachen Ausbaustandard. Die Gebäudehülle ist energietechnisch ungenügend und die Wohnhygiene und der Wohnkomfort sind nach heutiger Ansicht ungenügend. Der Sanierungsbedarf ist auch nach aussen sichtbar. Die Fenster am ganzen Gebäude sind einfach verglast und meist in einem schlechten Zustand. Die Gebäudehülle ist nicht isoliert. Der Innenausbau ist einfach und veraltet, das Bad in der Wohnung West ist heute noch ein Provisorium und kaum benutzbar. Das Haus ist mit je einem Kachelofen in beiden Wohnungen beheizt. Nachträglich sind in einzelnen Zimmer Elektroöfen installiert worden. Die Elektroanlagen sind komplett zu ersetzen, da sie nicht mehr den Anforderungen entsprechen.

Achitekten präsentierten «sanfte» Renovation
Vor kurzem haben die Architekten jetzt verschiedene Lösungsmöglichkeiten zur Sanierung der Liegenschaft präsentiert. Aussen bleibt das Gebäude dabei weitgehend unverändert. Die Fassaden werden wieder instandgestellt und die Fenster nach den Vorgaben der Denkmalpflege erneuert. Das Dach wird wärmegedämmt.

Im Innern muss hingegen einiges vollständig ersetzt werden. Die Elektroanlagen, Sanitärleitungen und -anlagen, die Küchen und Bodenbeläge werden ersetzt. Die Wand- und Deckverkleidungen erhalten einen Neuanstrich. Eine Zentralheizung wird ebenfalls vorgesehen. Bei der sanften Renovation ist jedoch zu berücksichtigen, dass keine vollständige Wärmedämmung realisiert wird. Die ungenügende Raumhöhe im ersten Obergeschoss wird nicht korrigiert und die Tragfähigkeit der einzelnen Decken wird nicht verbessert. Obwohl die sanfte Renovation einschneidende Eingriffe in die bestehende Bausubstanz bringt, ist dies doch nur eine mittelfristige Lösung. Die Baukosten für die «sanfte Renovation» werden auf 822’000 Franken geschätzt.

Gebäude muss teilweise ausgehöhlt werden
Die äussere Renovation wird analog der sanften Renovation aufgeführt. Die Fassaden werden instand gestellt und neu gestrichen. Im Inneren werden alle baulichen Massnahmen für eine zweckmässige Nutzung realisiert. Im Erdgeschoss wird ein Vereinslokal, analogt der heutigen Nutzung, realisiert, wobei die Zugänglichkeit verbessert wird. Die beiden Wohnungen, Ost und West, werden symmetrisch angelegt und mit einem zeitgemässen Ausbaustandard für Mietwohnungen versehen. Dazu müssten die Gebäudeteile teilweise ausgehöhlt werden. Eine komplette energietechnische Sanierung ist selbstverständlich sowie der Einbau einer modernen Zentralheizung. Die Baukosten für die umfassende Sanierung wird mit einem Kostenaufwand von 992’000 Franken geschätzt. Als Option könnte das Dachgeschoss, welches heute nur minimal genutzt wird, als Wohnraum ausgebaut werden. Die Option, Ausbau Dachgeschoss, wird nochmals mit Kosten von 117’000 Franken, veranschlagt.

Langjähriges Projekt
Bei beiden Varianten besteht die Möglichkeit zur Etappierung der Bauarbeiten. Die Sanierung der Liegenschaft ist als mehrjähriges Projekt geplant. Es ist geplant, dass im Herbst 2007 über die Sanierung der Liegenschaft abgestimmt werden kann. Über welche Variante abgestimmt werden soll, darüber sollen sich die Einwohner von Reute Gedanken machen und ihre Meinungen in die politischen Gruppierungen tragen. Der Gemeinderat Reute beabsichtigt, nur eine breit abgestützte Variante zur Abstimmung vorzulegen.


Geführte Besichtigung
Am Samstag, 14. April, besteht um 10 Uhr und um 10.45 Uhr die Möglichkeit die Wohnung Ost der «Alten Kanzlei» zu besichtigen. Die Besichtigung wird vom verantwortlichen Architekten Erich Sieber, Mohren, geführt.

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